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Arbeitsblatt 4: Gruppenpuzzle Qianlong – Gruppe 5

Der Kaiserkanal und die Blüte der Handelsstädte

Die beiden Bilder entstammen einem Zyklus von 12 Gemälden, die die sechs Inspektionsreisen des Kaisers Qianlong in die südlichen Landesteile, genauer in die reiche Gegend um das Delta des Yangtse, jeweils auf 10 m Länge darstellen. Qianlong sitzt auf dem Pferderücken, umgeben von seinen Militärbannern in unterschiedlichen Farben, und zieht feierlich in die Stadt Zushou ein. Die Stadt gehörte zu wohlhabendsten Chinas, ihre Bewohner verfügten im 18. Jahrhundert sicherlich über einen höheren Lebensstandard als die Einwohner Englands. In dieser Region wurde Seide angebaut und verarbeitet, von hier kamen Tee, Porzellan und Baumwolle, die über die Seehäfen dann nach Asien oder gar Europa exportiert wurden. Qianlong pflegte diese Städte: er ließ Straßen anlegen, Deiche reparieren und inspizierte kaiserliche Manufakturen. Und den Untertanen war es sogar erlaubt, den reisenden Kaiser ohne Verbeugung zu betrachten, wie man auf manchen Bildern sieht. Noch die kommunistischen Machthaber im 20. Jahrhundert wie Mao sollten an die Tradition dieser „Südtouren“ anknüpfen.

Kaiserkanal

Vergrößern Bildquelle: Modern Course of Grand Canal of China.png von Ian Kiu [ CC BY-SA 3.0 ], via Wikimedia Commons

Der Kaiserkanal, auf dem das kaiserliche Gefolge reiste, war die Lebensader Chinas. Er verband auf einer Länge von 1800 km die trockenen, teilweise unfruchtbaren Gebiete um Peking im Norden mit dem fruchtbaren Mündungsgebiet des Yangtse. Der Kanal existierte zur Zeit des Qianlong bereits über 1000 Jahre und stellt mit seinen 40 m Breite und 3-9 m Tiefe die größte je vom Menschen geschaffene Wasserstraße dar. Auf ihm reiste Qianlong mit über 3000 Personen vom Hofe und 10 000 Pferden, 300 000 Chinesen wurden zu Schleppdiensten der Schiffe auf dem Kanal verpflichtet.

Auf dieser Wasserstraße wurde aber nicht nur der kaiserliche Hof transportiert. Getreide und Reis aus dem Süden erreichte die Hauptstadt Peking, Handelswaren wie Porzellan, Baumwolle oder Seide wurden über größere Entfernungen gehandelt oder gar bis zu den Seehäfen gebracht. Umgekehrt erreichten von dort auch Gewürze, Silber und Feldfrüchte aus Amerika die chinesische Hauptstadt. In der Folge strömten Kaufleute und Handwerker in die alten Städte entlang des Kaiserkanals, wie Hangzhou oder Zushou, die sich zu urbanen Ballungszentren entwickelten und neben Peking zu den größten Städten der Welt um 1800 gehörten.

Aber nicht nur das städtische Leben profitierte von der Lage am Kaiserkanal, auch für die Landwirtschaft ergaben sich neue Entwicklungen. Die polizeiliche Kontrolle des Kanals durch die Armee, gute klimatische Rahmenbedingungen sowie der Einsatz von natürlichem Dünger aus Raps oder Sojarückständen sorgten für reiche Ernten fast das ganze 18. Jahrhundert über – und damit auch für sprudelnde Steuereinahmen des Staates. Mehrfach wurden die Steuern für die Kleinbauern gesenkt, so dass diese über einen deutlich höheren Lebensstandard als ihre Standesgenossen in anderen Teilen der Welt verfügten. Die tägliche Kalorienzahl betrug im Durchschnitt bereits 2000, die durchschnittliche Lebenserwartung stieg auf 39 Jahre und lag damit deutlich über den Werten Europas dieser Zeit. Man konnte beobachten, dass die Bauern ihre Hanfkittel zur Seite legten und Seidenkleider trugen, außerdem begannen sie Luxusartikel wie Tabak, Tee, Zucker und bald auch Opium zu konsumieren.

Wenn der Kaiser Qianlong also seine Süd-Provinzen besuchte, trat ihm in der Regel eine wohlhabende, selbstbewusste und auch zufriedene Bevölkerung entgegen und feierte ihn als Garanten ihres eigenen Wohlstandes.

 

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