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Die Methode Zukunftswerkstatt

Geschichte der Zukunftswerkstätten

Die Wurzeln der Zukunftswerkstätten liegen Ende der 60er Jahre. Sie entstanden überall dort, wo Menschen mit den etablierten Institutionen, den technischen Apparaten und Expertensystemen sowie den natur- und umweltzerstörenden Produktionsformen nicht mehr einverstanden waren und nach Alternativen suchten. Die Idee ist untrennbar mit dem Zukunftsforscher Robert Jungk verbunden ( „Nicht Herrschaft, sondern Verantwortung ist die wichtigste Aufgabe...").

Das Forschungsprogramm der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen „Mensch und Technik - sozialverträgliche Technikgestaltung" brachte der Methode neuen Aufschwung und führte in den 80-er Jahren zur Durchführung von ca. 20 Zukunftswerkstätten.

Nachdem die Methode in vielen Bereichen der Hochschule sowie der außerschulischen Aus- und Weiterbildung, insbesondere bei freien Bildungsträgern, Eingang gefunden hat, wird sie nun auch in Schulen praktiziert (siehe neue Lehrpläne Geschichte mit Gemeinschaftskunde an beruflichen Gymnasien und Berufsoberschulen). Heute ist Prof. Dr. Peter Weinbrenner von der Universität Bielefeld ein führender Vertreter der Methode. Er hat zahlreiche Zukunftswerkstätten durchgeführt und publiziert (siehe Fußnote) - auch im Rahmen einer Lehrerfortbildung für Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Gymnasien und Berufsoberschulen in Baden-Württemberg.

Zielsetzung und Merkmale von Zukunftswerkstätten

Die Ziele und Merkmale können wie folgt schlagwortartig zusammengefasst werden:

  • Zukunftswerkstätten sind integrativ, d. h., sie versuchen die Aufhebung des Gegensatzes von Experten und Laien, Herrschenden und Beherrschten, Wissenden und Unwissenden, Planern und Verplanten sowie Aktiven und Passiven.
  • Zukunftswerkstätten sind ganzheitlich, d. h., sie versuchen eine Integration von Selbst- und Gesellschaftsveränderung, Rationalität und Intuition, Intellektualität und Spiritualität sowie Kognition und Emotion.
  • Zukunftswerkstätten sind kreativ, d. h., es handelt sich um eine Methode des Planens, Entwerfens und Entwickelns, die die schöpferische Phantasie und den sozialen Erfindungsgeist der Beteiligten herausfordert.
  • Zukunftswerkstätten sind kommunikativ, d. h., sie sind eine Chance für die sonst Sprachlosen, die vielen Ungefragten, ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte, ihre Vorstellungen und Ideen, aber auch ihre Ängste und Bedürfnisse frei zu äußern.
  • Zukunftswerkstätten sind provokativ, d. h., sie sind eine Herausforderung an staatliche und wirtschaftliche Institutionen, Lösungsvorschläge und soziale Erfindungen ernst zu nehmen und aufzugreifen.

Lehrerrolle

Die skizzierten Merkmale machen deutlich, dass hier eine Methode verfügbar ist, die doch in erheblichem Maße von den traditionellen Lern- und Verhaltensformen in der Schule abweicht. Sie integriert in sehr zwangloser Weise viele der bekannten didaktischen Prinzipien (z. B. die Prinzipien der Situationsorientierung, Problemorientierung, Interessen und Bedürfnisorientierung, Handlungsorientierung sowie das Betroffenheitsprinzip) und kann trotzdem auf den alles wissenden, belehrenden und steuernden Lehrer als Experten verzichten. Insofern wird durch die Zukunftswerkstatt auch die Lehrerrolle neu definiert. Die Lehrerin/der Lehrer ist hier lediglich „Moderator", der mit einem Minimum an Autorität auskommt. Er ist Organisator, Initiator, Anreger und Vermittler sowie geduldiger Zuhörer.

Dieser Beitrag soll anregen und ermutigen, sich auf diese neue Lehrerrolle einzulassen und mit Hilfe dieser faszinierenden Methode den Schulalltag, insbesondere das wirtschaftliche, technische und politische Lernen, zu beleben und Freude am innovativen, schöpferischen Denken zur Entfaltung technischer und sozialer Phantasie zu wecken.

Das Strukturmodell einer Zukunftswerkstatt

Bei aller thematischer Offenheit und teilnehmerbezogenen Flexibilität von Zukunftswerkstätten sind sie als eigenständige Methode durch ein formales Strukturmodell mit einem klaren Regelwerk bestimmt.

Die Zukunftswerkstatt gliedert sich in drei Hauptphasen sowie eine vorbereitende und nachbereitende Phase. Die Doppelspirale macht auf die Integration von intuitiv-emotionalem und rational-analytischem Lernen aufmerksam:

  Vorbereitungsphase
Spirale
Zeitbedarf und Raum, Vorstellung der Methode, Vorstellung der Teilnehmer, Themenvorstellung
Kern- bereich der Zukunfts- werkstatt I. Kritikphase Ziel der Kritikphase, Stichworte sammeln, thematische Ordnung, individuelle Wertung, Problem auswählen
II. Phantasiephase Stimmungsumschwung, Ziele der Utopiephase, positive Wendung der Probleme, Ideensammlung, Kleingruppen, Szenarien, Präsentation
III. Verwirklichungsphase Ziel, Elemente für die Umsetzung, Präsentation der Ergebnisse, Diskussion, Persönliche Konsequenzen
  Nachbereitungsphase „Blitzlicht“, offene oder verdeckte Aussprache
 
 
  
 intuitiv-emotional
rational-analytisch