Unterrichtsbeispiel
Hinweis Barrierefreiheit
Das nachfolgende Material enthält Elemente, die nicht barrierefrei sind.
Spielvermittlung im Basketball
Direkter Bezug zu Item 1.1 Verständnisorientierung
Item: Der Unterricht hat einen klaren Fokus auf die zentralen Inhalte, die von den Schülerinnen und Schülern verstanden werden sollen.
Direkter Bezug zu Item 1.3 Herausfordernde Aufgaben
Item: Im Unterricht wird mit Fragen und Aufgaben gearbeitet, die die Schülerinnen und Schüler zur vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten herausfordern.
Im Folgenden wird eine mögliche Unterrichtssequenz zum Thema „Spielvermittlung im Basketball“ dargestellt. Im Anschluss daran wird aufgezeigt, wie sich die Items 1.1 und 1.3 darin widerspiegeln.
Dabei werden Aspekte ausgeführt, die verdeutlichen, wie durch die Unterrichtsplanung und -vorbereitung eine Hilfestellung durch Materialien, Methoden sowie vorüberlegte Frageimpulse erreicht werden kann. Die Lehrkraft ermöglicht somit einen klaren Fokus auf die zentralen Inhalte und stellt herausfordernde Aufgaben.
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Unterrichtsverlauf |
Intentionen/Hinweise/Medien |
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Einleitender Teil - Allgemeine Erwärmung z. B. mit Bällen - Spez. Erwärmung z. B. Parteiball, Drills zum Positionswurf |
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Hauptteil 1. Spielechte Spielform: 2 : 1 auf einen Korb Aufgabe: Lehrkraft formuliert das Ziel, die Überzahl möglichst geschickt auszunutzen und zu einfachen Wurfsituationen, also möglichst freistehend und/oder nah am Korb, zu kommen. |
Intention: Die Lernenden sollen das Spiel erleben, die Spielidee verstehen und Erfahrungen sammeln, um ein Spielverständnis zu entwickeln. Hinweise: Die Lerngruppe wird in 3er-Teams aufgeteilt. Bei ausreichender Korbanzahl erhält jeder Dreiergruppe einen Korb, sonst teilen sich zwei Gruppen einen Korb und greifen abwechselnd an Mögliche Vorgaben: Offensive Verteidigung, gegebenenfalls mit Zusatzregel zur Anzahl der max. Ballkontakte (z. B. zwei oder drei). |
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2. Entwicklung des taktischen Verständnisses durch Reflexion „Was muss ich tun?“ Aufgabe: Lehrkraft stellt Fragen zum Taktikverständnis. Beispiele: Was tust du mit Ball? Welche Entscheidung triffst du, wenn du von dem Abwehrspieler attackiert wirst? Was tust du ohne Ball? Was musst du tun, damit dich ein Mitspieler anspielt? Wann ist die beste Zeit zum Passen? Wo kann sich dein Mitspieler aufhalten? Welche Möglichkeiten hast du noch? |
Intention: Die Fragen sollen das Spielverständnis wecken und eine Reflexion der aktuellen Spielhandlungen provozieren. Material: Taktikboard Hinweise: Vorrangiges taktisches Problem: Korb attackieren Verhalten Ballführer: „Zum Korb ziehen, wenn ich nicht verteidigt werde; Passen, wenn ich unter Druck gerate“ Werde ich angegriffen, spiele ich, wenn möglich nach seitlich vorne ab. Ansonsten setze ich das Dribbling ggf. bis zum Korbwurf fort. Verhalten Mitspieler: „Freilaufen“ Sucht der Ballführer Blickkontakt, stelle ich mich auf den Pass ein und signalisiere im richtigen Moment Anspielbereitschaft. Bin ich nicht anspielbar, versuche ich mich frei zu laufen |
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3. (wenn nötig) Übung der technischen Fertigkeiten „ Wie muss ich es tun?“ Aufgabe: a) Lehrkraft stellt Fragen zum Technikwissen Beispiele: Welchen Abschluss strebst du an? Wie ziehst du zum Korb? Wie passt du gegebenenfalls deinem Mitspieler? b) Übung des Korblegers im 2 : 1 Kontinuum, Verteidiger entscheidet sich eindeutig für ein Verhalten (Ballführer attackieren oder nicht) |
Intention: Die Fragen sollen das Technikwissen verbessern. Hinweise:
![]() Grundsätzlich sollten Techniken nicht isoliert, sondern im Kontext einer vereinfachten Spielsituation, geübt werden. Dies erhöht die Chance, dass Schülerinnen und Schüler die erworbenen Elemente erfolgreich im Spiel anwenden können. Organisation: 2 : 1 Kontinuum siehe Abb. 1 |
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4. Spielform (Spielecht) wie 1. oder erweitert Aufgabe: „Spielen auf höherem Niveau“ |
Intention: Die Schülerinnen und Schüler spielen auf einem höheren Niveau Hinweise: Die Schülerinnen und Schüler spielen wieder das Spiel 2 : 1 Gegebenenfalls Differenzierung: Ein Teil der Gruppe spielt weiter 2 : 1, ein Teil der Gruppe spielt 2: 2 |
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Abschluss Sicherung der Ergebnisse |
1.1 Unterrichtsbeispiel aus dem Basketball (z. B. Klasse 7)

Abb. 1
Unterstützung der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Verständnisorientierung und der Arbeit mit herausfordernden Aufgaben durch Methoden, Arbeitsauftrag sowie Material
Arbeitsauftrag
Die Spielvermittlung TGFU erfordert, dass die Lernenden Zeit erhalten, über taktische Fragen nachzudenken, selbständig verschiedene Lösungswege und -möglichkeiten auszuprobieren und anschließend zu reflektieren . Die Wahl der Spielform (2 : 1), ist an den taktischen und technischen Lernstand angepasst. Vorerfahrungen taktischer Natur (z. B. Verteidigungsposition zwischen Angreifer und Korb) und technischer Natur (z. B. Korbleger, Positionswurf) werden berücksichtigt. Aspekte wie das Entscheidungsverhalten (Wie verhalte ich mich, wenn ich vom Abwehrspieler attackiert werde), können für Schülerinnen und Schüler Neuland darstellen. Dies macht die Aufgabe herausfordernd und ermöglicht so eine kognitive Aktivierung. Ein Erläuterung des TGFU-Konzepts findet sich hier.
Material
Durch das Einfrieren von Situationen (Freeze) können taktische Lösungen bzw. Problemstellungen visualisiert werden. Andere Visualisierungen z. B. an Taktiktafeln oder mit Hilfe von Videos können den Lernenden helfen, taktische Probleme zu verstehen.
Ausführung von Positivausprägungen des in der Unterrichtssituation/Aufgabenmaterial dargestellten Items 1.1
Positivindikatoren
- In der Stunde wird deutlich, was die Schülerinnen und Schüler am Ende einer Einheit können, verstanden oder kritisch reflektiert haben sollen.
- Die Lehrkraft fokussiert ihren Unterricht auf die zentralen zu erwerbenden Inhalte.
- Der Fokus wird vom Lehrenden für die Lernenden deutlich auf taktische Lernprozesse gelenkt.
- Motorische und kognitive Inhalte werden altersgerecht verknüpft
- Der Unterricht ist so gestaltet, dass er es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, die zentralen Inhalte zu verstehen.
- Anpassung der Spielform an den taktischen und technischen Lernstand
- Der Bezug zu den zentralen Inhalten wird im Verlauf der Stunde immer wieder hergestellt.
- Der TGFU-Kreislauf wird für die Lernenden transparent gemacht und visualisiert
- Reflexionsphasen können gegebenenfalls mehrfach durchlaufen werden
- Die Lehrkraft hebt bedeutsame Inhalte hervor.
- Unterrichtsinhalte werden mit Blick auf das Unterrichtsziel zusammengefasst.
- Zum Abschluss werden Visualisierungen oder Demonstrationen des richtigen taktischen Verhaltens gezeigt
- Die zu erwerbenden Inhalte werden klar und verständlich dargestellt.
- Visualisierungen oder Demonstrationen des richtigen taktischen Verhaltens
Ausführung von Positivausprägungen des in der Unterrichtssituation/Aufgabenmaterial dargestellten Items 1.3
Positivindikatoren
- Die von der Lehrkraft gestellten Fragen und Aufgaben können nicht nur mit Ja oder Nein beantwortet werden.
- Die Schülerinnen und Schüler erhalten Zeit, über offene Fragen nachzudenken.
- Was-Fragen zum Taktikverständnis und Wie-Fragen zum Technikwissen regen dazu an, qualitative Antworten zu geben.
- Die von der Lehrkraft gestellten Fragen und Aufgaben gehen über die reine Reproduktion von auswendig gelerntem Wissen oder der Anwendung von Prozeduren hinaus.
- Fragen zum Taktikverständnis und Technikwissen erfordern von den Schülerinnen und Schüler, die eigenen individuellen Erfahrungen in den Spielsituationen mit dem Wissen zu Techniken und Taktiken im Basketball zu verknüpfen.
- Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, eigene Lösungsideen zu entwickeln. Unterschiedliche Meinungen, Lösungen oder Fälle werden einander kontrastierend gegenübergestellt.
- Die Fragen zum Taktikverständnis und Technikwissen erlauben teilweise unterschiedliche taktische Lösungen (z. B. je nach Fähigkeiten des Verteidigers). Es kann von der Lehrkraft zudem herausgestellt werden, dass der Erfolg einer Taktik auch davon abhängig ist, wie gut diese zu den jeweiligen technischen und körperlichen Voraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler passt.
- Was tust du? (Taktisches Verständnis)
- Wie machst du …? (Auswahl und Ausführung von Fertigkeiten)
- Wann ist die beste Zeit um …? (Timing)
- Wo ist oder wo kann …? (Raum)
- Welche Möglichkeit …? (Risiko)

Spielvermittlung nach dem Konzept TGFU
Der Teaching Games for Understanding (TGFU)-Ansatz gehört zu den Taktik-Spielmodellen. Taktikorientierte Lernwege verfolgen einen konstruktivistischen Ansatz: Anstelle von reinen Informationen und Übungen bietet die Lehrperson den Lernenden Spielsituationen und taktische Herausforderungen. Die Spielenden werden aktiv in den Lernprozess einbezogen und sind somit Subjekte ihres eigenen Lernens. Die Lehrperson stellt dabei die Rahmenbedingungen bereit. Befürworter argumentieren, dass die Spielenden ein größeres Engagement entwickeln, wenn sie Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen können und die Wichtigkeit von Lernaufgaben erkennen. Die Vermittlung erfolgt in vier Schritten:
1 Spielechte Spielform
Die Vermittlung beginnt mit einer „spielechten“ Spielform. Diese gezielt ausgewählte modifizierte Spiel ist repräsentativ für die ausgewählten Taktiken.
Die Lehrperson bringt das Spiel in Gang («game appreciation»), indem sie die Regeln und die Spielidee benennt. Nun wird den Spielenden Zeit gegeben, das Spiel zu erleben, die Spielidee zu verstehen und Erfahrungen zu sammeln, um ein Spielverständnis zu entwickeln.
2. Entwicklung des taktischen Verständnisses durch Reflexion „Was muss ich tun?“
TGfU legt Wert darauf, dass taktisches Verständnis (Funktion) vor Techniktraining (Form) entwickelt wird. Im 2. Schritt werden die Spielerinnen und Spieler aufgefordert, taktisch zu denken, taktische Anforderungen der Spielform zu identifizieren. Die Lehrpersonen können diesen Prozess durch zielgerichtete, «sokratische» Fragen anregen, die bei den Spielenden das Spielverständnis wecken und eine Reflexion der aktuellen Spielhandlungen provozieren.
Fragen zum Taktikverständnis: What to do? When to do?
Taktisches Verständnis, entscheidend für die Spielleistung, ist die Fähigkeit, taktische Probleme, die während eines Spiels auftreten, zu erkennen und angemessen zu reagieren. Zu den Reaktionen können Fertigkeiten am Ball gehören, wie z. B. Passen und Werfen, sowie Bewegungen außerhalb des Balls, wie z. B. schneiden und blocken. Durch die Reflexion erkennen die Spielenden beispielsweise, wie sie sich erfolgreich freilaufen können, oder ob beim Passen und Fangen des Balles noch Defizite bestehen. Auf diese Weise lernen die Schülerinnen und Schüler, dass ein gezieltes Training die Spielleistung verbessert. Selbst erkannte Einsichten stärken die Motivation der Lernenden für das gezielte technische und/oder taktische Training. Diese Reflexion kann z. B. auch nach dem Einfrieren einer Situation (Freeze) oder an entsprechend vorbereitetem Material erfolgen.
3. (wenn nötig) Übung der technischen Fertigkeiten „ Wie muss ich es tun?“
Fragen zum Technikwissen: How to do it?
Wie musst du es tun? (Technikmerkmale)
Grundsätzlich sollten Techniken nicht isoliert, sondern im Kontext einer vereinfachten Spielsituation, geübt werden. Dies erhöht die Chance, dass Schülerinnen und Schüler die erworbenen Elemente erfolgreich im Spiel anwenden können.
Hossner (2019) nennt dafür vier Kriterien: Spezifisches Üben (d. h. die Technik möglichst nahe an der Spielsituation üben), variables Üben (z. B. Passen in verschiedenen Situationen), ganzheitliches Üben (d. h. Technik ganzheitlich üben, evtl. von «hinten nach vorne» zergliedern, z. B. den Korbleger im Basketball zuerst mit einem Schritt Anlauf ausführen, dann mit Anlaufrhythmus und schließlich aus dem Dribbling), komplexes Üben (d. h. unter situativvariablen Anforderungen, welche die Schülerinnen und Schüler «gerade noch so» bewältigen können).
4. Spielform (Spielecht) wie 1. oder erweitert „Spielen auf höherem Niveau“
Auf die Übungsphase folgt eine erneute Spielphase, bei der es darum geht, das Erlernte in der gleichen oder einer etwas komplexeren Spielform anzuwenden. Durch diese «game-practice-game»-Sequenzen erfolgt das Spielen nun auf einem höheren Niveau.
Spielen und Üben stehen beim TGFU in einem funktionalen Zusammenhang: Die Analyse der Spielsituation und die damit verbundene Reflexion der taktischen Verhaltensweisen führt zum gezielten Üben der technischen Fertigkeiten. Dieses Üben kann, bei ausreichenden technischem Niveau, auch entfallen.
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