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Schreibtechniken, Schreibstrategien, Schreibhaltungen

Förderansätze

Philipp (2017, 193; 2019, 71) nennt als allgemeine Ansätze zur

  • Förderung basaler Fertigkeiten: Schreiben per Hand und Tastatur, Wortschatz erhöhen sowie Sätze kombinieren (vgl. M 2b)

  • Förderung höherstufiger Schreibfähigkeiten: Schreibstrategien vermitteln, klare Produktziele setzen, Vorbereitung des Schreibens, Textstrukturwissen vermitteln (hier sollte man unbedingt die oben genannte Dimension der Texthandlungen (Texthandlungstypen und Textprozeduren) als handlungsbezogene Tiefenstruktur der zu schreibenden Texte ergänzen!)

  • personellen und technischen Entlastung: Kooperatives Schreiben, Feedback durch die Lehrperson, Nutzen von Textverarbeitungssoftware, Modelle studieren (Schreiben nach Mustern, Stilübungen), mehr Schreibzeit geben.

Interessant ist die Frage der Quantität. Schreiben braucht Zeit; zusätzliche Schreibzeit zu geben, hat einen (nicht übermäßig) positiven Effekt (vgl. Philipp 2017, 192). Übung hilft zweifellos; ein deutlicher Effekt der Förderdauer ist für hierarchieniedrige Fähigkeiten (Leserlichkeit und Schreibflüssigkeit) belegt (vgl. Philipp 2019, 78). Generell ist es hilfreich, Schreibanlässe zu schaffen. Dabei geht es weniger um eine Systematisierung, sondern um motivierende, offene Schreibanlässe, die Praxis (und damit Übung) und Schreibengagement verschaffen, z. B. durch ritualisierte Phasen des freien Schreibens.

Strategien

Sehr allgemein setzt Hans-Peter Ortner an. Der Vorteil seiner Zusammenstellung ist, dass er eine große Vielfalt von Schreibprozessen in den Blick bringt, während häufig in der Schreibförderung von vorne herein auf das planende Schreiben nach dem Modell der Rhetorik abgehoben wird.

Allgemeine Schreibstrategien

(nach Ortner 2010)

Ideen zur Umsetzung

Schreiben in einem Zug (Flow-Schreiben)

ecriture automatique

Einen Text zu einem Thema, einem Impuls, einer Idee schreiben (≈ Knowledge-Telling-Strategie)

Zusammenfassung eines Dossiertextes (Abstract, precis …)

Kurztext oder Kernthese zu einem Diagramm

Umsetzung eines Schaubildes in Fließtext

Bildbeschreibung

Schreiben von Gegentexten

Schreiben von mehreren neuen Textversionen zu einer Idee (Pingpong zwischen Idee und Textversionen, Reflexion)

Springen zwischen Dossier/Impulsen und Textproduktion (z. B. in Stationen)

allmähliche Erweiterung der Impulse

allmähliche Ergänzung eines fremdem (fakultativ gekürzten) Essays (auch am Computer)

kooperatives (Fort-)Schreiben eines Textes (auch am PC)

Schreiben von Gegentexten als Schreibgespräch

Herstellen von Texten durch redaktionelle Arbeit (Überarbeiten eines Textes)

Schreibkonferenzen

Überarbeitung nach Rückmeldung durch Zettellawinen, Textlupen, Placemats, …

Herstellung von sinnvollen Kürzungen

parataktischen in hypotaktischen Text umwandeln

Planendes Schreiben (bewusste Kompositionsidee)

systematische (ggf. gemeinsame) Planung eines Textes, individuelles Ausschreiben

graphische Darstellung einer geplanten Textstruktur

Erstellen und/oder Vergleichen von Gliederungen

Einfälle gedanklich entwickeln und dann niederschreiben

stummes Nachdenken, Phantasiereise, Meditation … mit anschließender Schreibphase

Gespräch und anschließendes Notieren der Ideen

eigenständige Fixierung von Diskussionsstunden

mündliches Extemporieren, Auf- oder Mitschreiben

Schrittweises Vorgehen gemäß der Produktionslogik (sammeln, disponieren, formulieren, korrigieren)

Durchlaufen des ganzen Prozesses (methodisch homogen – Methodenwechsel)

Synkretistisch-Schrittweises Schreiben („chaotisches“ Arbeiten an verschiedenen Textteilen, Hin- und Herspringen)

Schreiben an gemeinsamen Texten mit Autorenwechsel

stummes Schreibgespräch

Ausschreiben eines Clusters

zerlegendes Schreiben, nichtlineare Produktion von Textteilen

arbeitsteiliges Produzieren eines gemeinsames Schreibplanes, Zusammenführung mit geeigneten Überleitungen

arbeitsteiliges Schreiben eines stilistisch einheitlichen Textes

Schreiben von Fragmenten zu einem Thema

Schreiben von einzelnen Texten zu jeweils verschiedenen Dossiermaterialien, dann Integration

exploratives Schreiben nach dem Puzzleprinzip (bleibt in der Regel fragmentarisch, kein klares Schreibziel)

dto. mit Ergänzung eigener Stichwörter und Bausteine

Lesetagebuch

Schreiben von Abstracts, die dann schrittweise miteinander verbunden und in größere Texteinheiten verbunden werden.

Strategiebündel des planenden Schreibens

Die wesentlichen Modelle orientieren sich am allgemeinen Ansatz des prozessorientierten Schreibens (und damit letztlich auch am Modell der Rhetorik als dem klassischen Modell der ziel- und adressatengerechten Textproduktion).

  • Diese Grundstrategie muss den Schülerinnen und Schülern bekannt sein, um bewusst und zielführend angewandt zu werden.

  • Die Strategiebündel geben lediglich eine grobe Handlungsorientierung. Die einzelnen Schritte bedürfen der weiteren Konkretisierung, d. h. die Beherrschung von Strategien des Planens, des Formulierens und des Überarbeitens.

  • Diese einzelnen Strategien sind meist text- und situationsspezifisch.

SIRAN

Quelle Philipp 2019, 92 f.

kombiniert zwei Ansätze (SIR und IRAN)

PIRSCH+

Quelle Sturm/Weder 2016

Erläuterung

Schreibziel festlegen

Planen

Schreibarrangements mit entsprechender Situierung anbieten und SuS dazu befähigen, diese zu nutzen

Ideen sammeln

Ideen notieren und auswählen

inventio

komplexe, inhaltlich entscheidende und oft vielschrittige Vorarbeit

schreibformspezifische Strategien anwenden:

  • problemzentriert: Recherchieren (Lesen fürs Schreiben, Medienkompetenz)

  • textzentriert: Analyse und Interpretation (einschl. Belegen)

Reihenfolge der Ideen festlegen

Reihenfolge festlegen

dispositio

Aufschreiben

Schreiben

elocutio

Noch mehr schreiben

+ Überprüfen

PIRSCH+ stellt hier auf Aufbau und vollständige Berücksichtigung des Schreibplanes ab; hier sind auch höherstufige Prüfprozesse sinnvoll (z. B. Verständlichkeit, Plausibilität, Vollständigkeit der Disposition, Gewichtung usw.)

(S)IRAN setzt den Impuls von vorne herein sehr offen und rein quantitativ. Die Anregung evoziert einen genaueren Blick auf den Text (Wo fehlt etwas? Was lässt sich noch genauer und differenzierter fassen?), wirkt aber nur implizit; in Fällen mangelnder Strukturierung oder Klarheit weniger hilfreich.

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