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Beleuchter/in

Jobvoraussetzungen für Schüler/innen, die Beleuchter/in werden möchten:

  • Sie können gut mit technischen Geräten umgehen
  • Sie scheuen sich nicht davor, anderen Anweisungen zu geben
  • Sie organisieren gerne
  • Sie interessieren sich dafür, wie Filme genau aufgebaut und technisch gemacht sind

Hilfestellungen für Beleuchter/in

Als Beleuchter/in tragen Sie die Verantwortung dafür, dass im Film die richtige Lichtstimmung herrscht und dass die notwendigen Leuchtmittel (Baustrahler, Styroporplatten, Lichterketten, Taschenlampen …) da sind. Hier sind ein paar Tipps und Informationen, wie Sie beim Dreh alles ins richtige Licht rücken können:

1. Grundsätzliche Fragen zur Lichtgestaltung

  1. Welche Lichtquelle ist vorhanden?
  2. Wo steht sie?
  3. Welches sind die beleuchteten Partien?
  4. Wo liegen die Schatten?
  5. Wie stark sind die Kontraste?
  6. Sind Reflexe vorhanden? Wenn ja, wo und wie stark?
  7. Wie ist die Farbstimmung?

2. Die Funktion des Lichts als Gestaltungselement

  1. Licht schafft Figur-Grund-Verhältnisse. Es hebt Personen vom Hintergrund ab oder lässt sie mit diesem verschmelzen; es lässt Objekte vortreten oder im Hintergrund verschwinden; es zerstückelt Figuren (und veranlasst den Zuschauer, die Figur selbst -ergänzend- zusammenzusetzen) oder verbindet Bruchstücke zu Figuren (und lässt den Zuschauer so unmittelbar ein Ganzes erleben).
  2. Licht schafft Räume. Es schafft oder verwischt Unterschiede, die den Raum gliedern oder vereinheitlichen; es öffnet oder verschließt Perspektiven im Raum (Beleuchtungsperspektive, Schattenperspektive, Farbperspektive); es macht den Raum zur großen Halle oder zur kleinen Kammer.
  3. Licht hebt Strukturen hervor. Es hebt bestimmte Oberflächenstrukturen hervor (z.B. in Werbespots die Objekte, auf die es ankommt wie die Lederstruktur einer Tasche) oder lässt sie verschwinden (das Gesicht einer Person, das bei Kosmetik-Werbung glatt und makellos aussehen muss).
  4. Licht moduliert Objekte. Licht und Schatten können das bestimmende Element einer Bildgestaltung sein, dies in so starkem Maße, dass das eigentliche Objekt der Bildkomposition Nebensache wird.
  5. Licht betont Zeiten. Es erinnert an Jahreszeiten und Tageszeiten; es gibt Anhaltspunkte, ob es sich um Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, um Realität, Traum oder Science Fiction handelt (Farbigkeit, Farbtemperatur).
  6. Licht ruft Stimmungen hervor. Es ruft durch Helligkeit Heiterkeit, Freude, kurz: Positives hervor; es ruft durch Dunkelheit Bedrückung, Nachdenklichkeit, kurz: Negatives hervor; es schafft Atmosphären, die der Zuschauer zwar erlebt, jedoch nicht genau auf den Begriff bringen kann (Spannung, Entspannung ...).
  7. Licht charakterisiert. Die Ausleuchtung trägt dazu bei, Charaktere von Rollen festzulegen. In älteren Filmen hat man oft geschlechtsspezifisches Licht gesetzt (bei Frauen nahm man diffuses, weiches Licht, oft mit einer „Gloriole“ (siehe unten) versehen, um einen engelhaften Eindruck zu erwecken; Männer ließ man durch hartes, gerichtetes Licht oft noch männlicher wirken).
  8. Licht kitzelt die Augen. Es aktiviert den Zuschauer durch Schattenmuster oder Helligkeitspunkte, den Blick über das Bildfeld streifen zu lassen, es steuert die Aufmerksamkeit durch Lenkung der Blickbewegung; es schafft Abwechslung unabhängig von der Bildaussage (und kann so zum eigenständigen Unterhaltungsmoment werden).

3. Beleuchtungsarten

Beleuchter

Zeichnung: C. Powalov 08 [ C ] via Isabelle Evers

  1. Das Führungslicht (Key Light) hat eine Schlüsselfunktion für die gesamte Ausleuchtung. Es muss der in der Szene zu erkennenden Lichtquelle (Sonne, Mond, Straßenlaternen, Kerzenschein, Lampe im Raum etc.) entsprechen:
    1. in der Strahlungsrichtung
    2. in der Stärke
    3. in der Strahlungsqualität (hartes oder weiches Licht)
    Diese drei Eigenschaften findet man nur, indem man sich durch die nachzuahmende Lichtquelle leiten lässt (logische Lichtführung).
  2. Die Aufhellung (Fill Light) kann man wie im Englischen auch als "Füll-Licht" bezeichnen. Es füllt die vom Führungslicht verursachten Schatten mit Licht auf und ist dem Führungslicht untergeordnet; das heißt auch, dass seine Beleuchtungsstärke immer geringer ist als die des Führungslichtes.
  3. Das Hinterlicht (Back Light) kommt meist vom Rücken des Objektes her und ist ein zur Kamera hin strahlendes Gegenlicht, das zur Trennung der Person (oder des Objektes) vom Hintergrund dient.
  4. Das Dekorationslicht (Background Light) beleuchtet die Dekoration. Zum Deko-Licht können z.B. auch Effektlichter (Lichterketten, Lampen etc.) gehören. Das Dekorationslicht darf nicht mit der Dekorationsausleuchtung verwechselt werden, zu der die Gesamtausleuchtung einer Szene (Führungslicht, Aufhellung, Hinterlicht und Dekorationslicht) gehört. Nach Möglichkeit sollte man das Dekorationslicht von dem Personenlicht trennen.
  5. Das Allgemeinlicht oder auch Grundlicht ist:
    1. das Licht, das sich schon in einem Raum befindet, bevor die Scheinwerfer eingeschaltet werden. Es kann das Tageslicht sein, das von den Wänden oder der Decke eines Raumes reflektiert wird, oder das Saallicht, das eine gewisse Grundhelligkeit erzeugt.
    2. Es kann aber auch mit Hilfe von Lichtwannen oder weißen Reflektoren wie Styroporplatten als gleichmäßiges "Grundniveau der Beleuchtung" dienen. In jedem Fall ordnet es sich - dem fotografischen Stil entsprechend - dem Führungs- und Aufhellungslicht unter.
  6. Das Seitenlicht (Side Light) fällt von der Seite auf das Objekt/die Person und ist immer dann wichtig, wenn es um das Herausarbeiten von Konturen und Strukturen geht. Beispiel ist das Tanzpaar, das man möglichst in der Halbtotalen sehen will und bei dem weniger die Gesichter in Großaufnahme interessieren.
  7. Das Augenlicht (Eye Light) dient dazu, einen Glanzpunkt in die Augen zu bringen, falls er nicht durch das Führungslicht schon erzeugt wird. Das Augenlicht kommt immer aus der Kameraachse, und darum wird meist das Kameravorderlicht als Augenlicht eingesetzt. Es kommt in der Regel nur in der Großaufnahme zur Geltung.
  8. Die Gloriole ist ein Lichtsaum, der um den ganzen Kopf einer Person herumgeht. Sie gehört mit zur Glamourbeleuchtung und kann durch ein Doppelstreiflicht oder einen Scheinwerfer auf der Kameraachse hinter dem Kopf des Darstellers erzeugt werden.
  9. Das Kleiderlicht oder Kleidungslicht ist ein zusätzlicher Scheinwerfer, der z.B. bei einer Ansagerin auf das dunkle Kleid gerichtet wird, ohne den Kopf oder die Hände zu treffen, damit in der Kleidung noch eine Struktur sichtbar wird.

4. Lichtstile

Die meisten Aufnahmen beim Fernsehen werden im Sinne der Lichtgestaltung im Normalstil aufgenommen. Das bedeutet, dass der Lichtkontrast zwischen Führungslicht, Aufhellung und Dekorationslicht nicht zu groß sein darf. Die Schatten sind dann überall gut durchgezeichnet, das Bild wirkt technisch ausgewogen - also normal.

  1. Der Low-Key-Stil: hier herrschen mittelgraue bis dunkle "Töne" vor. Die Dekoration ist dunkel gehalten oder man lässt sie im Licht undeutlich werden. Die Schatten sind wenig oder nicht mehr ganz durchgezeichnet: Es ergibt sich eine "schwere" Stimmung, wie man sie nach dem Sonnenuntergang empfinden kann - im "Magic Moment", wie die Amerikaner sagen. Das Führungslicht auf den Gesichtern ist fast normal, aber die Aufhellung ist schwach.

    Beispiele: In den Wellblechhütten von Slums, in denen nur eine Öllampe brennt, bleibt der Hintergrund dunkel, um Armut und Not zu zeigen.

  2. Der aufgehellte Low-Key-Stil: Bei Abendstimmung sind hierbei z.B. einige Stehlampen eingeschaltet, es gibt gerade noch Durchzeichnungen in den Schatten. Das Bild kann noch Gemütlichkeit und Wärme ausstrahlen.
  3. Der Very-Low-Key-Stil: Hier herrschen dunkle bis schwarze Farben vor. Nur wenige Teile des Bildes sind heller. Die Mitteltöne fehlen ganz. Es gibt keine Schattenaufhellung mehr. Es herrscht eine sehr dramatische Stimmung, z.B. nachts im dunklen Wald oder in den Bergen oder im nächtlichen Flugzeugcockpit. Dies ist eine sehr schwer auf dem Bildschirm zu realisierende Stimmung.
  4. Der High-Key-Stil: Die Farbtöne liegen bei hellgrau bis weiß, und es gibt nur stark aufgehellte Schatten. Bilder, die in diesem Stil aufgenommen werden, signalisieren Freude, Glück, Hoffnung, man assoziiert damit z.B. eine Braut vor einem weißen Hintergrund.
  5. Der Very-High-Key-Stil: Das ist dann z.B. der "Schneeball im Schnee" oder die überglückliche Braut im vorher besprochenen High-Key-Stil, nun aber mit einer noch höheren Blende aufgenommen. Dieser fotografische Stil ist äußerst selten.1

Übrigens: Sprechen Sie das Filmteam bei der Drehplanung darauf an, wenn Sie befürchten, dass zwei zusammengehörende Szenen einmal bei Tag und einmal bei Dunkelheit gedreht werden oder wenn Sie Probleme mit der Beleuchtung der Drehorte haben!

Anleitung "Beleuchter/in" [pdf] [44 KB]

1 Vgl. Dunker, Achim, Licht-und Schattengestaltung im Film - "Die chinesische Sonne scheint immer von unten" -, München 1993 (TR-Verlagsunion) und Mehnert, Hilmar, Das Bild in Film und Fernsehen, Leipzig 1986 (Fotokinoverlag) in: interner Reader Johannes .Schroeder 2008