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Kompetenzerwerb

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


Kommentar zu Kompetenzorientierung und -erwerb

Im Folgenden werden die Kriterien kompetenzorientierten Unterrichtens (fett gedruckt), wie sie von der ZPG-Arbeitsgruppe erarbeitet worden sind, exemplarisch auf die Unterrichtssequenz angewendet. Hierdurch kann deutlich werden, inwiefern die Konzeption spezifische Charakteristika kompetenzorientierten Unterrichtens zu realisieren sucht.

Kompetenzen sind

  • Wissen und Fähigkeiten
Der zugrunde liegende Bildungsstandard liegt im Schnittpunkt dreier zentraler Kompetenzen: die SuS sollen sich Artikulationsformen des Glaubens an die Auferstehung Jesu erschließen und sie in eigener Sprache sachgemäß darstellen können, sie sollen darüber hinaus Zeugnisse dieses Glaubens adäquat deuten , also für ein heutiges Verständnis übersetzen können, um sich daran anknüpfend selbst dazu positionieren zu können. Schon durch diese Programmatik ist jeder Wissensinput jeweils auf eine selbstaktive Anwendung durch die SuS – und damit auf bestimmte Fähigkeiten - hingeordnet: die anfängliche Begegnung mit einer Osterperikope wird mit einem parapsychologischen Bericht aus der Jetztzeit verknüpft, um ein Nachdenken über die Qualität einer solchen Erfahrung in Gang zu bringen. Die damit geweckte Neugier, mehr über solche Phänomene in Erfahrung zu bringen, macht den historisch-kritischen Wissensinput über Erscheinungstexte plausibel. Die Aneignung des Wissens zielt stets auf die wiederholende Anwendung in eigenen Deutungen der Osterperikopen. Auch die Auseinandersetzung mit der „Bild-Theologie“ Matthias Grünewalds zielt einerseits auf eine klare Herausstellung wesentlicher theologischer Aspekte des christlichen Osterkerygmas (Wissen), wird aber durch die Deutekompetenz der SuS selbst erarbeitet und damit als Ergebnis der theologischen Reflexion des Künstlers transparent. Der didaktische Höhepunkt der Einheit besteht in der eigenständigen Erschließung und Deutung einer Osterperikope bzw. des Triptychons „Gang der Jünger nach Emmaus“ von Bernhard Maier. Hier stellen die Arbeitsgruppen unter Beweis, dass sie die vorgängig erworbenen Kenntnisse selbstständig und sachgerecht anwenden und so zu gültigen Deutungen der Glaubenszeugnisse kommen können. Schließlich werden sie zumindest ansatzweise dazu herausgefordert, eine eigene Stellungnahme zu dieser zentralen christlichen Hoffnungsdimension zu formulieren.
  • Einstellungen, Haltungen, Bereitschaften
Die Bereitschaft, sich mit Zeugnissen des Osterglaubens auseinanderzusetzen, erwächst für einen heutigen Schüler sicher nicht automatisch aus der unterrichtlichen Beschäftigung mit Jesus, obwohl die Tragweite der Auferstehungsbehauptung durchaus auch hier noch eine gewisse provokative Kraft entwickelt. Der existentielle Bezug zum eigenen Leben und zur Frage nach einem Weiterleben nach dem Tod stellt einen wesentlichen Bezugspunkt zur Bereitschaft dar, sich mit dem Auferstehungsglauben auseinander zu setzen. Die Einheit zielt zunächst darauf ab, eine Haltung der positiv verstandenen Neugier zu wecken, was man über die Ereignisse nach dem Tod Jesu denn überhaupt herausfinden kann. Sie geht aber dann durch die Beschäftigung mit diversen Bezeugungen der Osterwirklichkeit hindurch zur Herausforderung über, die eigene Haltung zum christlichen Osterglauben zu reflektieren und zu artikulieren. Darüber hinaus wird in der gesamten Sequenz eine Grundhaltung der Deutungsbereitschaft eingeübt, die einem plump naiven Wörtlichkeitsverständnis entgegenwirkt, die den Osterglauben eher verhindert als fördert. Methodisch ist von zentraler Bedeutung die Einübung der Ernstnahme des eigenen und fremden Theologisierens durch alle am Unterricht Beteiligten.
  • komplex und Ergebnis eines längerfristigen Prozesses
Die Dimension „Jesus der Christus“ zieht sich durch alle Stufen des achtjährigen Gymnasiums. Was hier an Kenntnissen erworben wurde spielt in der Auseinandersetzung mit Botschaft und Bedeutung Jesu für das Christentum in der Kursstufe direkt wie indirekt eine Rolle. Für diese Unterrichtssequenz noch wesentlicher sind aber die bibel- und sprach-hermeneutischen Kenntnisse und Fähigkeiten, die sich die SuS über die Jahre hinweg erworben haben: ob sie in der Lage sind, die Spezifika religiöser Sprache zu erkennen, die Symbole und Metaphern zu identifizieren und sachgerecht zu deuten, ob sie überhaupt die Relevanz religiöser Rede als Bemühung, über das Unaussprechliche zu sprechen, würdigen können, das alles wird sich niederschlagen in der Art und Weise, wie sie der Zentralaufgabe dieser Unterrichtssequenz, die Erzählung über den „Gang der Jünger nach Emmaus“ zu deuten, meistern. Insofern bietet die Sequenz einen (unter vielen anderen möglichen) Zielpunkt(en) an, den mehrjährigen Kompetenzerwerb der SuS durch selbstständiges Interpretieren und Theologisieren unter Beweis zu stellen. Wichtig erscheint es daher, in der Schlussreflexion tatsächlich zu thematisieren, inwiefern die Arbeitsergebnisse der Gruppen einen solchen Weg des längerfristigen Kompetenzerwerbs haben erkennen lassen.
  • fachspezifisch und/oder fächerübergreifend
Dass in dieser Unterrichtssequenz Schlüsselkompetenzen der Wahrnehmung, Interpretation, Darstellung und Beurteilung eine zentrale Rolle spielen, die in jeder anderen Domäne, v. a. im Deutschunterricht und in den ästhetischen Lernbereichen, ebenso von Bedeutung sind, liegt auf der Hand. Sie kommen in den Unterrichtsschritten aktiv zur Anwendung, ohne zuvor nochmals eigens thematisiert zu werden. Auch in dieser Hinsicht geht diese Unterrichtssequenz von einem sehr voraussetzungsreichen Ausgangspunkt aus. Die unterrichtlichen Reflexionen über den „Lernfortschritt“ dürfen hier die Gesichtspunkte der methodischen und der sozialen Kompetenzen nicht außer Acht lassen.

 

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