Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Plinius, Vesuv-Briefe

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Die Lektüre der Pliniusbriefe hat in der Oberstufe ihren festen Platz. Zu den Klassikern gehören dabei neben den sogenannten Christenbriefen 10,96 und 10,97 die Briefe 6,16 ( Plinius 6,16 ) und 6,20 ( Plinius 6,20 ), die von dem Vesuvausbruch handeln. In ihnen lesen die Schülerinnen und Schüler von einem Zeitzeugen die Geschehnisse des Jahres 79 nach Christus. Doch nur vordergründig handeln diese Briefe von dem Vesuvausbruch. Epistel 6,16 wurde verfasst, da Tacitus Plinius darum bat, ihm für sein Geschichtswerk vom Tod seines gleichnamigen Onkels zu berichten. Somit sind nicht so sehr die Geschehnisse um den Vesuvausbruch Thema des Briefes als vielmehr die Reaktion des Onkels auf die Katastrophe und dadurch verursachten Tod, den er am Strand in Stabiae erlitten hat.

Diese Unterscheidung in verschiedene Textsorten wird bei der Behandlung im Unterricht ganz im Sinne des Bildungsplans von 2004 zu berücksichtigen sein, wo es auf Seite 189 heißt, dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, „wesentliche Textsorten zu bestimmen“. Ganz ähnlich findet sich diese Unterscheidung auch im Brief 6,20, der abgefasst wurde, nachdem Tacitus Plinius ausdrücklich darum gebeten hatte, nun auch seine Erlebnisse während des Vesuvausbruchs mitzuteilen. Diese seien, wie Plinius am Ende von 6,20 urteilt, nicht wert, in das Geschichtswerk des Tacitus aufgenommen zu werden, während 6,16 von dem Tod eines berühmten Mannes handele und somit eines Geschichtswerk würdig sei. 6,16 gehört somit dem Genus „De exitu virorum clarorum“ an. Daher wird bei der Lektüre des Briefes ebenfalls darauf zu achten sein, wie alles Erzählen auf die Stilisierung des Onkels hin ausgerichtet ist und sich dieser alles andere unterordnet.

Ein Vergleich mit einem Privatbrief, der in Vindolanda ( Vindolandabrief ) nahe des Hadrianwalls gefunden wurde, schärft den Blick für die Textsorte Brief. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Plinius’ Briefe anders als der Brief der Claudia Severa sorgfältig komponiert und stilistisch gestaltet sind und zwar wohl wirkliche Briefe darstellen, aber eben auch Literaturbriefe sind.

Plinius ist nicht der einzige, der die Katastrophe von 79 in seinem Werk erwähnt. Auch in Martials Epigramm 4,44 ( Martial 4,44 )ist der Vesuvausbruch Thema. Durch einen Vergleich von Martial und Plinius sind die Schülerinnen und Schüler in der Lage, die beiden Texte miteinander zu vergleichen und so wesentliche Unterschiede nicht nur in den Textsorten herauszuarbeiten, sondern auch die unterschiedlichen Ansichten über die Ursachen der Katastrophe. Im Bildungsplan heißt es dazu (S. 169): „Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, in der Begegnung mit der lateinischen Literatur sich mit allgemeingültigen Fragen und sowohl zeitgebunden wie überzeitlichen Antworten auseinander zu setzen und diese Antworten und Denkmodelle in Fragestellungen der Gegenwart und Zukunft mit einzubeziehen.“ Die Behandlung der beiden Briefe bietet Anlass, sich grundsätzlich mit der Frage nach dem Leid auseinander zu setzen und vor dem Hintergrund der beiden Briefe, von Martial, aber auch dem Erdbeben von Lissabon 1755 verschiedene Antworten kennen zu lernen, abzuwägen und die eigene Haltung zu überdecken. Dies stärkt die Personal- und Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler.

Ein großer Schwerpunkt der vorliegenden Einheit liegt in der Förderung der Sprach- und Textkompetenz. Die Schülerinnen und Schüler „sind in der Lage, verschiedene Kategorien von Textarbeit selbstständig anzuwenden.“ (Bildungsplan S. 169). Verschiedene Text­erschließungs- und Übersetzungsmethoden kommen zum Einsatz, eine differenzierte Aufbereitung einzelner Textpassagen bzw. der Hilfen berücksichtigt die individuellen Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler. Die Texte werden nach textimmanenten und textexternen Kategorien interpretiert, wobei die Schülerinnen und Schüler auch in Auseinandersetzung mit teils gegensätzlichen wissenschaftlichen Interpretationen begründete Stellungnahmen abgeben. Eine vertiefte Begegnung mit den Texten ermöglicht ferner der produktive Umgang mit den behandelten Texten, wie ihn der Bildungsplan (S. 169) explizit vorsieht.

Die Klausur , die Plinius’ Brief über Arria (3,16) zum Thema hat, ist als Interpretationsklausur konzipiert. Die Parallele zu den Vesuvbriefen besteht darin, dass der Arriabrief wie 6,16 vom Tod einer bedeutenden Persönlichkeit handelt, was einen Vergleich der Darstellung beider nahe legt. Ferner findet sich bei Martial ein Epigramm (1,13), das vom Tod der Arria handelt und sich als Vergleichstext zu Plinius 3,16 anbietet. Auch hier können die Schülerinnen und Schüler Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten, die teilweise den unterschiedlichen Textsorten zuzuordnen sind.

Die Klausur ist auf 120 Minuten angelegt, die gesamte Unterrichtseinheit umfasst ca. 30 Stunden und kann ab Klasse 10 unterrichtet werden.

 

Einleitung: Herunterladen [doc] [27 KB]