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Station 1

Infotext:

A bas les voleurs – Nieder mit den Dieben !...

…riefen die Demonstranten am 6 Februar 1934 in Paris. Dieser „6 février“ gilt als der Höhepunkt einer krisenhaften Zeit.

Vorgeschichte des 6 février

Frankreich hat den Ersten Weltkrieg gegen Deutschland gewonnen, aber trotzdem ist seine Lage wie überall in Europa alles andere als einfach. Krisen beherrschen das Land. Seitdem die Weltwirtschaftskrise 1931 sich auch auf Frankreich auswirkt, gibt es häufige Regierungswechsel, viele politische Skandale, Korruption, Banken gehen in Konkurs. Und seitdem in Deutschland die Nationalsozialisten an der Macht sind (30.1.1933), werden auch in Frankreich die Töne schriller. Wie schon in den letzten Jahren aus Polen (dort herrscht ja mittlerweile auch eine Diktatur) kommen nun auch aus Deutschland Flüchtlinge nach Frankreich – darunter auch viele jüdische Flüchtlinge.

In Frankreich bilden sich Gruppen – sogenannte Ligen – die die Republik mit ihren Werten und Institutionen in Frage stellen. Diese Ligen stehen politisch extrem rechts; einige – aber nicht alle! –  wollen den demokratischen Staat zerstören (Station 2: Eine Quelle zeigt dir, in welcher Gedankenwelt sie sich bewegen). Mitglieder der Ligen sind häufig ehemalige Soldaten, die sich schwer tun, die Situation Frankreichs nach dem Krieg zu akzeptieren (s. Station 4).

Die Wahlergebnisse 1932 und 1936 spiegeln das allerdings nicht wider. Gewählt werden fast ausschließlich Parteien, die die französische Republik unterstützen.

Unmittelbarer Auslöser des 6 février ist eine erneute Regierungsumbildung. Neuer Premierminister soll Edouard Daladier werden – ein demokratischer Politiker (ein Sozialist), der nicht akzeptiert, dass Jean Chiappe Chef der Pariser Polizei bleiben soll: Denn dieser steht den Ligen politisch nahe und ist in besonderem Maße in einen aktuellen Skandal* verwickelt.

Die Ereignisse des 6 février

Für den Abend ist eine Abstimmung im Parlament angesetzt, bei der die neue Regierung Daladier bestätigt werden soll. Für den Tag rufen mehrere rechtsextreme Ligen** in Paris (und nur dort) zu Demonstrationen auf (Station 2: Beispiel eines Aufrufs). Sie marschieren von unterschiedlichen Orten aus. Einige kommen so sternförmig zur Place de la Concorde, von wo es über die Seine zum Sitz des Parlaments geht. Andere Gruppen haben andere Ziele – und das ist nicht nur geografisch gemeint. Die Ligen kämpfen zwar alle gegen die parlamentarische Demokratie und gegen Daladier und sie sind alle mehr oder weniger ausgeprägt antidemokratisch, aber sie haben unterschiedliche Ziele: eine Monarchie, eine Diktatur im Stile Italiens, die (bloße) Entmachtung des Parlaments, die Einschränkung der Menschenrechte…

Manche Teilnehmer sind bewaffnet und es kommt auch zu massiver Gewalt, zu Bränden, zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und auch zu über 10 Toten und Hunderten von Verletzten.

Trotzdem: Am Abend erhält Daladier die nötige Mehrheit im Parlament. Allerdings tritt er am folgenden Tag zurück.

Die weitere Entwicklung

Wenige Tage später demonstrieren die Linken gemeinsam – Gemäßigte („Sozialisten“) wie Radikale („Kommunisten“). Es gelingt ihnen in der Folge, auch ein Wahlbündnis zu schließen. Bei den Wahlen 1936 erlangen sie die Mehrheit und bilden die „front populaire“ (also die „Volksfront“: zu den Hintergründen s. Station 3). Edouard Daladier wird Minister.

© ZPG Geschichte

*Die Stavisky-Affäre – bei Interesse kannst du zuhause recherchieren.

**Außerdem demonstriert auch eine vereinzelte kommunistische Gruppierung.

 

Der 6 février 1934: Herunterladen [docx] [93 KB]

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