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Teil 2: Kolloquium

L: Wir kommen jetzt zum zweiten Teil der Prüfung – da werd ich einfach ein bischen nachfragen zu dem, was sie uns hier präsentiert haben. OK. Sie haben's Eingangs zwei Fragen aufgeworfen, ich würde gern zur ersten kommen: „Ist Schottland bereit für die Unabhängigkeit?“. Da haben Sie uns auch eine Umfrage gezeigt und mich würde noch interessieren, welche Motive haben denn die Schotten überhaupt, in Unabhängigkeit zu streben?

P: Also ich glaub die Schotten sehen eben darin die Chance, dass sie von England oder bzw von Großbritannien loskommen, weil sie meinen, dass in der Geschichte, England eben eher ne dominante Rolle gespielt hat über Schottland und dass sie eben für deshalb loswollen von diesem imperial imperialistischen Sinn, dass England über Schottland bestimmt und wollen eher über sich selber bestimmen dürfen und nicht fremdbestimmt sein.

L: Und Sie haben auch immer wieder das Wort Devolution angesprochen. Könnten Sie des uns noch kurz definieren?

P: Also unter Devolution versteht man eben des, dass Macht übergeben wird, von ner zentralen Macht in London an die, an Schottland oder an Wales, da gibt es auch eben Devolution, dass eben Macht verteilt wird von der zentralen Macht an ne äußere Macht.

L: Können Sie noch genau sagen, welche Art von Macht.

P: Also das Parlament aktuell darf über, darf selbst Gesetze entwerfen, z.B. die Polizei unterliegt der dem Parlament und sie dürfen Steuern bestimmen.

L: Sehr gut. Also Sie haben ja grad gezeigt, dass sie also legislative Macht ...

P: Genau.

L: … quasi transferiert haben. Könnten die Schotten dann nicht zufrieden sein?

P: Also – Sie haben ja bisher kein Recht z.B. über die Armee oder dürfen sie ja nicht bestimmen ob Nuklearwaffen dort gelagert werden und dass sind eben Sachen, die die SNP eben vertritt, dass sie das eben nicht will, dass sie selber entscheiden will, was sie tut und was nicht. Und dass die sie deshalb mehr mehr Macht wollen und dass sie mehr einzelne Legislative haben wollen.

L: Sie persönlich – wie beurteilen Sie diesen Wunsch der Schotten nach richtiger Unabhängigkeit?

P: Also ich persönlich würde sagen dass es, dass sie vielleicht erstmal ne Testphase machen sollten, mit dem aktuellen was sie jetzt haben schließlich ist die Devolution erst ca. 12 Jahre her und deshalb sie erstmal daran sich gewöhnen und dass sie dann vielleicht in ein paar Jahren erst wieder drüber abstimmen sollten ob sie noch weitergehen sollen, bevor sie dann zu schnell agieren, dass sie dann nachher dasitzen und eigentlich garnicht ihre Unabhängigkeit sein wollen.

L: Sie haben auch in ihrer Umfrage gezeigt, dass die Mehrheit der Engländer in der Tat für ne schottische Unabhängigkeit ist. Sie sind kurz drauf eingegangen. Könnten Sie diese Motive uns noch ein bischen ausführlicher darstellen? Weil es ja zunächst mal contra …

P: Hört sich erstmal contra an, aber ich ich glaube das Problem ist, ich persönlich hab auch schon mit Engländern drüber gesprochen und sie haben eben das Gefühl, dass die SNP in im schottischen Parlament, die will eben unbedingt die Unabhängigkeit durchdrücken und sie haben sich persönlich noch keine eigene Meinung drüber gebildet, die Engländer, und meinen dann, gut, wenn die Schotten weg sein wollen, sollen sie weg sein. Aber ich glaube, wenn sie richtig drüber nachdenken würden, wär Großbritannien gestärkt dadurch wenn Schottland in der Union bleibt und dass sie eigentlich dass die Engländer nicht drüber nachgedacht haben, wenn sie diese Sache beantwortet haben, sondern eben schnell entschieden haben, ja, dann sollen sie doch weggehen.

L: OK. Sie haben ja zwei Teile in Ihrer Präsentation gehabt. Im zweiten Teil sind Sie ja drauf eingegangen „Darf Schottland überhaupt selber bestimmen.“ Könnten Sie nochmal des des Verfahren uns darstellen, wie's überhaupt dazu kommen könnte, theoretisch, dass Schottland Unabhängigkeit, unabhängig wird. Auch so vielleicht mit groben zeitlichen Angaben.

P: Also. Theoretisch, wenn die des, wenn im Parlament von Schottland bestimmt, dass ein Referendum geben soll, dann geht das Referendum raus an das Volk, das Volk darf entscheiden, ob sie Teil von dem Vereinigten Königreich bleiben wollen, oder nicht und dann muss es von Westminster abgesegnet werden, ob sie sagen, ja oder nein, dass sie dann separat werden oder nicht. Bisher sieht es so aus, dass in bis in ungefähr drei bis vier Jahren das Referendum stattfinden soll, aber es ist noch nicht sicher, also es wude noch keine offiziellen Zahlen genannt, wann es stattfinden soll, aber es ist noch nicht sicher wie lang es dauernd wird und wann es stattfinden wird, also darüber schweigen die SNP Mitglieder noch.

L: Jetzt haben Sie gerade selber den Begriff Westminster angesprochen. Haben Sie schon mal von dem Begriff Westminster-Modell was gehört? Was des …

P: Also meinen Sie die, das mit dem first past post system, mit dem mit dem Wahlen, oder?

L: Ja. Oder wenn Sie uns einfach erklären, so den grundsätzlichen Unterschied zwischen dem schottischen System, wie sie es etabliert haben und dem, also, der Art des Regierens, sag ich mal, im Vereinigten Königreich, wie es bislang ist.

P: Also bisher ist es in eben in Westminster so, dass in den einzelnen Wahlbezirken wird ein Vertreter gewählt und mit dem first past post system dass eben der nur mit den meisten Stimmen den Sitz gewinnt und des führt eben meistens dazu, dass eben ne Mehrheit entsteht im Parlament, dass entweder die Konservativen oder die … Linken ...

L: Labour.

P: Labour. Dankeschön. … die Macht erhalten und dass eben, dadurch eben ne starke Politik betrieben werden kann, dass eben genau beschlossen werden kann, was sein soll. Und im Gegensatz dazu ist es eben in Schottland so, dass durch das Mehrheitssystem, dass eben eher keine Mehrheiten entstehen …

L: [Unverständlich] Sie haben sich gerade versprochen. In Schottland …

P: In Schottland. In Schottland ist es eben so, dass eben wie in Deutschland das Wahlsystem funktioniert.

L: Verhältniswahlsystem.

P: Verhältniswahlsystem, dass eben eher keine Mehrheiten entstehen und dass eben koali koaliert werden muss. Aber wie es aktuell genannt ist, ist es eben so, dass die SNP doch ne Mehrheit bekommen hat und dass sie dadurch eben die starke Politik wie in Westminster früher immer betreiben kann, dass sie eben das Referendum durchpushen kann, wenn sie es will.

L: OK. Machen wir einen relativ scharfen Schnitt. Wenn wir uns überlegen würden, ne Region in Deutschland, wir haben ja auch Bundesstaaten, nehmen wir mal, Freistaat Bayern ...

P: Ja.

L: ... würde jetzt sagen, ja also, im Prinzip, wir sind wirtschaftlich stark, wir haben, bei uns läuft [unverständlich] super, wir wollten im Prinzip viel lieber unabhängig sein. Vergleichen Sie des mal gedanklich mit dem Beispiel Vereinigtes Königreich.

P: Also ich würde sagen, dass die Bayern aktuell grad nen Schritt hinterher sind weil sie eben nicht so [unverständlich] nicht so öffentlich sind, weil die Schotten erleben sehr öffentlich, dass sie Unabhängigkeit sein wollen. Gleichzeitig sind sie aber auch auf nem ähnlichen Level, weil die Bayern eben auch ein Parlament hat, das eigene Entscheidungen treffen kann durch den Föderalismus, aber, ich würde sagen, des sind aber auch auf nem ähnlichen Level eben dass sie keine eigene Nation sind, sondern eben ne Region innerhalb Deutschlands im Vergleich zu Schottland innerhalb des Vereinigten Königreichs, weil eben, sie haben quasi ne gemeinsame Geschichte mit, also Bayern hat ne gemeinsame Geschichte mit Deutschland und Schottland mit Großbritannien und dem Vereinigten Königreich. Dass sie eben eher, dass sie zusammen sind, aber quasi, sie haben zwar eigene Sache, also zum Beispiel, was weiß ich, gern Lederhosen tragen oder das Oktoberfest [grinst] und ähnlich eben wie die Schotten, dass sie den angeblichen schottischen Kilt tragen und … aber ich finde dadurch zeigt sich nicht, dass sie ne eigene Nation sind, dadurch dass sie eben diese Sachen haben, die sie als bayrisch oder als schottisch bezeichnen.

L: Das ist ja jetzt kulturell argumentiert. Wenn sie überlegen, politisch, welche Möglichkeiten haben die Bayern quasi ihre bayrischen Interessen im Gesamtstaat mit einzubringen und dadurch eigentlich Einfluss auf die Entwicklung in Deutschland zu nehmen, was die Schotten nicht haben.

P: Also die Bayern haben, also sagen wir mal, mehr mehr Stimmen im Bundestag wie die Schotten in Westminster …

L: Im Bundestag?

P: Im Bundesrat – Tschuldigung. Aber dadurch … die Schotten da auch trotzdem Sitze in Westminster, also sind eben repräsentativ für die Anzahl der Menschen, die in Schottland wohnen.

L: Aber welche Kammer fehlt da quasi?

P: Also der Bundesrat fehlt ein bischen in Großbritannien, dadurch dass eben in Deutschland ein eher föderalistisch ist und in Großbritannien eher zentralistisch in London.

L: Meine Sie das wäre ne Möglichkeit das Vereinigte Königreich quasi zu befrieden indem man sowas schaffen würde wie ne Regionalkammer, wo man sagen würde, OK, ihr bleibt zwar bei uns, aber ihr habt andere Möglichkeiten jetzt noch auf die Entwicklung im Vereinigten Königreich Einfluss zu nehmen.

P: Ich denk mal das würde helfen, aber ich glaube trotzdem dass es ein Problem wäre, wenn man ausschließlich Vorsitzende für England, Schottland, Wales haben würde, da Schottland, Wales eben eher kleinere, oder Nordirland natürlich noch dazu, weil des eher kleinere Länder sind im Vergleich zu England und dass man vielleicht dann enger noch unterteilen sollte in andere Regionen, damit eben ein faires System ist, denn sonst heißt es wieder, dass des genau des System wie in Westminster herrscht, dass eben die Parlamentarier für England eben überwiegen und dass die Schotten eher weniger Teilnehmer haben.

V: Vielleicht noch ein oder zwei Abschlussfragen. Wie sehen Sie denn diesen ganze Prozess? Sehen Sie in dem, was aus Schottland hier kommt ein legitimes Bedürfnis nach Gründung einer eigenen Nation, weil Sie schon sehr kritisch sich geäußert haben zu dem in der Präsentation oder schwingt da eine Form von Nationalismus mit? Können Sie da zu ner Einschätzung kommen.

P: Können Sie vielleicht die Frage ein bischen genauer definieren?

V: Ist des, die Schotten, sehen Sie in diesem, in dieser, in der Forderung nach Unabhängigkeit, ist das ein legitimes Bedürfnis, was sie haben? Oder ist des ne Form von politisch instru … instrumentalisiertem Nationalismus?

P: Ich denk eher Zweiteres. Weil eben, es gibt eben ne lange Geschichte mit Großbritannien zusammen und dass sie eben dadurch eigentlich eher im Vorteil sind und dass durch die politischen Einflüsse der SNP, denken vielleicht viele, dass sie die Chance hätten, Unabhängigkeit besser da zu stehen – aber ich glaub im Tatsächlichem ist es eben so, dass sie im Vereinigten Königreich die bessere Chance haben und dass die Menschen mehr darüber nachdenken sollten, was sie tun. [Lärm auf dem Gang im Hintergrund]

V: Könnten Sie vielleicht Nationalismus noch definieren? Aus ihrer Sicht …

P: Also ich würd den Nationalismus würd ich sagen ist eben wenn man für eine bestimmte Nation, dass man eben stolz drauf sein kann, des zu sein, also der anzugehören, aber ich finde im Fall von Schottland ist es eben so, dass Schottland zwar, wie gesagt, keine richtige Nation ist aber man darf natürlich trotzdem Stolz drauf sein aus der Region zu sein aber das heißt nicht, dass man dann unbedingt ne eigene Nation Nation werden kann.

V: Was Sie noch angesprochen haben bezüglich Schottland, trifft das nicht auch für England zu?

P: Also ich würde sagen, es könnte zutreffen, vor allem in letzter Zeit ist eben der Wille nach einem eigenen Parlament für England allein wird immer stärker in England und ich würde sagen, es trifft zwar zu, aber Unabhängigkeit im Vereinigten Königreich macht eigentlich überhaupt keinen Sinn für England.

V: Ok.

P: Ok.

L: Ok – also vielen Dank. Sie dürfen dann rausgehen und wir holen Sie dann wieder rein, wenn wir fertig sind mit unseren Beratungen. Dann dürfen Sie auch die Note erfahren.

P: Alles klar. Ok. Dankeschön.

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