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Arbeitsblatt A

Wir wissen aus der letzten Stunde, dass in Frankfurt am Main eine Nationalversammlung zusammen kam: die Paulskirche. Ebenso wie ihr Vorbild, die Nationalversammlung in der Französischen Revolution, nahm sie sich vor, die Grundlage für den Nationalstaat (das Deutsche Reich ) zu erarbeiten: eine Verfassung , die die Bürger- und Menschenrechte enthalten sollte. Anders als in Frankreich waren aber die Außengrenzen des neuen Staates noch unklar. Unter anderem ging es um die Frage, ob Posen zum neuen Deutschland oder zum neuen Polen gehören sollte, denn in Posen lebten Deutsche und Polen. Vor den polnischen Teilungen des 18. Jahrhunderts hatte Posen zu Polen gehört. Und ganz grundsätzlich musste geklärt werden: Sollte Polen überhaupt wiedergegründet werden?

Der folgende Text ist Teil einer Rede, die der deutsche Schriftsteller und Politiker Carl Friedrich Wilhelm Jordan im Juli 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main hielt.

Carl Friedrich Wilhelm Jordan im Juli 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main:

„Soll eine halbe Million Deutscher unter deutscher Regierung, unter deutschen Beamten leben und zum großen deutschen Vaterlande gehören – oder sollen sie in der sekundären Rolle naturalisierter Ausländer in die Untertänigkeit einer anderen Nationalität, die nicht so viel humanen Inhalt hat wie das Deutschtum, gegeben und hinausgestoßen werden in die Fremde? – Wer die letztere Frage mit Ja beantwortet; wer da sagt, wir sollen diese deutschen Bewohner von Posen den Polen hingeben und unter polnische Regierung stellen, den halte ich mindestens für einen unbewussten Volksverräter. (Bravo!)

(…) Polen bloß deswegen herstellen zu wollen, weil sein Untergang uns mit gerechter Trauer erfüllt, das nenne ich eine schwachsinnige Sentimentalität. (Bravo von der Rechten, Zischen von der Linken.)

(…) Ich sage, die Politik, die uns zuruft: gebt Polen frei, es koste, was es wolle, ist eine kurzsichtige, eine selbstvergessene Politik, eine Politik der Schwäche, eine Politik der Furcht, eine Politik der Feigheit. Es ist hohe Zeit für uns, endlich einmal zu erwachen aus jener träumerischen Selbstvergessenheit, in der wir schwärmten für alle möglichen Nationalitäten (…), zu erwachen zu einem gesunden Volksegoismus , um das Wort einmal gerade heraus zu sagen, welcher die Wohlfahrt und Ehre des Vaterlandes in allen Fragen oben anstellt. (…) Egoismus, ohne den ein Volk niemals eine Nation werden kann.

(…) Nein, ich gebe es ohne Winkelzüge zu: Unser Recht ist kein anderes, als das Recht des Stärkeren, das Recht der Eroberung. (…)“

Zit. nach Michael G. Müller u.a., Die "Polen-Debatte" in der Frankfurter Paulskirche. Ffm. 1995, S. 25, 27, sprachlich geringfügig aktualisiert.

Aufgaben

Im Text geht es um die Frage, ob Polen (incl. Posen) wiedergegründet werden soll.

1a. Markiere im Text in blauer Farbe, wie sich Jordan über die Polen äußert.

1b. Markiere im Text in roter Farbe, wie er eine Entscheidung für die Wiedergründung Polens bewerten würde.

1c. Markiere im Text in grüner Farbe, welche Werte ihm wichtig sind.

1d. Im Text spricht Jordan über eine Änderung seiner Meinung: früher – heute. Markiere am Rande des Textes die richtige Stelle.

Bist du unsicher? Dann schau dir bei deiner Lehrerin eine Musterlösung für Aufgabe 1 an, bevor du zu Aufgabe 2 kommst.

Oder willst du es genauer wissen? Dann informiere dich auf dem Infoblatt Polen.

2. Formuliere nun einen zusammenfassenden Satz:

Jordan ist

▢  für die Eingliederung Posens in den künftigen deutschen Nationalstaat (und damit gegen die Wiedergründung Polens)

▢   gegen die Eingliederung Posens in den künftigen deutschen Nationalstaat (und damit für die Wiedergründung Polens)

weil 

Gib einen Tipp ab: Wird Wilhelm Jordan bei der Abstimmung in der Paulskirche die Mehrheit bekommen?

Begründe deine Meinung.

Schon fertig? Dann wirf mal einen Blick auf Arbeitsblatt B.

Brüderlichkeit: Herunterladen [docx] [1,3 MB]

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