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Perspektivik handlungs- und produktoinsorientiert

Im Anschluss an die doch recht ausführliche Beschäftigung mit demselben lyrischen Text erfolgte ein Versuch, das über Wahrnehmungsweisen Gelernte produktiv einzusetzen. Der Arbeitsauftrag lautete, einen Erzähltext zu verfassen, in dem die unterschiedliche Wahrnehmung der gleichen Situation Thema würde. Der offene Arbeitsauftrag führte zu sehr unterschiedlichen Erzähltexten. 1 Mit den Perspektiven und den Konsequenzen ihrer Anwendung wurde spielerisch gearbeitet, allerdings kam es eher zur Habitualisierung des Gelernten und Verstandenen, als zu neuen Erkenntnisfortschritten.

„Klärchens Lied“

Nachdem mit dem „Erlkönig“ aufbauend auf Vertrautem neue und analytischere Erschließungstechniken erarbeitet worden waren, sollte mit einem weiteren Goethe-Gedicht das Erlernte gefestigt und in seiner Wirksamkeit überprüft werden. Gewählt wurde „Klärchens Lied“, ein Text, der sich bisher vor allem in Klasse 9 bewährt hat. Es versteht sich von selbst, dass die Auslotung auch nur des wesentlichen Bedeutungsgehalt dieses Gedichts eine achte Klasse überfordern muss. Umso erhellender sind einige mitnotierte Schüleräußerungen, in denen sich das Textverständnis ausdrückt, zu dem das geschilderte Verfahren geführt hat:

  1. „Klärchen erzählt in dem Lied, wie es ihr geht und ihrer Seele.“
  2. „Klärchen erzählt von der guten und schlechten Seite der Liebe.“
  3. „In ,Freudvoll und leidvoll‘ werden Reimwörter als Gegensätze dargestellt. In ,Gedankenvoll sein‘ steht das Resultat der Gegensätze.“
  4. „Manchmal werden die Gegensätze durch den Reim verbunden.“
  5. „Am Ende sagt Klärchen, dass man trotz der schwankenden Gefühle der Liebe nur glücklich sein kann, wenn die Seele liebt.“
  6. „Nur wer liebt, kann glücklich sein. Denn zur Liebe gehören die guten und schlechten Gefühle.“

Die Ergebnisse sind alles andere als selbstverständlich. Erfahrungen aus der Beschäftigung mit „Klärchens Lied“ in der Kursstufe zeigen, dass der Text durchaus anspruchsvoll in der Annäherung und Deutung ist. In der beobachteten achten Klasse wurden keine umfassenden Deutungen erzeugt, aber auch nicht angestrebt. Es zeigt sich aber in den Schüleräußerungen, dass zum spontanen Einleben in den Text Ansätze analytischen Zugriffs hinzugekommen sind. Insbesondere die Formulierungen von Form-Inhalt-Entsprechungen in den Aussagen 3 und 4 zeigen das deutlich. Der Bildungsplan formuliert für 7/8: Die Schülerinnen und Schüler können

Sinnzusammenhänge zwischen verschiedenen Ebenen und Elementen von Texten herstellen (4).

Aber auch Aussage 6, die nahezu ein Deutungsergebnis fasst, leistet Beträchtliches auf dem Weg zur analytischen Erschließung eines literarischen Textes. Dem Bildungsplan (wieder 7/8) nach können die Schülerinnen und Schüler

das Thema eines Textes bestimmen und benennen (6).

Wie bereits im Zusammenhang mit der Inhaltsangabe gezeigt, ist die Anforderung dieses Standards alles andere als trivial. Er fordert die Abkehr von der Handlungschronologie der Nacherzählung und die Hinwendung zu einer inhaltlichen Hierarchie, die das zentrale Thema eines Textes fasst.


1   Siehe Material 2.

 

Lyrik in der achten Klasse: Herunterladen [docx][29 KB]

Lyrik in der achten Klasse: Herunterladen [pdf][635 KB]

 

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