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Material 7

Christliche Ethik – sich berühren lassen

D. Bonhoeffer: Das Wort ist schwach

Das Wort Gottes aber ist so schwach, dass es sich von Menschen verachten und verwerfen lässt. Es gibt für das Wort verstockte Herzen und verschlossene Türen, und das Wort anerkennt den Widerstand, auf den es stößt, und erleidet ihn. Es ist eine harte Erkenntnis: für die Idee gibt es nichts Unmögliches, für das Evangelium aber gibt es Unmöglichkeiten. Das Wort ist schwächer als die Idee. So sind auch die Zeugen des Wortes mit diesem Wort schwächer als die Propagandisten einer Idee [Bonhoeffer hat hier, also 1934, die immer wirkmächtiger werdende Propaganda der Nationalsozialisten vor Augen]. Aber in dieser Schwäche sind sie frei von der kranken Unruhe der Fanatiker, sie leiden ja mit dem Wort. Die Jünger können auch weichen, können auch fliehen, wenn sie nur mit dem Wort weichen und fliehen, wenn nur ihre Schwäche die Schwäche des Wortes selbst ist, wenn sie nur das Wort nicht im Stich lassen auf ihrer Flucht. Sie sind ja nichts als Diener und Werkzeuge des Wortes und wollen nicht stark sein, wo das Wort schwach sein will. Wollten sie das Wort unter allen Umständen, mit allen Mitteln der Welt aufzwingen, so machten sie aus dem lebendigen Wort Gottes eine Idee, und die Welt wird sich mit Recht gegen eine Idee zur Wehr setzen, die ihr nichts helfen kann. Gerade als die schwachen Zeugen aber sind sie von denen, die nicht weichen, sondern die bleiben – freilich allein dort, wo das Wort ist. Die Jünger, die von dieser Schwäche des Wortes nichts wissen, hätten das Geheimnis der Niedrigkeit Gottes nicht erkannt. Dieses schwache Wort, das den Widerspruch der Sünder erleidet, ist ja allein das starke, barmherzige Wort, das Sünder bekehrt von Grund ihres Herzens. Seine Kraft ist verhüllt in der Schwachheit; käme das Wort in unverhüllter Kraft, so wäre der Gerichtstag da. Es ist eine große Aufgabe, die den Jüngern gestellt ist, die Grenzen ihres Auftrages zu erkennen. Das missbrauchte Wort aber wird sich gegen sie kehren.

Was sollen die Jünger tun angesichts der verschlossenen Herzen? Dort wo der Zugang zum Anderen nicht gelingt? Sie sollen anerkennen, dass sie in keiner Weise Recht oder Macht über die Anderen besitzen. Dass sie auch keinerlei unmittelbaren Zugang zu ihnen haben, so dass ihnen allein der Weg zu dem bleibt, in dessen Hand sie selbst stehen wie auch jene Anderen.

Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge (hier: Teil I, Die Bergpredigt (Auslegung), Matthäus 7.Die Aussonderung der Jüngergemeinde, Gütersloh 2013 (1992), S. 180f.

Arbeitsauftrag

Setzt Euch in der Gruppe mit dem Text auseinander und formuliert ausgehend vom Text Thesen (über Gott, Jesus, die Jünger/NachfolgerInnen und die Bibel/das Wort, das Leben, Leid, Liebe), die aussagen, wie die wichtigsten Grundverhältnisse in der Welt nach Bonhoeffer eigentlich liegen.

Zum Beispiel: „Gott ist ohnmächtig in der Welt“.

Notiert Eure Stichpunkte in der Tabelle M9 zu Eurem Text und teilt den anderen Gruppen Eure Ergebnisse mit; sendet dazu Vertreter Eurer Gruppe in die anderen Gruppen.

Notiert Ihr die Ergebnisse, die Euch die Vertreter der anderen Gruppen erläutern.

 

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