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Poetischer Realismus


Natur zwischen Bewusstsein und Unterbewusstem

M16 Gedichte vergleichen

Schlossweiher_Lengriess
Bildquelle: Asentreu auf de.wikipedia.org (cc-by-sa 3.0)
Schlossweiher Lenggrieß
Annette von Droste-Hülshoff

Der Weiher
Er liegt so still im Morgenlicht,
so friedlich wie ein fromm Gewissen;
wenn Weste* seinen Spiegel küssen,
des Ufers Blume fühlt es nicht;
Libellenzittern über ihn,
blaugoldne Stäbchen und Karmin**,
und auf des Sonnenbildes Glanz
die Wasserspinne führt den Tanz;
Schwertlilienkranz am Ufer steht
und horcht des Schilfes Schlummerliede;
ein lindes Säuseln kommt und geht,
als flüstr' es: Friede! Friede! Friede!

*Westwinde
** karminrot

(1844)

 

1. Markieren Sie die Begriffe, die der Natur bzw. dem menschlichen Erfahrungsbereich zuzuordnen sind, mit zwei verschiedenen Farben.

 

2. Übertragen Sie die markierten Begriffe in die folgenden Wortfeldtabelle:

Natur: Der Weiher

menschlicher Bereich

  • Morgenlicht, friedlich, still
  • Westwinde, ruhige Wasseroberfläche
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  •  
  •  
  •  
  •  
  • wie ein fromm Gewissen
  • küssen
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  

 

3. Überlegen Sie, welche Funktion die Darstellung der äußeren Natur für das Empfinden des Sprechers hat. Beachten Sie dabei auch die Vergleiche und lassen Sie das Foto am Anfang des Kapitels atmosphärisch auf sich wirken.

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4. Vergleichen Sie die Stimmung über dem Weiher mit der Aussage der letzten beiden Verse. Warum hat die letzte Zeile Appellcharakter?

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Friedrich Rückert
Bildquelle: Friedrich Rückert , Carl Barth (1787-1853) https://commons.wikimedia.org/ (gemeinfrei)

Friedrich Rückert

Herbstlied
Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.

(1897)

 

5. In Rückerts Gedicht wird die Windmetaphorik in den Mittelpunkt gerückt. Markieren Sie die doppeldeutige Wirkung des „spielenden Winds“ auf die Natur und beschreiben Sie sie in eigenen Worten.

Einerseits wirkt der „spielende Wind“ __________________________________________________

auf die Natur, andrerseits __________________________________________________.

 

6. Welche allgemeine Erkenntnis zieht das lyrische Ich aus dem Naturphänomen „Herbstwind“? Interpretieren Sie in diesem Zusammenhang die erste Strophe und die beiden letzten Verse des Gedichts.

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7. Versuchen Sie einen Bezug herzustellen zwischen dem Herbstsymbol in der Überschrift und dem letzten Wort der 3. Strophe („gedichtet“).

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8. Markieren Sie in dem folgenden Ausschnitt aus Lenaus Gedicht „Einsamkeit“ die Bedeutungsbereiche „Wind“, „Rosen“, „Geschöpfe“ und alle Aussagen, die den Zustand des lyrischen Ichs betreffen. Tragen Sie diese in die folgende Tabelle ein.

Grafik_lyrischesIch

 
Nikolaus Lenau
Bildquelle: Nikolaus Lenau (1803 – 1887) https://commons.wikimedia.org/(gemeinfrei)

Nikolaus Lenau

Einsamkeit (Auszug)
[...]
Der Wind ist fremd, du kannst ihn nicht umfassen,
Der Stein ist tot, du wirst beim kalten, derben
Umsonst um eine Trosteskunde werben,
So fühlst du auch bei Rosen dich verlassen;

Bald siehst du sie, dein ungewahr, erblassen,
Beschäftigt nur mit ihrem eignen Sterben.
Geh weiter: überall grüßt dich Verderben
In der Geschöpfe langen dunklen Gassen;

Lieblos und ohne Gott! der Weg ist schaurig,
Der Zugwind in den Gassen kalt; und du? –
Die ganze Welt ist zum Verzweifeln traurig.

(1838)

 

9. Charakterisieren Sie nun das Verhältnis von Natur und Mensch, indem Sie die in Aufgabe 8 tabellarisch aufgelisteten Bedeutungsbereiche miteinander vernetzen.

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10. Vergleichen Sie die Verarbeitung des Windmotivs in den Gedichten von Droste-Hülshoff, Rückert und Lenau. Wo gibt es Unterschiede in Bezug auf die Rolle, die der Wind in der Natur spielt?

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Tipp Gedichtvergleich

Um Gedichte miteinander zu vergleichen, brauchen Sie Vergleichsmomente . In aller Regel ist dies über ähnliche oder gegensätzliche Motive wie z. B. Liebe, Jahreszeiten, Naturphänomene wie Wind möglich. Motive müssen in ihrer jeweiligen Situation interpretiert werden, in der sie zur Wirkung kommen. Hilfreich ist der Einstieg über Begriffe , Wortfelder oder Bedeutungsbereiche , die die Gedichte gemeinsam enthalten. Das tabellarische Nebeneinander von Bedeutungsbereichen ermöglicht eine rasche Übersicht über die Vergleichsaspekte.

 

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