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Zu item 2.1: Was ist für Dich Familie?

Unterrichtssequenz in Anlehnung an 2.1 Qualität des Feedbacks

Einstieg

Die Lehrkraft zeigt einen Bildimpuls, auf dem verschiedene Formen familiären Zusammenlebens („traditionelle“ Familie mit Vater, Mutter, Kind – Alleinerziehender Vater mit Kind – gleichgeschlechtliches Paar mit Kind, …) abgebildet sind. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben das Abgebildete und nennen das Thema „Familie“. Daraufhin bittet die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler um Meinungsäußerungen unter der Fragestellung „Was ist für Dich Familie?“. Eine Schülerin bezweifelt, dass man beim alleinerziehenden Vater mit Kind von Familie sprechen könne, da die Mutter fehle. Eine andere Schülerin insistiert, dass ihr Meerscheinchen zur Familie gehöre und dieses ihr viel wichtiger sei, als ihr Bruder. Ein weiterer Schüler äußert, dass gleichgeschlechtliche Paare keine echte, sondern eine „ziemlich komische Familie“ darstellen würden. Alle drei Äußerungen führen zu Protesten von Seiten anderer Mitschülerinnen und Mitschüler. Diese fallen ins Wort und äußern deutlich, dass sie die geschilderte Auffassung nicht teilen. Die Lehrkraft besteht darauf, dass in einem ersten Schritt jede und jeder seine Auffassung äußern darf, ohne dass diese (negativ) kommentiert wird: „Einen Moment bitte, wir sammeln Meinungen. Man kann die Meinung vertreten, dass das Meerschweinchen zur Familie gehört und man kann die Meinung vertreten, dass es nicht zur Familie gehört. Seid aber fair zueinander, respektiert die Meinung eurer Mitschülerinnen und Mitschüler, auch wenn ihr eine andere habt.“

In einem zweiten Schritt beziehen die Schülerinnen und Schüler zu den Familienvorstellungen Position und begründen, weswegen sie die eine oder andere geschilderte Auffassung teilen oder eben nicht. Hierbei achtet die Lehrkraft darauf, dass Regeln „guter“ Kommunikation beachtet werden: Schülerinnen und Schüler lassen sich gegenseitig aussprechen, abweichende Auffassungen werden in angemessenem Ton und sachlich vorgetragen, das heißt ohne die Auffassung der anderen Person beleidigend zu kommentieren usw.

Überleitung

Die Lehrkraft weist daraufhin, dass unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine Familie ist, nicht nur in der Klasse, sondern auch in der Bevölkerung und in der Politik vorhanden sind. Zudem hat sich das Familienbild im Laufe der Jahrzehnte geändert und es divergiert auch je nach Kulturraum. Ziel dieser Stunde soll sein zu erarbeiten, wie „Familie“ in Deutschland (rechtlich) definiert wird, worauf dies gründet und welche Familienformen in welcher Anzahl vorhanden sind. 

Erarbeitung

Die Schülerinnen und Schüler erhalten (arbeitsteilig) jeweils ein Arbeitsblatt zu den Aspekten a) Definition des Begriffs Familie durch GG und Rechtsprechung b) Verteilung von Familienformen in Deutschland im Längsschnitt (Diagramm) und c) Aufgaben einer Familie (Pflege, Erziehung, Schutz vor Gefährdungen usw.) und erarbeiten dieses zunächst in Einzelarbeit. Im Anschluss tauschen sie sich in Dreiergruppen (Schülerinnen und Schüler mit Arbeitsblättern selben Inhalts) aus, diskutieren ggfs. unterschiedliche Lösungen und vergewissern sich durch Abgleich der Ergebnisse. Im Anschluss finden sie sich in gemischten Dreiergruppen zusammen, in denen Expertinnen und Experten des jeweiligen Teilaspektes (a, b, c) vertreten sind. Diese berichten nacheinander vom jeweils Erarbeiteten, woraufhin im Anschluss gemeinsam ein zusammenfassendes Sicherungsblatt ausgefüllt wird.

Sicherung und Anwendung / Vertiefung

Das Sicherungsblatt wird nun im Plenum besprochen. Hier haben die Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, ihre in der ersten Phase der Stunde geäußerten Vorstellungen zu revidieren bzw. Verständnis für andere Positionen zu entwickeln. Schülerinnen und Schüler oder auch die Lehrkraft haben hier die Möglichkeit, auf die in der Einstiegsphase getätigten Äußerungen einzugehen. Der alleinerziehende Vater mit Kind ist (nicht nur) rechtlich gesehen ganz klar eine Familie und kann natürlich der Familie zugewiesene Aufgaben wahrnehmen. Rechtlich gesehen gehört das Meerschweinchen einer Schülerin nicht zur Familie, aber für die Schülerin selbst kann es natürlich, auch begründet über die Wahrnehmung familientypischer Aufgaben, dazugehören. Dass ein Schüler das gleichgeschlechtliche Paar als „ziemlich komische Familie“ bezeichnet rührt vielleicht daher, dass nur wenige Schülerinnen und Schüler gleichgeschlechtliche Paare kennen oder entsprechende Kontakte pflegen. Diese Familienform ist, und das zeigt der Längsschnitt, zwar deutlich häufiger vorhanden als in vergangenen Jahrzehnten, jedoch immer noch unterproportional. Vertiefend kann an dieser Stelle nochmals darauf eingegangen werden, dass die (vermutlich in der Klasse wenig umstrittenen) Aufgaben einer Familie in ganz unterschiedlicher Konstellation von ganz unterschiedlichen Personen wahrgenommen werden können.

Kommentar:

Konstruktives und effektives Feedback sind zentral in dieser Stunde. Schülerinnen und Schüler erhalten die Möglichkeit (und werden ggfs. aktiv aufgefordert) ihre Alltagsvorstellungen, Präkonzepte, Vor-Urteile und Meinungen einzubringen. Diese werden von der Lehrkraft respektvoll entgegengenommen, negative Kommentare von Seiten verschiedener Schülerinnen und Schüler werden zurückgewiesen und die Einhaltung der Regeln „guter Kommunikation“ einfordert. Gleichzeitig vermittelt die Lehrkraft klar, dass unterschiedliche Auffassungen ausdrücklich „erlaubt“ sind und angstfrei in den Unterricht eingebracht werden sollen. Eine Beschäftigung mit der Thematik am Ende kann dazu führen, dass die eingebrachte Position (teilweise) revidiert oder aber auch nachhaltig, weil inhaltlich gestärkt, vertreten werden kann. Zudem werden die politischen und rechtlichen Vorstellungen und Meinungen der Schülerinnen und Schüler durch die Konfrontation mit den Begrifflichkeiten der Familie laut Grundgesetz und Rechtsprechung komplexer. Durch die sachlich-konstruktiven Hilfestellungen der Lehrkraft und des Unterrichtsmaterials wird zur weiteren Mitarbeit motiviert und der Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler wird unterstützt.

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