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Phänomenologie

Phänomenologie (kurz gefasst)
(vgl. Helmut Seiffert, Einführung in die Wissenschaftsstheorie 2, München 1970, 13 ff.; Manon Maren-Grisebach, Methoden der Literaturwissenschaft, München 1970, 39 ff.)
Phänomen = Erscheinung (Wörterbuch), das „Sich-an-ihm-selbst-Zeigen“ (Heidegger) ; die Sache zeigt sich selbst:
„Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre.“ (Goethe)

Literatur = das Phänomen, so wie sie sich dem Betrachter unmittelbar stellt.
„Unbefangenes Befragen des Gegenstands“ (Max Kommerell) ist die Methode = Werkimmanenz:
Ergebnisse lit.wiss. Forschung und deren Instrumente und Elemente werden nur dem eigenen speziellen Gegenstand entnommen, keiner anderen Disziplin verpflichtet. Angelsächs.: intrinsic approach/close reading Frz.: explication des textes Ausfaltung des im Text Gegebenen

Method. Schritte: Objekt muss von dem es Umgebenden befreit werden, sein Selbst soll klar zutage treten – Reduktion auf das Selbst der Sache,ihr Wesen ( alles, was sich nicht selbst am Gegenstand zeigt, ist das den Gegenstand Transzendierende (Husserl) und muss eliminiert werden). So sollen Transzendentie des Raumes, des empir. Ortes, der Zeit, geistige Beziehungsfelder wegfallen (auf Literatur angewendet: Wegfall des Produktionsbereichs eines Werkes, bes. auch Biografie: „Wodurch aber und woher ist der Künstler das, was er ist? Durch das Werk.“ (Heidegger)
Reduktion des betrachtenden Subjekts zu „radikaler Vorurteilslosigeit“ (Husserl) ebenso notwendig, Abstraktion von seinem Wissen und von allen zuvor gefällten Urteilen Verzicht auf alles zum Gegenstand bisher Erarbeitete (Ingarden)

Problem: Reduktion ist theoretisch darstellbar, interpretationspraktisch aber nicht erfüllbar. Folge wäre: Eine Arbeit über ein Werk könnte nur eine Wiederholung des Werks sein: „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“

Lösung: Jedes Werk hat eine Intentionalität, ist Auf-etwas-Hindeuten, Verweisen: „Das-sich-auf-Transzendentes-Beziehen, es in dieser oder jenen Weise meinen, ist doch ein innerer Charakter des Phänomens.“ (Husserl) Transzendenz = hier das außerhalb Liegende!

Das Intendierte ist an einen bestimmten Gehalt und eine bestimmte Gestalt gebunden; ändert sich der Wortlaut des Werkes, das Phänomen, dann ändert sich die Intentionalität, die Richtung auf das Gemeinte. Der Betrachter kann ebenso deutend intentionaliter auf das Gemeinte hinweisen, der „objektive“ Sinn eines Werkes lässt sich nicht extrapolieren. So entsteht ein dialekt. Prozess zwischen Intentionalität des Gegenstands und Intentionalität des Deutenden, in dem eine mögliche Fülle und Breite der Deutung, die Bedeutung, aufscheinen kann. „Jeder Zug an einem Werk ist angewiesen auf Bedingungen des Deutens, die sich in irgendeinem Lebenden erfüllen.“(Max Kommerell)
Das Objekt regt wesensmäßig zur jeweils subjektiven Deutung an, diese wirkt zurück auf das Werk dialekt. Prozess hin zur wesensmäßigen Aufhellung des Gemeinten.
Heideggers Lehre von der Hermeneutik: Abrücken von strenger Hermeneutik hin zu existenzieller Deutung: Subjektives vorrangig! Heidegger wurde vom Phänomenologen zum Existenzphilosophen!