1.3. Herausfordernde Aufgaben und Fragen
Im Unterricht wird mit Fragen und Aufgaben gearbeitet, die die SchülerInnen und Schüler zur vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten herausfordern.
Auch wenn es aufgrund normativer Aspekte keine einheitliche Definition dazu geben kann, was „guter“ Politikunterricht ist (Achour et al. 2020, S. 15), so lassen sich hierfür folgende Ziele finden:
- „Interesse an Politik wecken,
- Schülerinnen und Schüler mit Instrumenten und Kompetenzen auszustatten, die sie zur selbstständigen Analyse und Beurteilung politischer Probleme, Konflikte oder Sachfragen befähigen,
- sie zur politischen Befähigung zu ermutigen und ihnen dazu entsprechende Handlungskompetenzen zu vermitteln […]“. (ebd. S. 15)
Zu den Kernaufgaben einer Lehrkraft gehört neben dem Führen von Unterrichtsgesprächen das Stellen von Lern- und (von diesen gesondert zu betrachtenden) Leistungsaufgaben, welche weder zur Über- noch zur Unterforderung beitragen.
Dabei sollte die Formulierung von Arbeitsaufträgen und Aufgaben auf Basis von Operatoren erfolgen und alle drei Anforderungsbereiche einschließen.
Besonders die Lernaufgaben mit ihren unterschiedlichen Aufgabenkulturen (vgl. Autorengruppe Fachdidaktik 2016, S. 169) sind in diesem Zusammenhang relevant und haben verschiedenste Ausprägungen für den Gemeinschaftskundeunterricht (z.B. diagnostische, problemorientierte, verantwortungsorientierte Aufgaben, dann Diskussions-, Erkundungs-, Forschungs-, Gestaltungs-, Vermittlungs-, Interaktions-, Interventions- und Entscheidungsaufgaben (vgl. Reinhardt 2018, S. 259). Die Schülerinnen und Schüler sollen zu einem „learning pit“ (vgl. Nottingham 2017) herangeführt werden, bei dem ihnen Aufgaben geboten werden, die zu einer vertieften Auseinandersetzung führen sollen. Hier können auch Differenzierungsansätze genutzt werden, um die Schülerinnen und Schüler individuell zu fordern und zu fördern.
Eine problemorientierte Unterrichtsplanung ermöglicht herausfordernde Aufgaben, da Konzepte dekonstruiert und neu erarbeitet werden müssen. Dafür gibt es zahlreiche methodische Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Dilemma-Methode, die Fall- oder Konfliktanalyse, die Szenario-Technik oder die Mystery-Methode. Das Auslösen kognitiver Konflikte ist das zentrale Merkmal der genannten Methoden. Schülerinnen und Schüler erfahren, dass das Reproduzieren von Wissen nicht zum Erfolg führt, sondern eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten erfordert.
Dabei erleben sich die Lernenden selbstwirksam, indem sie ihre eigenen Kompetenzen erweitern und dazu nutzen, diese auf neue Situationen zu transferieren.
Die Lehrkraft soll es durch eine vielfältige Aufgabenauswahl den SchülerInnen und Schülern ermöglichen, zu nachhaltigen Lernergebnissen zu gelangen. Dafür brauchen die Schülerinnen und Schüler entsprechende methodische und soziale Kompetenzen, um erfolgreich in einem solchen Unterrichtssetting arbeiten können.
Im gymnasialen Bereich ist darauf zu achten, dass auch die systemische Ebene erreicht wird. Weiter können nach der Urteilsphase auch weiterführende Lösungsansätze besprochen werden, die die Exemplarität des ausgewählten Problems für die Schülerinnen und Schüler verdeutlichen.
Quellenangaben:
- Achour, Sabine et al. (2020): Methodentraining für den Politikunterricht, Frankfurt/M.
- Autorengruppe Fachdidaktik (Hrsg.) (2016): Was ist gute politische Bildung? Leitfaden für den sozialwissenschaftlichen Unterricht, Schwalbach/Ts.
- Nottingham, James (2017): The Learning Challenge, Dallas
- Reinhardt, Volker (Hrsg.) (2018): Wirksamer Politikunterricht, Baltmannsweiler