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Arbeitsblatt 1

Ansätze zur Auslegung der Bergpredigt

Die Gebote der Bergpredigt wurden als erfüllbar verstanden. Auch gibt es keinen hinreichenden Grund anzunehmen, dass Jesus seine eigenen Forderungen nicht befolgt habe oder sie von anderen nicht befolgt werden können. Jesus strebte eine Radikalisierung der jüdischen Ethik an und wollte, dass seine Jünger in diese Nachfolge konsequent eintreten.

Die Forderungen Jesu gelten als grundsätzlich unerfüllbar. Die radikalen Gedanken Jesu wollen gar keine ethische Anweisung sein, sondern vielmehr deutlich machen, dass der Mensch den Willen Gottes allein von sich aus gerade nicht erfüllen kann. Wenn der Mensch diese Situation erkennt, dass er unzulänglich und Sünder ist – letztlich unfähig zum absoluten Guten, dann ist er allein auf Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Vergebung angewiesen.

Die Forderungen Jesu sind Forderungen für die Vollkommenen, für diejenigen, die sich zu besonderer Frömmigkeit und besonderem Gehorsam verpflichtet haben (Geistliche, Mönche). Sie nehmen dabei auch besondere Lebensformen auf sich (z.B. Armut, Keuschheit und Gehorsam) um diesem Vollkommenheitsideal möglichst nahe zu kommen. Für die Christen ‚in der Welt‘ gelten allein die 10 Gebote.

Innerhalb der christlichen Gemeinden stellen die Forderungen eine besondere Ethik für die Praxis des Reiches Gottes dar. Für die öffentlichen Bereiche können die radikalen Forderungen Jesu nicht gelten.

In der Zeit der sog. Naherwartung, dass das Ende dieser Welt bevorsteht und die Gottesherrschaft naht, kann die Bergpredigt nur bedingt gelten, nur für die Zwischenzeit bis zur vollkommenen Verwirklichung des Reiches Gottes durch Gott selbst. Dies fordert von den Gläubigen eine außerordentliche Anstrengung, aber nur für eine begrenzte Zeit. Die Bergpredigt ist also eine sog. Interimsethik.

Die Forderungen der Bergpredigt machen deutlich, dass es Jesus nicht um neue Gesetze und konkrete Anweisungen geht, sondern um eine Grundhaltung, eine Gesinnungsethik, also eine innere Haltung und rechte Herzenseinstellung.

Mit den einzelnen Aussagen der Bergpredigt handelt es sich um überprägnante Normen, die bewusst das tatsächlich Erreichbare um Vieles überragen. Solches ist notwendig, weil das Ziel immer weiter gesteckt sein muss als das, was man wirklich erreichen kann (Zielgebote).

Übertragen auf die menschliche Gemeinschaft, entwirft die Bergpredigt die Vision einer neuen, vollkommenen Gesellschaft, die nur durch sozialrevolutionäre Veränderungen zu verwirklichen sind. Das Konzept einer zu realisierenden neuen Gesellschaftsordnung hebt alle unmenschlichen Verhältnisse auf und realisiert die geglaubte Gottesherrschaft im Reich Gottes.

(nach Impulsen des Referates [4.2] von Prof. Bormann: Die Bergpredigt als Spielart des ‚christlichen Perfektionismus‘)

 

Die Frage nach der Realisierbarkeit und der Verbindlichkeit der Bergpredigt hat zu diesen unterschiedlichen Ansätzen geführt. Keine ist völlig falsch und gegen jede gibt es auch argumentative Einwände.

Besprecht in Partnerarbeit die einzelnen Aspekte und versucht eine erste allgemeine Position zu formulieren, die im Laufe der UE je neu in den Blick genommen werden kann.

 

 

Unterrichtssequenz: „Die Bergpredigt“: Herunterladen [docx][27 KB]

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