Hypermediale Literarische Kommunikation
Hypermedialität
Der Deutschunterricht setzt sich zunehmend mit der Medialität der Gegenstände und der diesen zugeordneten Methoden auseinander. Schließlich geht es hier ja um das, was Deutschlehrer als – nach Norbert Groeben – erste von sieben Dimensionen der Medienkompetenz an ihre Schüler weitergeben sollen: um Medienwissen und Medialitätsbewusstsein (Medienkompetenz, 2002, S. 166).
Strukturelemente der Hypermedialität:
1. und fundamental: die hypertextuale Struktur , die eine neue, modulare und delineare Art des Lesens als freies Navigieren in und zwischen mehr oder weniger locker gefügten Text-Kontext-Konstellationen hervorbringt, und zwar mit Hilfe interaktiver Operationen, der sog. Navigation ,
2. also: die Interaktivität , die rezeptive und aktiv steuernde Nutzung des Mediums,
3. die Multimedialität , die, für sich genommen, gegenüber den AV-Medien eigentlich nichts Neues darstellt, aber aus der Hypertext-Struktur eine hypermediale Struktur macht, die nun alle die äußerst heterogenen Zeichensysteme der einzelnen Medien und damit auch deren ästhetische Möglichkeiten integriert, v.a. also Schrift, gesprochene Sprache, Grafik, Bildzeichen, Filmsprache – Siegfried J. Schmidt spricht von Kommunikationsinstrumenten,
4. die globale Vernetzung jedes Mediennutzers mit der Möglichkeit a) eines fast universalen Zugangs zu Texten bzw. Informationen und b) der Möglichkeit weltweiter Telekommunikation, die wiederum
5. die Bidirektionalität des Mediums zur Folge hat: der Empfänger ist auch Sender und umgekehrt; weltweite Veröffentlichung des Privaten, Persönlichen wird möglich, Leser - und Autorrolle rücken zusammen.
6. Die bereits genannte Multimedialität ist eigentlich nur die Kehrseite der „ Unimedialität “, also der Eigenheit des Netzcomputers, alle bisherigen und wohl auch künftigen Einzelmedien in einem Medium, alle medialen Praktiken auf einer „Bedieneroberfläche“ zusammenzufassen.
7. Die gesamte hypermediale Vernetzungs-Struktur erzeugt für den Nutzer eine virtuelle Raum-Wirkung , lässt eigenständige Erfahrungs-Räume entstehen, die in ihrer spezifischen Netzwerk-Architektur durch die Navigation auf Ebenen in der „Tiefe” und in der „Weite” zu erschließen sind.
8. Schließlich gehört zu dieser Netzwerk-Struktur eine zeitliche Komponente: Die Datenströme des Internet befinden sich in ständiger Bewegung und Veränderung, sodass sich das Netz als nicht zielgerichteter, zeitlicher Prozess, als work in progress darstellt.
9. Alle diese Strukturelemente zusammengenommen konstituieren die technisch geprägte materiale, räumliche und zeitliche, sinnliche Basis einer eigenständigen komplexen Ästhetik der Neuen Medien - die Literarizität der Texte und das ihnen inhärente Erfahrungspotential ist nicht an das Medium „Buch” gebunden.