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Kommentierter Unterrichtsverlauf

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


(Die Nummerierung der einzelnen Abschnitte bezieht sich auf die entsprechenden Abschnitte im Überblick über den Unterrichtsverlauf M2_1 ).

  1. Die Planung dieser Unterrichtssequenz von etwa 3 Doppelstunden geht davon aus, dass die Auferweckung bzw. Auferstehung unmittelbar im Anschluss an die Beschäftigung mit der Passion und dem Tod Jesu anschließt. Sie lässt offen, inwiefern soteriologische Deutungen des Todes Jesu bereits thematisiert wurden oder nicht. Eine für diese Unterrichtssequenz isoliert durchgeführte ausführliche Lernstandserhebung (etwa in der Form einer standardisierten Befragung oder eines Interviews) erscheint nicht unausweichlich geboten, da der Kenntnisstand der SuS im Gesamtkontext der Beschäftigung mit Prozess und Passion Jesu für den Lehrenden bereits deutlich geworden sein müsste. Dennoch gestattet es die motivierende Einleitungsfrage: „Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es zwischen einer Raumfahrt eines Space-Shuttles und der Auferstehung Jesu?“, Voreinstellungen abzufragen, naiv-kindliche Verstehensmuster zu thematisieren, blankes Unverständnis zu artikulieren oder auch bereits subtilere Interpretationen des Osterglaubens zu formulieren. Wenn die einzelnen Beiträge auf Metaplankarten festgehalten werden ist es möglich, miteinander in Verbindung stehende Vorstellungen entsprechend zu sortieren und darüber ins Gespräch zu kommen. Eine Visualisierung dieser Voreinstellungen ist auch hilfreich, um die Schlussreflexion der Sequenz nochmals auf den Anfang zurück zu beziehen und die SuS eigenständig ihre Voreinstellungen „bewerten“ zu lassen. Im Sinne einer Dokumentation des eigenen Kompetenzzuwachses erscheint es hilfreich, dass die SuS wichtige Arbeitsergebnisse und eigene Erkenntnisse in einem eingeführten Dokumentationsmedium (Lerntagebuch, Cahier, Dossier o. ä.) festhalten. Je nach Form könnte dieses Dokumentationsmedium auch kreativere gestalterische Elemente (z. B. eigene Illustrationen oder gestalterische Interpretationen des Osterglaubens) aufnehmen.

  2. Im nächsten Schritt werden die SuS mit dem Faktum vertraut gemacht, dass der entscheidende Impuls für den Glauben, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist, in den neutestamentlichen Schriften durch Erzählungen über das Auffinden des leeren Grabes (im Zusammenhang mit Engel-Erscheinungen) und das Sich-Sehen-Lassen Jesu gegeben wird. Im Arbeitsblatt M3_1 wird eine erste Erscheinungsperikope (Joh 20,11-18) parallelisiert zu einem aktuellen „Nachtodkontakt“ eingeführt. Diese Parallelisierung gestattet es einerseits, die biblische Erzählung der Erscheinungen vor Maria aus Magdala nicht von vornherein als frommes Märchen des Altertums abzutun, gleichzeitig aber die Unverfügbarkeit und Fragwürdigkeit des erzählten Geschehens für den heutigen Menschen zu thematisieren. Die SuS lernen die Osterperikope so von vornherein unter der kritischen Fragestellungen kennen, inwiefern das erzählte Geschehen glaubwürdig sei und welcher Art die Erfahrungen seien, von denen hier erzählt wird. In den Arbeitsaufträgen werden sie für die sorgfältige Unterscheidung zwischen innerpsychischen Erfahrungszusammenhängen und äußerlich emprisch verifizierbaren Wirklichkeitsebenen sensibilisert. Gleichzeitig wird bereits die Rolle der Erscheinungsberichte im Begründungszusammenhang des Osterglaubens thematisiert. Das Arbeitsblatt zielt allerdings noch kein umfassendes Verständnis an, sondern versucht, eine zentrale hermeneutische Voreinstellung grundzulegen.

  3. In einem Zwischenschritt dürfte es sinnvoll sein, gesprächsweise der Frage nachzugehen, inwiefern die in den Evangelien zahlreich und sehr divergent überlieferten Erscheinungsberichte auch für das Denken des heutigen Menschen ein „Beweis“ oder besser „Aufweis“ der Wirklichkeit der Auferweckung Jesu darstellen können. Hier können sich die SuS nicht nur im selbstständigen kritischen Theologisieren üben, sondern nochmals alle Schwierigkeiten benennen, die sich dem heutigen Adressaten der Osterbotschaft im Hinhören auf die Erscheinungstexte stellen.

  4. Der Text von Hubertus Halbfas aus dem Religionsbuch der Klasse 9
    ( Arbeitsblatt M3_2 ) setzt gerade an dieser kritischen Kompetenz der SuS an und versucht sie in ein vertieftes Verständnis zu überführen. In der dargebotenen Sachinformation werden die SuS in eine hermeneutische Grundlagenreflexion über die Erscheinungsberichte hinein genommen und mit dem Stilmittel des Paradoxes als Ausdruck des Besonderen und Unverfügbaren in einer Erfahrung vertraut gemacht. Die Qualität der Erscheinungs-Widerfahrnisse wird in diesem Text nicht näherhin zu bestimmen versucht, sondern in ihrer Singularität und Unverfügbarkeit umrissen, gleichzeitig werden diese Widerfahrnisse aber als der entscheidende Impuls gekennzeichnet, der die Jüngerinnen und Jünger zu Glaubenden macht. Diese Kennzeichnung deckt sich mit dem Mainstream der aktuellen Forschungslage zum Entstehungszusammenhang des Osterglaubens. Der Arbeitsauftrag zum Text ist anwendungsbezogen ausgerichtet. In dem die SuS kennzeichnen, welche Information ihnen (rückwärtig) zu einem besseren Verständnis der Perikope Joh 20,11-18 hilft, wenden sie die Sachinformation zugleich auf ein konkretes Beispiel an. Dies schafft eine wesentliche Kenntnisgrundlage (nach vorne), auf der aufbauend später ein anderer Ostertext gedeutet werden soll.

In der Überleitung zum folgenden Hauptpunkt muss darauf hingewiesen werden, dass Glaubenszeugnisse und theologische Reflexionen sich nicht nur in der Gestalt von Texten niederschlagen können, dass sich vielmehr die großen Bildwerke der Kunst über einen großen Zeitraum der Kunstgeschichte hinweg als Zeugnisse eines ungeheuer tiefgründig reflektierten Glaubens ihrer Schöpfer erweisen und sich eine Auseinandersetzung daher gerade in theologischer Hinsicht lohnt.

 

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