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Reichs „Music for Pieces of Wood“ (1973)

Fünf Spieler mit unterschiedlich hohen Claves präsentieren ein reines Rhythmusstück, dessen einzelne Takte oft wiederholt werden. Das Stück gliedert sich in drei große Abschnitte, die durch die zunehmende Verkürzung der Taktarten vom 6/4- über den 4/4- zum 3/4-Takt charakterisiert werden. Dabei präsentiert Stimme 1 jeweils den durchlaufenden Grundschlag und Stimme 2 ein durchlaufendes rhythmisches Pattern. Dieses durchlaufende Pattern entstammt der bekannten „Clapping Music“ und wird für die Abschnitte im 4/4- und im 3/4-Takt jeweils entsprechend verkürzt.

Nach diesen beiden stabilen Stimmen setzen nacheinander die fehlenden Stimmen 3-5 ein.
Diese Stimmen beginnen jeweils mit nur einem Ton pro Takt, bevor ein weiterer Ton hinzutritt, bis nach einer längeren Phase das vollständige Pattern aus 8, 5 bzw. 4 Tönen erreicht ist. Zielpattern ist das von Stimme 2 gleich vollständig präsentierte Pattern, das von den einzelnen Stimmen im Takt verschoben wird. Im ersten Abschnitt (6/4-Takt) beginnen so die durchlaufenden Stimmen 1 und 2 nacheinander, bevor Stimme 3 das Pattern von Stimme 2 um drei Viertel nach rechts verschoben Ton für Ton einführt. Sobald Stimme 3 dieses Ziel erreicht hat und wiederholt setzt Stimme 4 mit dem
gleichen Pattern ein, das sie nun in einer anderen Reihenfolge Ton für Ton einführt. Stimme 5 schließlich bezieht sich auf das Pattern der Stimme 2 und führt dieses Ton für Ton ein.

Dieses Verfahren wiederholt sich nun in den beiden folgenden Abschnitten, wobei sich mit den Taktarten auch die Einsatzverschiebungen im Takt verändern: Im 2. Abschnitt im 4/4-Takt verschieben die Stimmen 3 und 4 das Pattern der Stimme 2 je um ein Viertel, bevor Stimme 5 sich wieder auf das unveränderte Grundpattern von Stimme bezieht. Im letzten Abschnitt im 3/4-Takt schrumpfen die Abstände der Stimmen 2 und 3 dann auf ein Achtel.

Dieses additive Verfahren führt in jedem Abschnitt zu einer Verdichtung und Steigerung, die durch die Verkürzung der Takte insgesamt nochmals einer Steigerung unterworfen wird.

Ein Charakteristikum der Minimal Music ist sicherlich die Kombination urtümlich-magischer Wirkungen, so wie sie gerne an der afrikanischen Rhythmusmusik beschrieben wird, die neben Reich auch Ligeti faszinierte, mit der oben beschriebenen rationalen Durchorganisation der rhythmischen Abläufe. Es wird nicht erstaunen, dass gerade diese auch Stein des Anstoßes wurde. Die totale Rationalisierung des musikalischen Verlaufes lässt sich kritisch mit einem Weltbild assoziieren, in dem Werte wie Freiheit oder Individualität in den Hintergrund treten. An diesen Punkt gerät auch derjenige, der sich ein wenig länger praktisch mit der Minimal Music auseinandersetzt. Es ist daher gerade auch Ziel, die Schüler durch die längere praktische Auseinandersetzung mit der Minimal Music zu diesen Diskussionen zu führen und Lösungen durch Erweiterung bzw. Sprengung der mathematisch-rationalen Aufgabenstellungen zu suchen.


Baustein 3: Minimalistische Sprachspiele: Herunterladen [pdf][1,2 MB]

 

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