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M 2: Jhering vs. Jhering

Rudolf von Ihering (1818-1892) war liberaler Jurist. Er äußerte sich in zwei privaten Briefen über den Krieg gegen Österreich 1866:

Jhering vor dem Krieg 1866 (1.5.1866)

„Mit einer solchen Schamlosigkeit, einer solchen grauenhaften Frivolität ist vielleicht nie ein Krieg angezettelt worden wie der, den Bismarck gegenwärtig gegen Österreich zu erheben sucht. […] Jeder verabscheut hier den Kampf¸ niemand wird froh sein können bei dem Gedanken, dass er den Ausgang haben werde, den wir wünschen müssen – die Oberherrschaft Preußens. Das ist unsere Lage. Deutsche gegen Deutsche bewaffnet, ein Bürgerkrieg, ein Komplott von drei bis vier Mächten gegen eine einzige, ohne allen Schein des Rechts, ohne Anteil des Volkes, rein von einigen Diplomaten ins Leben gerufen […].“

Zit. nach:  Henri, Daniel u.a. (Hrsg.): Histoire/Geschichte. Europa und die Welt vom Wiener Kongress bis 1945, Leipzig 2008, S. 35.

Jhering nach dem Krieg 1866 (19.8.1866)

„Oh, mein teurer Freund! Welch beneidenswertes Los, dass wir diese Zeit noch erlebt haben, diesen Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands, dem die tausend vorhergehenden Jahre keine ähnlichen an die Seite gestellt haben. Wie habe ich seit Jahren die Italiener beneidet, dass ihnen gelungen, was uns das Geschick noch auf eine ferne Zukunft hinaus zu versagen schien, wie habe ich den deutschen Cavour und Garibaldi 1 als politischen Messias Deutschlands herbeigesehnt, und über Nacht ist er uns erstanden in dem vielgeschmähten Bismarck. […]

Ich habe dem Mann alles, was er bisher getan hat, vergeben, ja mehr als das, ich habe mich überzeugt, dass es notwendig war, was uns Uneingeweihten als freventlicher Übermut erschien, es hat sich hinterher herausgestellt als unerlässliches Mittel zum Ziel. […]“

Zit. nach:  Henri, Daniel u.a. (Hrsg.): Histoire/Geschichte. Europa und die Welt vom Wiener Kongress bis 1945, Leipzig 2008, S. 35.

Aufgabe: Welche der drei zusammenfassenden Aussagen stimmt?

  1. Jhering ist vor dem Krieg empört: Bismarck lässt Deutsche gegen Deutsche kämpfen und das, damit Preußen stark werde! Das Volk allerdings steht auf Bismarcks Seite. Nach dem Krieg sieht Jhering die Sache ganz anders: Er sieht in Bismarck den Erlöser, der endlich die deutsche Reichseinigung herbeigeführt hat. Jhering ist wie berauscht von der Reichseinigung und von Bismarck.
  2. Jhering ist vor dem Krieg empört: Bismarck lässt Deutsche gegen Deutsche kämpfen und das, damit Preußen stark werde! Das Volk will das nicht. Nach dem Krieg sieht Jhering die Sache ganz anders: Er sieht in Bismarck den Erlöser, der endlich die deutsche Reichseinigung herbeigeführt hat. Jhering ist wie berauscht von der Reichseinigung und von Bismarck.
  3. Jhering ist vor dem Krieg empört: Bismarck lässt Deutsche gegen Deutsche kämpfen und das, damit Preußen stark werde! Auch nach dem Krieg bleibt Jhering bei seiner Meinung: Er sieht in Bismarck weiterhin den vielgeschmähten. Jhering ist wie berauscht von seiner Empörung.

1 Cavour und Garibaldi waren zwei bedeutende Anführer der Einigung Italiens zu einem Nationalstaat.

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