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Musik hören, analysieren, verbalisieren, interpretieren

(Analyseverfahren, Techniken des Musikhörens und -beschreibens)

Vier Teilbereiche, die in der Analysepraxis meist eng miteinander verknüpft sind:

  1. Musik beschreiben, charakterisieren, verinnerlichen;
  2. Musikalische Gestaltungen aktiv mitvollziehen;
  3. Musik visualisieren; Visualisierung als Hörhilfe und Ergebnissicherung;
  4. Musikalische Gestaltungen verbalisieren.

 

1. Musik beschreiben, charakterisieren, verinnerlichen:

  • Zugänge über das Malen, kreative Schreiben, über Bewegung zur Musik („mit dem Körper hören“), szenische Darstellen zur Musik vgl. die spezifische Methodik im Arbeitsfeld C: Musik transformieren
  • Vor der Arbeit mit dem Notentext ist häufig eine strong>Höranalyse (ohne Notentext) gewinnbringend. Besondere Bedeutung hat Höranalyse im Bereich Pop / Rock / Jazz (M 1).
  • Wirkungsbeschreibung (Wirkungsanalyse): z.B. freie Assoziation oder Charakterisierung mit Eigenschaften, oder vorgegeben: Polaritätsprofil (M 2), Adjektivzirkel (M 3), Zuordnung zu Bildern / Fotos / Zeichnungen;

    Daran schließt sich häufig die Fragestellung an, welche musikalischen Mittel für diese Wirkung verantwortlich sind (Strukturanalyse).

  • Klangerwartung: Schüler äußern Vermutungen bezüglich des Klangs, der Instrumentierung, des Tongeschlechts, der Dynamik, Rhythmik, Tonhöhe, Tondichte, usw. aufgrund
    1. einer bestimmten Kompositionssituation (z.B. Biographie des Komponisten, Entstehungsgeschichte), einer bestimmten Kompositionsabsicht,
    2. eines Programms (Programmmusik),
    3. einer Textvorlage (bei textgebundener Musik) (M 4),
    4. einer vorliegenden Notation.
  • Auffälligkeitssammlung: Aufgrund des Hörbeispiels oder aufgrund des Notentexts (vgl. Klangerwartung)
  • Themenbrücke: Themen vor der Analyse des Gesamtwerks bekannt machen, realisieren (singen, evt. textieren, spielen, pfeifen, klopfen, evt. als Melodiediktat, auch in Lückennotation, evt. nur Rhythmus oder Melodiegerüsttöne vorgegeben) (M 5, M 6)
  • Kartenabfrage zum Themencharakter: S. beschriften Zettel mit verschiedenen Attributen, z.B.: charakterisierenden Adjektiven oder Assoziationen und ordnen diese z.B. den Themen eines Sinfoniesatzes zu (z.B. an Tafel kleben).

    Auch möglich: vorbereitete Zettel mit charakterisierenden Adjektiven und charakteristischen musikalischen Merkmalen werden von den Schülern zugeordnet (evt. Diskussion über Ergebnis).

  • Analysefragen, vorformulierte Erschließungsfragen - verschiedene Sozialformen (Plenum, Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit), arbeitsgleich, arbeitsteilig, Arbeit im Notentext (Kopie) oder mit Arbeitsblatt (unter bestimmtem Analyseaspekt vorstrukturierte Ergebnissicherung)
  • Hörquiz: Nach der Vorbesprechung einer Komposition Hörbeispiel von Ausschnitten in veränderter Reihenfolge – Richtigstellen mit Begründung
  • Zuordnungsverfahren: Ordnen von Hörbeispielen (Ausschnitten) nach einem vorliegenden Programm (Programmmusik) (M 7) oder auch zuordnen zu einem bestimmten funktionalen Kontext, z.B. Kriminalfilm, Quizsendung, Nachrichtensendung, o.ä.) – Wichtig: Begründung der Zuordnung mit musikalischen Merkmalen
  • Notations(Partituren-)puzzle: Hörbeispiel in richtiger Reihenfolge, die Notentextteile müssen geordnet werden – Begründung als Einstieg in die genauere Beschreibung der Musik (M 8)Notentext dekonstruieren: L. zerschneidet Notentext oder schneidet einzelne Teile heraus – die SuS müssen diese wieder zusammensetzen (evt. die Teile einkleben, zusammenkleben) – Erkennen von Abläufen, Unterscheiden bestimmter musikalischer Strukturen.
  • Falsifikation: Bewusste Veränderung der Komposition (meist verfremdendes Klavierspiel) als Denkanstoß bei der Strukturanalyse
  • Partieller Vergleich: Vergleich einzelner Werkausschnitte oder von Themen (offene Fragestellung oder konkretisiert auf einzelne Parameter)
  • Werkvergleich: überschaubare, zweckmäßige Ausschnitte zweier Werke oder kürzere Werke (z.B. unterschiedliche Vertonungen des gleichen Texts) Vorgegebenes „Glossar“ mit Fachtermini und deren Bedeutungserklärung, die im Notentext oder Hörbeispiel verifiziert werden müssen (Strukturanalyse) (M 9)

 

2. Musikalische Gestaltungen beim Hören aktiv mitvollziehen:

Ohne Notentext:

  • Zugänge über das Malen, kreative Schreiben, über Bewegung zur Musik („mit dem Körper hören“), szenische Darstellen zur Musik vgl. die spezifische Methodik im Arbeitsfeld C: Musik transformieren
  • Zur Musik dirigieren (z.B. Sinfoniesatz): verschiedene Anspruchsniveaus: 1) nur taktieren 2) taktieren + Dynamik anzeigen 3) taktieren + Dynamik + Charakter 4) + Einsätze
  • Gehörtes anzeigen, z.B. verabredete Handzeichen bei einzelnen Themen, Formteilen, Instrumenten o.ä., oder auch aufstehen und setzen bei bestimmten Instrumentengruppen, Soli, Tutti o.ä.
  • Gehörtes mitschreiben, z.B. in Form von Buchstabensymbolen (z.B. für Rondo) oder graphischen Symbolen (etwa für Sonate/Sinfonie) für Formteile oder Themen
    • in ein vorgegebenes Schema (Kästchenreihe, Graphik) oder frei (Themen / Melodie- gestalten evt. vorher bekannt machen, vgl. Themenbrücke) (M 10, M 11),
    • bei längeren Musikbeispielen Hören entlang vorstrukturierter Formschemata, evt. mit Zeitangaben (Zeitleiste) oder bei textgebundener Musik entlang einer Textleiste,
    • dies zu Hörprotokollen erweitern, in die Hörwahrnehmungen evt. zu bestimmten musikalischen Mitteln eingetragen werden können.
  • Arbeit mit Kärtchen, die die SuS entsprechend dem Verlauf des Musikstücks hinter- einander legen sollen. Die Kärtchen enthalten z.B. grafische Andeutungen von Strukturmerkmalen eines bestimmten Musikabschnitts (z.B. wellenförmige Melodik, einzelne Klangpunkte, treppenartige Steigerung o.ä.) oder Angaben zu Instrumenten, Dynamik, Tempo. (M 12)
  • Eigene grafische Umsetzungen eines musikalischen Verlaufs

Mit Notentext:

  • (Teil)Realisation von Musikwerken: Analyse mit musizierpraktischem Nachvollzug verbinden,
    • Vokalmusik: Singen, auf Melodierhythmus Text sprechen (Rezitativ), einzelne Phänomene der Textvertonung (syllabisch/melismatisch) u.a.,
    • Instrumentalmusik: einzelne Stimmen auf charakteristische Tonsilben singen (Instrumentation!), evt. Themen mit entsprechendem Text unterlegen, spielen, bestimmte musikalische Ereignisse, v.a. rhythmisch-metrische Phänomene (Vergrößerung, Verkleinerung, Beschleunigung, Verdichtung, Komplementärrhythmik in der Mehrstimmigkeit u.ä.) realisieren, z.B. durch klopfen/klatschen auch in zwei oder mehr Gruppen (polyphone/homophone Strukturen und Schichten), auch zum Hörbeispiel
  • Mitspielsätze: meist für einfaches Klasseninstrumentarium leicht spielbar arrangierte Spielsätze, mit denen zum Originalhörbeispiel mitgespielt werden kann; vorgefertigt oder auch selbst gestaltet (M 13)
  • Mit digitalen Endgeräten (v.a. Tablet, PC): z. B. Youtube-Videos mit Partiturseiten kombiniert mit zeitgleichem Hörbeispiel oder Videos mit Wave-Schaubildern zum Hörbeispiel oder aufbereitete Mitlaufpartituren mit bearbeiteten Notentexten zum Hörbeispiel.

 

3. Musik visualisieren; Visualisierung als Hörhilfe und Ergebnissicherung:

  • Zugänge über das Malen, kreative Schreiben, über Bewegung zur Musik („mit dem Körper hören“), szenische Darstellen zur Musik vgl. die spezifische Methodik im Arbeitsfeld C: Musik transformieren
  • Noten als Hörhilfe: Notentext vor, während oder erst nach dem Hörbeispiel:
    1. Im Notentext voraus lesen – Klangerwartung entwickeln, Besonderheiten beschreiben, ...
    2. Hörbeispiel mit Notentext und konkreter Höraufgabe oder
    3. bewusstes Hören ohne Notentext mit Höraufgabe/Arbeitsauftrag.
  • Arbeit im Notentext (als Kopie): z.B. Themen bzw. thematische Abschnitte bunt markieren. Die sich ergebende formale Struktur kann in eine grafische Darstellung übertragen werden. (M 14)
  • Schaubild/Formschema als Gerüst vorgeben, sukzessives Hören von Abschnitten und Ausfüllen des Schemas, evt. auch nur Taktleiste vorgeben, graphische Symbole für Motive und Themen und deren verschiedenster Gestalten werden eingetragen (z.B. Invention, Fuge)
  • Grafische Darstellungen und Schaubilder (s.o.) können dann als Hörpartituren genutzt werden: Die SuS hören dann nicht mehr mit Notentext, sondern z.B. entlang des erarbeiteten Formschaubilds, evt. unter einem bestimmten analysierten Aspekt (auch Mitzeigen beim Hören möglich)
  • Vorgefertigte Hörpartituren (M 15)
  • Eigene Hörgraphik: Schüler erfinden und begründen eigenes Zeichensystem für musikalische Phänomene und ordnen diese entsprechend dem Höreindruck an
  • Wave-Diagramm / Lautstärke-Diagramm eines Musikstücks oder einzelner Ausschnitte (diese vergleichen, zuordnen oder in die richtige Reihenfolge bringen)
  • Am Tablet / PC: z.B. Mitlaufpartituren (s.o.), Wave-Diagramme als Mitlaufanimation

 

4. Musikalische Gestaltungen verbalisieren:

Grundsätzliches:

Schülerinnen und Schüler ermutigen, sich zu äußern, evt. zunächst Wahrnehmungen mit gewohnten sprachlichen Mitteln (eigenen Worten) beschreiben lassen und erst in einem zweiten Schritt genauer untersuchen und mit musikalischen Fachtermini benennen.

Sozialformen:

z.B. Blitzlicht, Murmelrunde, Partnerarbeit, Prinzip der aufsteigenden Gruppengrößen, moderiertes Unterrichtsgespräch, Diskussion, Rollenspiel;

Hilfestellungen zur Beschreibung von Musik:

Wirkungsanalyse:

  • Polaritätsprofile bzw. Adjektivzirkel mit charakterisierenden Eigenschaften (s.o.)

Strukturanalyse:

  • Vorgegebenes „Glossar“ mit Fachtermini und deren Bedeutungserklärung, die im Notentext oder Hörbeispiel verifiziert werden müssen (s.o.), auch als Dichotomien (Listen gegensätzlicher Begriffspaare), z.B. zur Textur, Satzart: einfach – verdoppelt, kontinuierlich – durchbrochen, alternierend – überlappend
  • Auf Arbeitsblättern in einem Wortspeicher vorgegebene Merkmale, die an anderer Stelle ergänzt werden müssen (M 16)
  • Arbeit mit Wortkärtchen mit Strukturmerkmalen (Fachbegriffe für musikalische Merkmale), die von den SuS in Partner- oder Gruppenarbeit zur jeweiligen Musik ausgewählt werden sollen und dann als Grundlage für eine ausformulierte Beschreibung dienen sollen.

Formulierungsübungen für längere schriftliche Analysetexte:

  • Analysetext als Musterbeispiel
  • Lückentext mit Wortspeicher
  • Formulierungsübungen als Hausaufgabe: Die Analyseergebnisse aus der Unterrichtsstunde (häufig musikalische Merkmale und deren Wirkung, festgehalten auf Notentext oder Arbeitsblatt, sollen als Hausaufgabe in ganzen Sätzen ausformuliert werden) (M 17, M 18).

 

Literaturauswahl:

Biegolt, Georg: Aktives Musikhören. Praxisbuch zur Rezeptionsdidaktik im Musikunterricht. Helbling Verlag, Innsbruck 2019.

Heukäufer, Norbert (Hg.): Musikmethodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen Verlag, Berlin 2007.

Vgl. auch entsprechende Kapitel in Schulbüchern.

 

Methodenrepertoire: Herunterladen [pdf][270 KB]

 

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