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Inhalt und Form


M9 Nach Inhalt und Form interpretieren und einordnen

Friedrich Hölderlin
Hölderlin
Bildquelle: Friedrich Hölderlin (1770 – 1843), Pastell von Franz Karl Hiemer (1792) (gemeinfrei)

Die Heimat
Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom,
   Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;
      So käm' auch ich zur Heimat, hätt ich
         Güter so viele, wie Leid, geerntet.

Ihr teuern Ufer, die mich erzogen einst,
   Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,
      Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich
         Komme, die Ruhe noch einmal wieder?

Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,
   Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah,
      Dort bin ich bald; euch traute Berge,
         Die mich behüteten einst, der Heimat

Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus
   Und liebender Geschwister Umarmungen
      Begrüß' ich bald und ihr umschließt mich,
         Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,

Ihr treugebliebnen! aber ich weiß, ich weiß,
   Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht,
      Dies singt kein Wiegensang, den tröstend
         Sterbliche singen, mir aus dem Busen.

Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn,
   Die Götter schenken heiliges Leid uns auch,
      Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde
         Schein' ich; zu lieben gemacht, zu leiden.
(1800)

1. Warum kehrt das lyrische Ich heim? Was erhofft es von der Heimkehr?

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2. Wie begründet das lyrische Ich seine Hoffnung? Entwickeln Sie seinen Heimatbegriff in den ersten vier Strophen. Markieren Sie dazu relevante Stellen im Text.

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info Topos

Feste Sinnbilder oder Denkstrukturen , die immer wieder vorkommen in Form von Begriffen, Wendungen, Bildern, Motiven und bis in die klassische Antike zurückreichen können.

 

3. Wofür steht Natur in diesem Gedicht allgemein?

Natur als Topos:________________________________________________________
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4. „aber ich weiß, ich weiß“: Inwiefern findet in der 5. Strophe ein Bruch, eine Zäsur statt?

Das lyrische Ich erkennt, dass ______________________________________________
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5. Die letzte Strophe liefert die Begründung für den Bruch. Beschreiben Sie diese in eigenen Worten.

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6. Zeigen Sie an Hand einiger sprachlicher und formaler Mittel, wie Inhalt und Form des Gedichts sich ergänzen. Gehen Sie unter Heranziehung der Infobox nach folgender Tabelle vor:

 

formales Mittel

inhaltliche Wirkung

ganzes Gedicht

Gedichtgattung: Ode
Versmaß: Alkäische Strophe

Feierliche Atmosphäre, gemessen, gleichmäßiger Rhythmus; Heimat als Erinnerung an antike Idylle

Zeile 1

Inversion

Betonung der Erwartungshaltung des lyrischen Ichs

Zeilen 1-3

Vergleich

 

Zeilen 5-7

Personifikation

 

Zeile  8

Frage

 

Zeilen 9/10

Parallelismus

 

Zeilen 17/18

Apostrophe, Wiederholung, Wiederaufnahme von V. 6, unregelmäßiges Versmaß

 

Zeile 22

Paradoxon

 

Zeilen 21-24

Hyperbaton

 

 

info Formale und sprachliche Mittel

Apostrophe : direkte Anrede einer Person
Alkäische Strophe : antikes Odenmaß, bestehend aus zwei Elfsilblern, einem Neunsilbler und einem Zehnsilbler, in den ersten zwei Zeilen von einer Zäsur unterbrochen, nach folgenden Muster: v/v/v ׀ /vv/v/ (zweimal); v/v/v/v/v; /vv/vv/v/v
Hyperbaton : Abweichung von der üblichen Wortstellung zur übersteigerten Hervorhebung einer Aussage
Inversion : Umstellung von Subjekt und Prädikat zwecks Hervorhebung
Ode : weihevolle, feierliche Sprechweise, ergriffenes Erlebnis in strenger Formgebung; geistige Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit, innigem Gefühl und gedanklicher Helle des Urteils; Sehnsucht nach der Antike
Paradoxon : scheinbar widersinnige Aussage, die sich bei näherer Betrachtung als richtig
erweist
Parallelismus : Wiederholung gleicher Satzbauten
Personifikation : abstrakte oder leblose Begriffe in menschlicher Darstellung
Rhetorische Frage : Frage, die die Antwort bereits vorwegnimmt
Vergleich : Bild, das durch ein Gegenbild zur Erhellung und Veranschaulichung eines Sachverhalts führt
Zäsur : Einschnitt innerhalb eines Versgefüges, das die Verszeile in mehrere Teile (Kola) gliedert.

 

7. Folgende charakteristische Merkmale werden der Klassik zugeschrieben:

Gesetzlichkeit des Lebens – nicht das Einzelne, sondern das Allgemeingültige steht im
Vordergrund – erhabene, oftmals mythologische Gegenstände oder Sachverhalte– Antike als Vorbild für Humanität – Ausgleich zwischen Verstand und Gefühl, Pflicht und Neigung – über Maß und Form zur Bändigung – Akzeptieren des Sittengesetzes bringt mehr Freiheit – Mensch im Spannungsfeld zwischen Geist und Materie – Toleranz vor Egoismus – Selbstvergewisserung und –findung des Menschen durch die Natur Prüfen Sie, ob es sich bei Hölderlins Gedicht
  1. um ein klassisches Gedicht handelt
  2. wie es um das Verhältnis von Mensch und Natur bestellt ist
  3. was den Unterschied zur Sturm-und-Drang-Dichtung ausmacht.
  4. Tragen Sie Ihre Überlegungen in das folgende Cluster ein:

Cluster

 

Tipp

Clusters oder Mindmaps eignen sich gut für die Darstellung vielschichtiger Aspekte zu einem bestimmten Thema. Schreiben Sie die Thematik in die Mitte und ordnen Sie darum herum Ihre Überlegungen stichpunktartig in Kreisen oder Verzweigungen an. Bei der Weiterverarbeitung in größere Strukturen können auch Vernetzungen erstellt werden.

Schreiben Sie unter Verarbeitung Ihrer Notizen eine kurze Abhandlung und begründen Sie Ihre Meinung.

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