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2.2. Individuelle Unterstützung im Lernprozess

Spielvermittlung im Volleyball

Mit diesem Item wird erfasst, inwieweit der Unterricht durch herausfordernde Lerngelegenheiten gekennzeichnet ist.

Im Folgenden wird eine mögliche Unterrichtssequenz zum Thema „Spielvermittlung im Volleyball“ dargestellt. Im Anschluss daran wird aufgezeigt, wie sich das Item 2.2 darin widerspiegelt.

Dabei werden Aspekte ausgeführt, die verdeutlichen, wie auf der Makroebene durch die Unterrichtsplanung und -vorbereitung durch differenzierende Aufgaben für unterschiedliche Leistungsniveaus individuelle Hilfestellungen erreicht werden können. Die Lehrkraft ermöglicht somit die Passung des Lernangebots an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zu erhöhen.

Dieses Unterrichtsbeispiel kann im Rahmen des spielgemäßen Konzepts gesehen werden, es kann aber auch, mit geringen Modifikationen, in andere Spielvermittlungsmodelle eingebettet werden.

Ein kurze Erläuterung des spielgemäßes Konzepts findet sich hier

Unterrichtsbeispiel aus dem Volleyball (z. B. Klasse 8)

Unterrichtsverlauf

Intentionen/Hinweise/Medien

Einleitender Teil
  • Allgemeine Erwärmung
  • Spezielle Erwärmung z. B. Rondo
Herz-Kreislaufaktivierung, Einstimmung, Vorentlastung
Hauptteil 1. Spielform: 2 : 2 (Hauptstraße) Verbessern der Spielfähigkeit bei möglichst gleichstarken Gegnern (homogene Teams) Organisation Kaiserspielmodus z. B. hier: Turnierformen
2. Übungen zum Baggern (Nebenstraße) - Ununterbrochen gegen eine Wand baggern; Ziel: Festigen der Koordination der Streckbewegung mit dem dosierten Armeinsatz. Abstand etwa 3m zu Wand. Evtl. ein Ziel (eine Linie) vorgeben, über die gebaggert werden soll. Wer schafft die längste Serie? - Partnerweise senkrecht zum Netz baggern, 1 Partner am Netz wirft an und fängt den Ball (später pritscht den Ball), ein Partner in ca. 6 m Entfernung baggert. Partner am Netz gibt Feedback über die Qualität (Höhe, Länge das Baggerns)

Wiederholung/Vertiefung der Knotenpunkte der Bewegung. Die Übungen werden nur bei erkannten Defiziten in der Spielform 2 : 2 ausgeführt. Grundsätzlich sollten Techniken nicht isoliert, sondern im Kontext einer vereinfachten Spielsituation, geübt werden. Dies erhöht die Chance, dass Schülerinnen und Schüler die erworbenen Elemente erfolgreich im Spiel anwenden können.

Auf Spielnähe achten bedeutet z . B., keine Bälle über das Netz baggern lassen. Zuerst das Baggern ohne Richtungswechsel üben, d. h. der Ball wird direkt in Anflugrichtung zurückgespielt. Dann mit Richtungswechsel üben, d. h. der Ball wird in einem mehr oder weniger großen Winkel zur Anflugrichtung zurückgespielt (z. B. Dreicksaufstellung) Baggern Übungen z. B. hier: volleyball.nrw

3.Spielform: 2 : 2 (Hauptstraße) „Spielen auf höherem Niveau“ Verbessern der Spielfähigkeit (Kaiserturnier) - Procap für schwächere Teams z. B. 1. Ball darf gefangen werden, Variation der Feldgröße und Netzhöhe - Gegebenenfalls individuelle Übungsphasen zum Baggern für Einzelne
Abschluss Sicherung der Ergebnisse Wiederholung der Knotenpunkte Klärung offener taktischer Fragen etc.

Individuelle Unterstützung der Schülerinnen und Schüler

Differenzierung durch den Arbeitsauftrag

Die Möglichkeiten zur Differenzierung in diesem Unterrichtsbeispiel sind vielfältig. Die Spielvermittlung nach dem spielgemäßen Konzept ermöglicht es der Lehrkraft, durch eine für die Lerngruppe geeignete Wahl der Spielform, die Aufgaben für die Schülerinnen und Schüler herausfordernd zu gestalten. Ein kurze Erläuterung des spielgemäßes Konzepts findet sich hier

In der Spielform 2 : 2 sollten die Mannschaften homogen gebildet werden. Durch den Kaiserspielmodus spielen stärkere Teams nach einer gewissen Spielzeit tendenziell eher in der Nähe des Kaiserfeldes, schwächere Teams auf der entgegengesetzten Seite. So können, je nach Lernstand, auf den verschieden Spielfeldern unterschiedliche Spiele angeboten werden und damit eine Differenzierung für die Schülerinnen und Schüler erfolgen. Wenn der Lernfortschritt der Lerngruppe nicht den gewünschten Erfolg zeigt, können heterogene Mannschaften gebildet werden. Dadurch werden auch soziale Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gefördert, indem z. B. stärkere Schülerinnen und Schüler weiter Aufgaben, wie z. B. team-internes Coaching, übernehmen.

Differenzierung in der Spielform 2 : 2

In dieser Spielform können mit Hilfe der Spielvariablen diverse Differenzierungen erreicht werden:

  • Feldgröße: Größere Felder bedingen längere Laufwege (Bereitschaft zum Laufen notwendig), kleinere Felder ergeben größeren Präzisionsdruck. Für schwächere Teams ist tendenziell eine eher kleine Feldgröße zu wählen. Als grobe Orientierung kann gelten: 2 : 2 ca. 3m breit und 4m lang; 3 : 3 ca. von 4,5m x 4,5m bis 6m x 6m; 4 : 4 ca. von 7m x 7m bis 9m x 9m
  • Netzhöhe: Generell gilt: Liegt der Schwerpunkt auf dem unteren Zuspiel, dem Angriff oder dem Block ist das Netz eher tiefer zu wählen. Liegt der Schwerpunkt auf dem oberen Zuspiel und der Spielkultur ist das Netz eher höher zu wählen. Ist das Netz höher, wird es in Angriffssituationen schwieriger (größerer Impuls + Präzision). Ist das Netz niedriger, wird es in Verteidigungssituationen schwieriger. Für schwächere Teams ist das Netz tendenziell eher tiefer zu wählen, z. B. mit Hilfe eines schräg gespanntes Langnetzes.
  • Regeln I: Miteinander oder Gegeneinander: Beim Üben bedeutet ein Miteinander (z. B. 2 mit 2) Präzisionsdruck zum Mitspieler hin. Beim Spielen erzeugt das Gegeneinander (z. B. 2 : 2) Präzisionsdruck vom Mitspieler weg. In dieser Spielform würde ein Miteinander den Anforderungscharakter des Spiels radikal ändern. Dies wäre nur bei erheblichen Leistungsunterschieden zwischen oder innerhalb der Teams zu empfehlen.
  • Regeln II: Ball fangen: Erster Ball darf gefangen werden. Dies hat zur Folge, dass der Druck bei der Annahme sinkt. Zweiter Ball darf gefangen werden. Dies hat eine Beruhigung des Spiels und damit bessere Bedingungen für den Angreifer zur Folge. Beide Varianten sind für schwächere Teams probate Mittel zur Differenzierung (Vereinfachung).
  • Material: Weichere Bälle, z. B. Beachvolleybälle und langärmlige Shirts, können den Aufprall des Balls beim Baggern abmildern.
  • Spieleranzahl: Mehr Spieler erzeugen mehr Schnittstellen und Kommunikationsbedarf. Weniger Spieler bedingen teilweise Doppelfunktionen (Bsp. 2 : 2 annehmen u. angreifen). Für schwächere Teams sind tendenziell eher kleinere Mannschaften zu wählen.
  • Weitere Regelvariationen: z. B. Doppelspiel erlauben, einmal Aufprellen erlauben, den Ball einmal pro Spielzug fangen dürfen

Differenzierung bei den Übungen zum Baggern

  • Übungsauswahl: Bei den Übungen zum Baggern können den Teams verschiedene Übungen zugewiesen werden, gegebenenfalls können die Teams die für sie passende Übung auch selbst auswählen. Eine Auswahl an Übungen findet sich z. B. hier: LINK
  • Akustische und visuelle Hilfen: Rhythmusvorgaben (Bag-dad) können den Lernenden helfen, die zwei Phasen beim Baggern besser umzusetzen. Visualisierungen, z. B. Reihenbilder oder Videos, können den Lernenden helfen, die Knotenpunkte der Bewegung zu erfassen und intelligent zu üben.
  • Individuelle Übungsphasen: Während der Spielphasen stellen Bagger-Übungsphasen für einzelne Schülerinnen und Schüler eine weitere Differenzierungsmöglichkeit dar.

Differenzierung durch Visualisierungen

Durch das Einfrieren von Situationen (Freeze) können für einzelne Teams taktische Lösungen bzw. Problemstellungen visualisiert werden.

Ausführung von Positivausprägungen des in der Unterrichtssituation/Aufgabenmaterial dargestellten Items 2.2

Positivindikatoren Sport

  • Die Lehrkraft unterstützt die Schülerinnen und Schüler durch differenzierte Aufgaben, Materialien und Gerätehilfen
  • Durch den Kaiserspielmodus spielen die Schülerinnen und Schüler überwiegend gegen annähernd gleichstarke Gegner
  • Durch Procaps für schwächere Teams (z. B. 1. Ball darf gefangen werden, Variation der Feldgröße und Netzhöhe)
  • Die Lehrkraft benennt und betont klar die Knotenpunkte der Bewegung
  • In den Übungsphasen wird beim Baggern auf die Knotenpunkte der Bewegung gelegt (gestreckte Arme (Spielbrett), Impuls aus dem Vorschieben der Schultern)
  • Die Lehrkraft schafft eine angstfreie Lernatmosphäre.
  • Im Vorfeld werden durch langärmlige Kleidung und weichere Bälle Ängste vor dem Baggern vermieden
  • Die Lehrkraft sorgt für fachlich korrekte Demonstrationen.
  • Die Baggertechnik wird von der Lehrkraft oder von versierten Schülerinnen oder Schülern fachlich korrekt gezeigt
  • Bei Erklärungen stellt die Lehrkraft die Funktionen von Bewegungsmerkmalen klar heraus
  • In den Erklärungen zum Baggern werden die Knotenpunkte der Bewegung klar herausgestellt (gestreckte Arme (Spielbrett), Impuls aus dem Vorschieben der Schultern)
  • Der Fokus auf die Knotenpunkte wird durch Visualisierungen unterstützt (geeignete Bildreihen z. B. hier: volleyball.nrw
  • Unterstützende Maßnahmen und Hilfestellungen der Lehrkraft sind individuell an den Lernstand der Schülerinnen und Schüler angepasst.
  • Durch den Kaiserspielmodus können Procaps gezielt an den Lernstand der Schülerinnen und Schüler angepasst werden
    • Die Lehrkraft ermöglicht, z. B. durch individualisierte Arbeitsphasen, eine Differenzierung des Anspruchsniveaus, des Lerntempos und/oder der Inhalte.
  • Z. B. durch Bagger-Übungsphasen für einzelne Schülerinnen und Schüler

Spielvermittlung nach dem spielgemäßen Konzept

Im Volleyball in der Schule findet das spielgemäße Konzept immer noch großen Anklang. Bei diesem Konzept aus den 70ern (vorgestellt von Dietrich, Dürrwächter und Schaller) steht die Spielidee des Zielspiels in vereinfachter Form von Beginn an im Zentrum. Ziel ist es, Spielanfängern zu ermöglichen, die Großen Spiele über eine Spielreihe spielgemäß zu erlernen. Die Hauptstraße im Volleyball sind nach Dürrwächter z. B. die Spiele Ball über die Schnur → 1 : 1 mit Auffangen → Volleyball ohne Aufschlag usw.

Spielen und Üben stehen beim spielgemäßen Konzept in einem funktionalen Zusammenhang: In Nebenstraßen werden erkannte Defizite, die die erfolgreiche Lösung von Spielsituationen verhindern, gezielt behoben. Hierzu werden Übungsformen und Übungsreihen zum Erlernen bzw. Verbessern technischer Fähigkeiten ergänzend angewendet.

Ein Vorteil des spielgemäßen Konzepts ist die variable Anpassung an die Lernvoraussetzungen. Je nach Lernstand kann eine entsprechend vereinfachte Form des Zielspiels gewählt werden (im Volleyball z. B. 2 : 2 oder 3 : 3). Ein Nachteil ist, dass das Üben von den Schülerinnen und Schülern häufig als notwendiges Übel angesehen wird. Ein Problem stellt auch der oft nicht zufriedenstellende Rücktransfer der erlernten Techniken in die Spielform dar. Daher ist auch bei den Übungsformen auf Spielnähe zu achten.

Die Lehrperson steht bei dem Konzept vor der Herausforderung, die für die Lerngruppe bzw. Teilgruppe angemessen Spielform auszuwählen und mit Hilfe der Spielvariablen optimal anzupassen. Diese Anpassungen beziehen sich einerseits auf das Niveau der Lerngruppe andererseits aber auch auf räumliche Gegebenheiten, vorhandenes Material etc.

222_GY_Sport-Item 2.2: Herunterladen (nicht barrierefrei) [docx][64 KB]

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