Redensarten – Klasse 7 (G8) bzw. Klasse 8 (G9)
Klasse 7 (G8) bzw. Klasse 8 (G9)
Bildungsplanbezug: 3.2.1 Europa im Mittelalter – Leben in der Agrargesellschaft und Begegnungen mit dem Fremden
(3): die Lebenswelt der mittelalterlichen Stadt analysieren, mit der Gegenwart vergleichen und bewerten
Thema: Redewendungen aus dem Mittelalter – gebräuchliche Sprüche und ihre Herkunft
„Steinreich sein“ = sehr wohlhabend sein Im Mittelalter konnten sich nur reiche Bürger Häuser aus Stein leisten, die ärmeren Menschen lebten in Holzhäusern.
„Etwas im Schilde führen“ = schlechte Absichten haben. Auf den Wappen waren im Mittelalter Erkennungszeichen der Ritter angebracht. So konnte man schon von Weitem an dem Wappen, das er im Schilde führte, erkennen, ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelte.
„Auf dem hohen Ross sitzen“ = überheblich sein. Im Mittelalter ritten Adlige oder Ritter auf großen, teuren Pferden – ein Zeichen von Macht. Wer hoch zu Ross saß, war wörtlich und gesellschaftlich „oben“.
„Für jemanden eine Lanze brechen“ = jemanden verteidigen Bei den mittelalterlichen Ritterturnieren kämpften die Ritter für jemand anderen, etwa um die Gunst einer Dame zu gewinnen oder die Ehre und Rechte eines Adeligen zu verteidigen. Sieger bei einem Ritterturnier war, der es schaffte, dass die gegnerische Lanze am eigenen Schild zerbrechen zu lassen.
„Gesalzene bzw. gepfefferte Preise“ = sehr teuer Im Mittelalter waren die Gewürze Salz und Pfeffer sehr teuer, so dass sich nur Reiche Salz und Pfeffer leisten konnten. Manchmal versalzten Reiche sogar ihre Suppe mit Absicht, um zu zeigen, wie reich sie waren.
„Reinen Wein einschenken“ = ehrlich sein. Im Mittelalter wurde Wein oft mit Wasser gestreckt, um den teuren Wein zu sparen. Wer also „reinen Wein“ einschenkte, betrog den Gast nicht, sondern behandelte ihn ehrlich.
„Einen Zahn zulegen“ = sich beeilen Im Mittelalter hingen die Kochtöpfe über der Feuerstelle an einer Hakenleiste mit Zacken bzw. Zähnen, wie bei einer groben Säge. Wollte man das Essen im Topf schneller kochen, wurde der Topf an der Hakenleiste einfach einen Zacken oder „Zahn“ tiefer gehängt.
„Sich aus dem Staub machen“ = verschwinden, flüchten Hatte ein Soldat die Nase voll vom Krieg und wollte verschwinden (was verboten war), so nützte er die dreckigen Staubwolken des Schlachtgetümmels, um sich unbemerkt davonzuschleichen.
„Einen Korb bekommen“ = eine Abfuhr in der Liebe erhalten Wenn im Mittelalter ein Mann einer Frau den Hof machte, konnte sie ihm symbolisch einen Korb reichen, manchmal an einem Fenster. Dies war dann ein höflicher, aber deutlicher Hinweis, dass er gehen soll. Später wurde es zu einem bildlichen Ausdruck für Zurückweisung.
„An den Pranger stellen“ = beschuldigen, anklagen, bloßstellen Im Mittelalter wurden Menschen, die ein Vergehen begangen hatten, öffentlich auf dem Marktplatz an einen Pfahl gebunden, mit einem Halseisen angekettet und der Verachtung und Verspottung des Volkes ausgesetzt. Diesen „Schandpfahl“ nennt man auch „Pranger“.
„Blau machen“ = unentschuldigt fehlen Im Mittelalter wurde Wolle, Garn oder gewebten Stoff in einem aufwändigen Verfahren blau gefärbt. Dazu wurde der Stoff sonntags in ein getränktes Färbebad gelegt, damit die Farbe in das Gewebe ein ziehen konnte. Montags wurde diese aus dem Bad genommen und an der Luft in der Sonne getrocknet. So erhielt man die blaue Farbe. Währenddessen hatten die Färbergesellen nichts zu tun - schließlich mussten sie warten, bis die Wolle fertig in der Sonne getrocknet war. Also konnten sie ganz in Ruhe "blau machen".
„Es brennt mir auf den Nägeln“= es eilt Damit die Mönche und Nonnen in den mittelalterlichen Klöstern bei Dunkelheit in ihrem Gebetbuch lesen konnten, befestigten sich während der Messe kleine Kerzen auf den Daumennägeln. Wenn die Messe zu lange dauerte und die Kerzen zu weit auf die Nägel abbrannten, musste schneller gesungen werden, damit sie sich nicht die Finger verbrannten.
„Ein Brett vorm Kopf haben“ = begriffsstutzig sein Störrischen Ochsen wurde im Mittelalter ein Brett vor die Augen gehängt, um sie zu beruhigen. So war es für die Bauern einfacher, mit den Tieren zu arbeiten. Man verhinderte so beispielsweise, dass sich die Ochsen erschreckten, wenn der Bauer ihnen das Geschirr um den Kopf hängte.
„Die Hand ins Feuer legen“ = nichts Unrechtes getan haben Im Mittelalter mussten bei Gerichtsurteilen die Angeklagte eine Zeitlang ihre Hand ins Feuer halten. Der Grad der Verbrennung entsprach dem Grad ihrer Schuld. Die Wunden wurden sofort verbunden. Als unschuldig galt, wer in kürzerer Zeit wieder einigermaßen geheilt waren.
„Die Kurve kratzen“ = schnell verschwinden In den engen Gassen der mittelalterlichen Städte schrammten Kutschen beim Abbiegen oft an den Hausecken vorbei. Die Bewohner ersannen unterschiedliche Methoden dagegen und stellen sogenannte Kratzsteine auf, die einen Schritt weit von der Hausecke entfernt in den Gehweg gerammt wurden.
„Etwas auf dem Kerbholz haben“ = Schuld auf sich geladen haben Im Mittelalter wurden Schulden oder Vergehen auf einem Holzstab mit Kerben (=Kerbholz) vermerkt. Die Kerben zeigten, wie viele Schulden jemand hatte.
„Unter der Haube sein“ = verheiratet sein Im Mittelalter trugen verheiratete Frauen traditionell eine Haube (eine Art Kopfbedeckung) - im Gegensatz zu ledigen Frauen, die oft das Haar offen oder mit anderen Frisuren trugen. Die „Haube“ war also ein sichtbares Zeichen für den Ehestand. Wer „unter der Haube“ war, galt als „versorgt“ bzw. vergeben.
„Den Löffel abgeben“= sterben Die Redewendung stammt aus dem bäuerlichen Alltag. Damals hatte jeder seinen eigenen Löffel, den er zum Essen benutzte und oft bei sich trug. Wenn jemand starb, gab er seinen Löffel ab – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – weil er nicht mehr essen konnte und ihn nicht mehr brauchte.
„Jemanden in die Zange nehmen“ =- jemanden heftig unter Druck setzen Im Mittelalter benutzten die Schmiede eine starke Zange, mit der sie sehr fest zupacken mussten, um das glühende Eisen über dem offenen Feuer bearbeiten zu können.
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