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Aufgabe 2


Lösungshinweise

2. Erläutern Sie an zwei biblischen Beispielen Ihrer Wahl wesentliche Aspekte des „Lebensprogramm des historischen Jesus“ (vgl. Text 2, Zeile 1-2). (12 VP)


Die Aufgabe 2 ist eine offene Reorganisationsaufgabe und überprüft :

  • direkt Wahrnehmungs- und Darstellungskompetenz (= religiös bedeutsame Phänomene wahrnehmen und beschreiben)
  • direkt Wissen aus dem BP 2001 : Jesu Botschaft vom Reich Gottes
  • direkt die inhaltsorientierte Kompetenz:
    Die Schülerinnen und Schüler können zentrale Aspekte der Botschaft Jesu erläutern, wie sie in den Evangelien bezeugt sind: Reich-Gottes-Botschaft, Umkehr, Nächstenliebe.
    Zudem liefert der Textausschnitt von Hubertus Halbfas Hinweise zur Botschaft und zum Handeln des historischen Jesus (vgl. Text 2, Zeile 8ff. „Die Herausforderung, zuerst das Reich Gottes zu suchen, zuerst Sorge zu tragen, sich als Nächster erweisen zu können, die Armen, Kleinen und Schwachen wahrzunehmen, sich von der Provokation einer offenen Tischgemeinschaft bewegen zu lassen“). Somit hat der Text von Hubertus Halbfas eine hinführenden Funktion bezüglich der Aufgabenstellung 2.

Der Operator „Erläutern“ ist dem Anforderungsbereich II entnommen und fordert vom Prüfling, einen Sachverhalt, eine These etc. ggf. mit zusätzlichen Informationen und Beispielen nachvollziehbar zu veranschaulichen.

Kompetenzorientierte, kriteriengestützte Lösungshinweise


Eine gute Leistung wird erreicht, wenn
  • die S- Erläuterungen (fach)sprachlich angemessen und klar in der Gedankenführung formuliert sind (= sprachliche Angemessenheit; = sachgemäßer Umgang mit Fachsprache; = Klarheit der Gedankenführung) . 1
  • wenn die SuS solche Bibelstellen auswählen, die passend zur Aufgabenstellung sind und somit die Möglichkeit bieten, anhand ihrer wesentliche Aspekte des „Lebensprogramm des historischen Jesus“ darzustellen (= Qualität des Beispiels) .
  • wenn die SuS zwei Bibelstellen sachgemäß darstellen; dazu gehört auch die kontextuelle Einordnung der jeweiligen Bibelstelle (= Umfang der Kenntnisse und Einsichten) .
  • wenn die SuS die ausgewählten Bibelstellen bezogen auf die Aufgabenstellung in vielfältiger Hinsicht veranschaulichen (= Reflexionsniveau; = Vielfalt und Reichhaltigkeit der Aspekte) .

Eine ausreichende Leistung wird erreicht, wenn
  • die S- Erläuterungen sprachlich angemessen, jedoch mit gedanklichen Brüchen formuliert sind (= sprachliche Angemessenheit; =s achgemäßer Umgang mit Fachsprache; = Klarheit der Gedankenführung) .
  • wenn die SuS solche Bibelstellen auswählen, die in Ansätzen die Möglichkeit bieten, anhand ihrer wesentliche Aspekte des „Lebensprogramm des historischen Jesus“ darzustellen (= Qualität des Beispiels) .
  • wenn die SuS zwei Bibelstellen erwähnen, aber die Erläuterung dieser fehlt, so z.B. die kontextuelle Einordnung der jeweiligen Bibelstelle (= Umfang der Kenntnisse und Einsichten) .
  • wenn die SuS die ausgewählten Bibelstellen insgesamt bezogen auf die Aufgabenstellung, jedoch eindimensional veranschaulichen (= Reflexionsniveau; = Vielfalt und Reichhaltigkeit der Aspekte) .


Inhaltlich ausgerichtete Lösungshinweise

Alternativ stehen verschiedene Bibelstellen zur Auswahl; z.B.

  • Mt 5, 17-20 – Wort von der größeren Gerechtigkeit: Hier lässt Matthäus Jesus davon sprechen, dass nichts am Gesetz verändert werden soll. Jesus möchte, dass die Juden seiner Zeit wieder auf die Wurzel des Gesetzes schauen, nämlich die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes gegenüber den Menschen. Er fordert sie dazu auf, den Wortlaut der Tora nicht seelen- und lieblos zu befolgen, sondern zu beachten, dass die Befolgung der Gesetzesvorschriften im jeweils aktuellen Fall der Liebe Gottes zu den Menschen Rechnung trägt. Dann ist das Gesetz für den Menschen da und nicht umgekehrt, wie es sich für ihn in der kleinlichen/wortwörtlichen Befolgung der Tora zeigt .
  • Außerdem beginnt das Befolgen bzw. Nicht-Befolgen der Tora schon mit der Absicht und nicht erst mit der konkreten Tat. Das wird besonders deutlich in den sechs Antithesen der Bergpredigt. So beginnt für Jesus das Töten bereits mit dem Zürnen des Bruders (vgl. Mt 5, 21ff.).
  • In Mk 1, 15 („Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“) macht Jesus deutlich : Das Reich Gottes ist keine Vertröstung auf ein jenseitiges Leben. Es beginnt hier und jetzt, mit seinem Wort und seiner Tat; und mit jeder guten Absicht und der daraus folgenden Tat der Menschen, die ihm nachfolgen. So bauen Menschen mit Jesus gemeinsam das Reich Gottes auf. Die Vollendung des Reiches Gottes liegt in der Hand Gottes. Die Menschen müssen es nicht ausschließlich aus eigener Kraft schaffen (= eschatologischer Vorbehalt).
  • Zeichenhandlungen für die Nähe des Reiches Gottes sind die Heilungen Jesu, in denen er offenbar macht, dass Menschen durch den Glauben des Anbruchs des RG in Jesus die Kraft finden, gesund und heil zu werden (z. B. Mk 10, 46-52: Die Heilung des blinden Bartimäus : „Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.“/Mk 10, 52).
  • Jesus tritt mit folgendem Vollmachtsanspruch auf: „Wenn ihr Gott nahe sein wollt, dann bin ich der Weg zu unserem Vater. Ich bin der, durch den Gott zu euch spricht.“, so zum Beispiel in den sechs Antithesen , die jeweils einem alttestamentlichen Gebot die Aussage „Ich aber sage Euch“ gegenüberstellen (vgl. Mt 5, 21ff.) oder auch in dem Satz des Johannes-Evangeliums/Joh 14, 6 : „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“).
  • Aus dem Bewusstsein einer besonderen Nähe zu Jahwe lädt Jesus die Menschen ein, „Abba“ zu Gott sagen. Er verkündet im Vater-unser (vgl. Mt 6, 9ff.) , dass Gott Vater aller ist, der den Menschen im Glück wie im Leid nahe sein will.
  • In verschiedenen biblischen Begegnungsgeschichten (z.B. Joh 8, 1ff. Jesus und die Ehebrecherin; z.B. Mk 2, 13ff. – Die Berufung des Levi und das Mahl mit den Zöllnern) macht Jesus deutlich: Niemand ist vor Gott unrein oder seiner unwürdig. Es gibt keine Outlaws vor Gott. Gott möchte allen Menschen in allem solidarisch sein. Das sollen Menschen Gott gleich tun. Durch Jesus und seinem Umgang mit den Randständigen macht Gott den Menschen das Angebot der Sündenvergebung. Kein Mensch hat das Recht, über andere zu richten (vgl. Joh 8,7 „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie“ in der Begegnungsgeschichte“ und vgl. Joh 8, 11 „Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“; vgl. Mk 2, 17: „Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen“).

 


1   Die in den Lösungshinweisen zu Aufgabe 2 kursiv geschriebenen und in Klammern gesetzten Begriffe sind den „Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung – Katholische Religionslehre“ und dort dem Kapitel „3.5. Bewertung von Prüfungsleistungen“ entnommen.


Lösungshinweise Aufgabe 3


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