Hinweis zur optionalen Doppelstunde
„Wunder – wirklich passiert?“
Wenn im Religionsunterricht das Thema Wunder behandelt wird, stellen die SuS erfahrungsgemäß die Wahrheitsfrage; sie fragen, ob die Wunder „tatsächlich so passiert sind“. Daraus ergibt sich die Möglichkeit den Faden von Standardstufe 5/6 wieder aufzunehmen und mit dem „hermeneutischen Werkzeug“ Sinnfeld/Bilderrahmen die Anbahnung komplementären Denkens weiterzuentwickeln1. So sollte exemplarisch an der inhaltsbezogenen Kompetenz 3.1.4 (4) „Die Schülerinnen und Schüler können den Glauben an Gott als Schöpfer mit einer gängigen naturwissenschaftlichen Erklärung der Weltentstehung vergleichen“ verdeutlicht werden, dass bei der Wirklichkeitsdeutung das Sinnfeld (hierfür wurde die für SuS verständliche Metapher „Bilderrahmen“ gewählt) des Glaubens gleichberechtigt neben anderen Sinnfeldern, also auch dem naturwissenschaftlichen Sinnfeld stehen kann.
Da das den SuS vor allem durch den Religionsunterricht in Standardstufe 5/6 vertraute alttestamentliche Gottesbild (z. B. Gott als Schöpfer, verschiedene Gottesbilder in den Psalmen) in Kontinuität zu dem des Neuen Testaments steht, sollte es den SuS möglich sein, die Wunder Jesu in das Sinnfeld / in den Bilderrahmen „Glauben an Gott“, oder genauer: „Glauben an Gott, der es gut meint mit den Menschen“ einzuordnen. „Wie das AT so gehen auch die Verfasser des NT davon aus, dass Gott die Welt geschaffen hat und lenkt (…). Mitten in der menschlichen Geschichte kann göttliche Macht aufscheinen und weckt Staunen und Lob. (…) Jesu Wundertätigkeit wird auf die von Gott verliehene Vollmacht zurückgeführt.“2 Mit diesem Verständnis folgt man den Wirklichkeitsannahmen der neutestamentlichen Verfasser und kann so mit den SuS einen „dritten Weg jenseits von Metaphorisierung und Rehistorisierung“ beschreiten, der das uns fremde Wirklichkeitsverständnis der biblischen Wunder respektiert.3
1 Vgl. hierzu und zum Folgenden „Über die Welt als Schöpfung Gottes nachdenken“
2 Zit. n. P. Müller, Geschichten zum Wundern. Wunder im Alten und Neuen Testament, in: entwurf 4 (2006), S. 7f.
3 Vgl. P. Freudenberger-Lötz, Theologische Gespräche mit Jugendlichen, München u. Stuttgart 2012, S. 120. Wie am Bespiel der Wunderthematik theologische Gespräche in kooperativer Gruppenarbeit gelingen können zeigt P. Freudenberger-Lötz S. 107ff.
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