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Intermedialität in der neueren Literaturdidaktik

Studiendirektor Peter Ege widmete sich anschließend dem Aspekt der Intermedialität in der neueren Literaturdidaktik.

In den alltäglichen Rezeptionsgewohnheiten der Schülerinnen und Schüler tritt das Buch als Leitmedium immer mehr hinter Hör- und AV-Medien zurück und auch im Verlags- und Filmangebot finden vermehrt Verbundprodukte wie Hörbücher, Verfilmungen bzw. Bücher zu Filmen für alle Altersgruppen Absatz. Schon allein deshalb sollten in der Schule die neueren Medien nicht als Konkurrenz oder defizitärer Ersatz von Lektüre begriffen werden, sondern als konstruktive Ergänzung, als Gebrauch komplementärer, gleichrangiger Medien. Der Literaturunterricht sollte also als Ziel die literarische Kompetenz um eine umfassende Medienkompetenz erweitern.

Dabei ergeben sich motivationale und methodische Vorteile beim Gebrauch und Vergleich unterschiedlicher Medien.

Beispielhaft für die Umsetzung intermedialer didaktisch-methodischer Überlegungen wurden zwei Unterrichtssequenzen vorgestellt: zum einen die Erzählung „Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte“ von Paul Auster und ihre Verfilmung in Wayne Wangs „Smoke“ und zum andern Alessandro Bariccos „Novecento – die Legende vom Ozeanpianisten“ , als Hörbuch gelesen von Friedrich Schönfelder und als Film adaptiert von Giuseppe Tornatore als „Die Legende vom Ozeanpianisten“.

Austers Weihnachtserzählung zeigt am Beispiel der Geschichte eines Brooklyner Tabakhändlers die Ambivalenz unseres Alltagshandelns zwischen Altruismus und Eigennutz. Didaktisch-methodisch im Sinne der Intermedialität macht die Kurzgeschichte interessant, dass sie bei der Verfilmung durch Wayne Wang zweimal umgesetzt wird: zum einen sieht man sie als Erzählung Harvey Keitels (er stellt Auggie Wren dar) für Paul Auster (der von William Hurt gespielt wird), wobei der Filmemacher die Interaktion zwischen Erzähler und Zuhörer in den Mittelpunkt seines filmischen Interesses stellt. Anschließend lässt Wang das Erzählte im Abspann als Schwarz-Weiß-Stummfilm noch einmal nachspielen und verdeutlicht dabei die spezifischen Möglichkeiten und Grenzen einer filmischen Umsetzung.

Die zweite vorgestellte Unterrichtssequenz mit Alessandro Bariccos poetischer Erzählung „Novecento“ zeigt exemplarisch an der Passage eines Pianistenwettstreits auf dem Ozeandampfer, der als Erzählort dem Text zugrundeliegt, wie eine abwechselnde Hör- und Leserezeption das Verständnis und die Rezeption der Geschichte erleichtern und vertiefen kann. Bei der entsprechenden Sequenz in Tornatores Verfilmung können Gesetzlichkeiten filmischen Erzählens und deren von der Hör- und Leserezeption abweichende Wirkungen aufgezeigt bzw. erarbeitet werden.

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