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Meme 3: Hate Speech

Hate Speech

Auch heute bleibt das politische Montieren, das im 21. Jahrhundert unter den Schlagwörtern des Mashups und Remixes läuft, nicht konfliktfrei. Bestes Beispiel: der Fall Renate Künast. Die Grünen-Politikerin wurde mehrfach zum Motiv von Memes. Allerdings waren die weder humorvoll, noch demaskierend oder aufklärerisch. Sie waren beleidigend und falsch, verbreiteten sich jedoch rasend schnell im Netz. Auf einem Meme, das ein bekannter ostdeutscher Rechtsextremist 2015 in Umlauf brachte, ist Renate Künast in einer Porträtaufnahme zu sehen. Daneben ein vermeintliches Zitat in weißer Blockschrift. Es setzt sich zusammen aus einem tatsächlichen Zwischenruf von 1986, als Künast in einer Parlamentsdebatte rief „Komma, wenn keine Gewalt im Spiel ist“, und einer frei erfundenen Ergänzung. Der Eindruck, der entsteht: Künast findet Pädophilie nicht schlimm. Eine Falschnachricht, auf die weitere, mit immer neuen Schmähungen versehen, folgten: unter anderem ein Meme, das ihr das Zitat in den Mund legt, Integration bedeute, Deutsche müssten Türkisch lernen.

„Das Hasserfüllte, was da dahinter ist, geht nicht spurlos an einem vorüber. Man muss sich dann schon dazu bringen, zu sagen: Ich weiß, dass dahinter ein systematischer und orchestrierter Spin steht, der nämlich genau das will – Leute diskreditieren oder vom politischen Engagement fernhalten.“ 

Renate Künast hatte deshalb mehrere Klagen angestrengt. Eine aktuelle richtet sich gegen den Internetriesen Facebook höchstselbst. Das Netzwerk soll konsequenter gegen derlei Fake News vorgehen – und zwar nicht nur gegen einen gemeldeten Inhalt, sondern auch gegen identische oder sinngleiche. Also in diesem Fall all die Memes, die aus dem ersten Hassbild hervorgegangen sind.

„Wenn Sie früher in analogen Zeiten mal richtig scharf abwertend waren, richtig beleidigend und herabwürdigend, das ist damals eine Person gewesen, und du konntest das gar nicht vervielfältigen. Hier ist es ja so, dass du ganz breite Bevölkerungskreise animieren kannst zu denken, dass man so miteinander reden kann. Da kommen dann Gesellschaftsstrukturen, Hass, Abwertung, so wollten wir alle gar nicht leben.“

Künast kann in der digitalen Memesphäre nicht viel guten Humor erkennen. Das mag an ihren persönlichen Erfahrungen liegen – oder an denen ihrer Partei, die im aktuellen Wahlkampf häufig zum Inhalt bösartiger Memes wurde.

„Es polarisiert Politik und macht die Debatte um politische Inhalte fast unmöglich, weil es so plakativ und emotional läuft, dass sie überhaupt nicht mehr die Komplexität von Politik erklären können, nach welchen Regeln und Werten sie das machen, welche Rechte da drin sind. Das ist so, als würde die allgemeine Rechthaberei und Abwertung … als sei das ein politisches Mittel in der Politik.“„Sarkasmus ist tatsächlich der vorherrschende Humortyp in Internet-Memes. Also es gibt ganz viele sarkastische politische Memes. Das ist tatsächlich, das haben Studien gezeigt, am weitesten verbreitet. Und das hat natürlich schon zur Folge, dass das die Diskussion auch verwischt.“

Link zu deutschlandfunkkultur.de/Historische Beispiele für memes

 

 

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