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Warum Sprechen und Zuhören in einem Förderkonzept

Der Kompetenzbereich Sprechen und Zuhören ist als dritte Säule der prozessbezogenen Kompetenzen etabliert. Gleich wohl spielt er in allen gängigen Förderkonzepten kaum eine Rolle; dort stehen Lese- und Schreibförderung im Fokus – häufig genug ihrerseits nicht verzahnt. Dies mag daran liegen, dass die Defizite in diesen Bereichen oftmals besonders drängend erscheinen, aber auch daran, dass die Schülerinnen und Schüler gemeinhin im Bereich des Sprechens und Zuhörens ausgeprägtere Präkonzepte, Fähigkeiten und Automatisierungen mitbringen.

Übersichtsschaubild Begründung des Förderns des Sprechens und Zuhörens (spezifische Herausforderungen, integriertes Förderkonzept, zunehmende Bedeutung und zunehmende Defizite)

Der Zwischenspurt setzt hier bewusst anders an und berücksichtigt das Sprechen und Zuhören gleichberechtigt zum Lesen und Schreiben. Warum?

  • Die Bedeutung des Sprechens und Zuhörens nimmt eher zu, z. B.

    • Zunahme mündlicher Prüfungsformate (im Abitur des Basisfachs, bedingt durch KI, traditionell in GFS usw.)

    • Wahrnehmen und Produzieren multimodaler Texte in verschiedenen medialen Kontexten

    • Fokussierung strukturierter Mündlichkeit in VERA 8

  • Sprechen und Zuhören ist vor allem in Gesprächen die Basissituation kommunikativer Sprachverwendung. Das gilt nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im Unterricht (aller Fächer!), wo die mündliche Interaktion nach wie vor einen hohen Anteil hat.

  • Sprechen und Zuhören ist meist routinisiert und ermöglicht daher einen widerstandsärmeren Zugang zu hierarchiehohen Kompetenzen.

  • Gleichwohl zeigen sich auch im Bereich des Sprechens und Zuhörens vermehrt Defizite in der Sprachbeherrschung, in der Interaktion oder der Konzentrationsfähigkeit.

  • Das Sprechen und Zuhören stellt spezifische Herausforderungen. Es bedarf der Beherrschung vielfältiger komplexer Handlungen und Handlungsmuster, die mit Sicherheit und Routine vollzogen werden müssen.

  • Das Sprechen und Zuhören stellt besondere Herausforderungen an die personalen und sozialen Kompetenzen, z. B.

    • Konzentrationsfähigkeit: Die Flüchtigkeit des Mündlichen verlangt eine besondere Merkfähigkeit und fokussiertes Zuhören. Hinzu kommt die Simultanität von Agieren und Rezipieren. Beides verlangt ein hohes Maß an Konzentration.

    • Beziehungsarbeit: Gespräche als gemeinsame Produkte verlangen Verständigung, die sich nicht nur auf Inhalte bezieht, sondern immer auch zwischen Menschen vollzieht. Sie erfordert eine grundlegende Anerkennung des Gegenübers, seiner und meiner Bedürfnisse. Damit implizieren Gespräche immer auch eine Haltung der Offenheit, Wertschätzung und Selbstrelativierung, die privat genauso wie im demokratischen Diskurs der Öffentlichkeit vonnöten sind.

  • Das Sprechen und Zuhören stellt spezifische inhaltliche Herausforderungen, etwa

    • das Kennen und Können mündlicher Textsorten (z. B. freies Referat, Gespräch, Hörspiel)

    • Anforderungen multimodalen Wahrnehmens und Agierens (Körpersprache, parasprachliche Mittel)

    • spezifischer Explikationsbedarf (höhere Redundanz vs. stärker implizites Formulieren)

  • Das Sprechen und Zuhören stellt spezifische sprachliche Herausforderungen, etwa

    • Artikulation

    • adressatengerechtes Formulieren

    • angemessene Sprach- und Stilregister, insb. auch die Übertragung schriftsprachlicher Fähigkeiten in den Bereich mündlicher Distanzkommunikation (sekundäre Mündlichkeit)

  • Vernetzung als Grundprinzip jeder Kompetenzförderung in einem integrierten Förderkonzept

Zwischenspurt Deutsch: Herunterladen [pdf][2 MB]