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Kriterien der Rückmeldung - Texte bewerten und beurteilen

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

1. Kriterienkataloge

Als eine Form der Leistungsüberprüfung müssen wir Texte bewerten und sie benoten. Verschiedene Formen haben sich mittlerweile etabliert, erfahrungsgemäß handelt es sich im Wesentlichen um kriterienorientierte Verbaleinschätzungen oder um Kriterienlisten bzw. –raster. Oft werden Kriterienraster durch einen zusammenfassenden Kommentar ergänzt.

Da wir eigentlich immer auf Grunderfahrungen von Kindern mit Texten zurückgreifen können, ist es sinnvoll, Kriterienkataloge mit den Schülern zu entwickeln (vgl. Bsp. Ping Pong Geschichte, Motivierende Schreibanlässe) und diese dann an gängige Muster anzupassen bzw. zu überarbeiten.

Sehr brauchbar sind die Kriterienkataloge, die Becker-Mrotzek vorschlägt, da sie z.B. ein Kriterium wie Überarbeiten oder Wagnis mit einbeziehen.

Ein allgemein gehaltenes Beispiel, das sich orientiert am Zürcher Textanalysemuster sieht so aus:

Rückmeldebogen

Solche Kriterienkataloge sind sowohl als Schreibhilfe wie auch zur Beurteilung einsetzbar.

Förderorientiertes Korrigieren bzw. Kommentieren verlangt somit bestimmte Kompetenzen seitens der Lehrenden.

Lehrende, die förderorientiert arbeiten

    • ändern ihre Haltung. Sie verstehen sich eher als Lektor denn als Korrektor .
    • verstehen Schreiben grundsätzich als einen Prozess.
    • verfügen über Kriterien auf linguistischer und inhaltlicher Ebene. Das Zürcher Textanalysemuster bietet dazu gute Anhaltspunkte, inhaltliche Kriterien können sehr gut mit Schülern erarbeitet und festgelegt werden.
    • können Kommentare adressatengerecht formulieren.
    • verfügen über die Fähigkeiten Stärken und Schwchen, auch unter Einbeziehung biographscher Gegebenheiten wie z.B. Migrationshintergrund, zu diagnostizieren
    • können differenzierte Aufgabenstellungen formulieren
    • können den Lernstand eines Schülers / einer Schülerin beschreiben und ein entsprechendes Förderkonzept entwickeln.
    • verfügen über ein hohes Maß an Selbstreflektion und können die Anforderungen kritisch hinterfragen.

2. Bewerten als Dialog mit dem Text

„Sichtbar wird diese Art der Auseinandersetzung mit dem Schülertext anhand der Methode [...] Deine Seite – meine Seite [...]. Bei allen Texten, die geschrieben werden, bleibt jeweils die dem Schülertext gegenüberliegende Seite für Randkommentare frei. So wird der Eingriff in den Schülertext vermieden [...] und die Achtung vor dem Schüler als Textschreiber dokumentiert. Die Randkommentare sind die Ergebnisse des kooperativen und dialogischen Leseprozesses.“ (Becker-Mrotzek, S.97)

Auch der Kommentar unter einem Text kann als Dialog verstanden werden.

Für einen Kommentar, der ja auch eine eigene Textsorte ist, sollten einige Grundsätze berücksichtigt werden, um die Schreibmotivation und eine langfristige Bereitschaft sich mit Schreibprozessen auseinanderzusetzen, zu fördern.

Becker-Mrotzek hat dazu sog. Maximen verfasst:

Maximen zur Herstellung eines Kommentars zu Schülerarbeiten:

  • Sprich den Schüler persönlich an.
  • Beginne möglichst mit einer positiven Anmerkung (jedoch nicht prinzipiell); ermutige den Schüler!
  • Teile dem Schreiber dein Textverständnis mit.
  • Teile dem Schreiber mit, was der Text ausgelöst hat.
  • Lege dem Schreiber deine Verstehensschwierigkeiten dar. Gib deiner Antwort die Form einer subjektiven Aussage.
  • Begründe deine Werturteile.
  • Dein Kommentar muss je nach Alter des Schülers verständlich sein.
  • Gib dem Schreiber Lernangebote oder Lernanregungen zur Überarbeitung seines Textes.
  • Bewerte den Schreiber in der Breite seiner persönlichen Leistungen.
  • Informiere die Eltern über Ziel und Art des Kommentars und seiner Kriterien.

(Becker-Mrotzek; S.98)

Diese Dialogsituation kann man sogar noch weiter führen, wenn die Schüler dazu angehalten werden, den Kommentar kurz zu kommentieren, wie z.B. „Ich habe alles verstanden, vor allem, dass ich wörtliche Rede einbauen soll, damit der Aufsatz lebendiger wird“ oder „Ich schaffe es einfach nicht, mir eine Geschichte auszudenken und gleichzeitig auf die korrekte Schreibung zu achten. Aber ich werde das nächste Mal noch mehr „verdächtige“ Wörter im Duden nachschlagen.“ ...

3. Schreibberatung

Ausführlich hat sich mit diesem Thema Gerd Bräuer beschäftigt ( www.schreiblesezentrum.de ). In dieser ausführlichen Form wird sich die Schreibberatung sicherlich nicht flächendeckend einsetzen lassen. Hilfreich sind jedoch auch für die Besprechung eines Textes folgende Grundsätze:

  • Wir fragen, anstatt festzustellen:

Was willst du mir mit dieser Textstelle sagen? anstatt Das kann man so nicht formulieren.

  • Wir nehmen wahr, anstatt zu antizipieren

Ich lese in deinem Text …. anstatt Meiner Meinung nach drückt dein Text …aus.

  • Wir antizipieren, anstatt vorzuschreiben

Wolltest du in dieser Textstelle … sagen? anstatt Das musst du so formulieren!

Es geht nicht um fertige Rezepte, wie man einen Text schreibt, sondern eher um eine Entwicklung von Handlungs- bzw. Schreibkonzepten.

(Vgl. Arbeitsblatt: Die nicht-direktive Beratungsmethode)

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