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4. Sequenz: Grenouilles Bewährungsproben und „Belohnungen“ - ästhetische Inszenierung in Roman und Film

Der Bezug zur Hausaufgabe soll den SuS sichtbar machen, dass ein Erlösungsweg mit einer „Heldenfigur“ wie Grenouille eher ausgeschlossen ist, weil sie Einsicht und Änderungswillen voraussetzt. Generell soll aber erkennbar sein, dass die Heldenreise generell Varianten, also Plot-Twists und brüchige Heldenfiguren, zulässt. Dass Grenouille ein potenzielles „Happy End“ unterläuft, stellt eine Besonderheit und Abweichung von den gängigen Erwartungen dar, die den Reiz des Romans ausmachen.

Die Leitfrage, wie ein Monster als Protagonist, also „Held“ inszeniert werden kann, führt in dieser Unterrichtssequenz zur methodischen Analyse der Inszenierungs- und Gestaltungstechniken, also auch zur Frage nach der ästhetischen Machart von fiktionalen Welten in Literatur und Film.

Daher werden v.a. mit den Filmszenen „Im Garten des Waisenhauses“, „Mord am Mirabellenmädchen“, „Plomb du Cantal“ und „Hinrichtung/ Orgie in Grasse“ filmtechnische Elemente der Inszenierung im Vergleich mit dem Text ermöglicht, wie es der Bildungsplan vorsieht.

„Im Garten des Waisenhauses“:

Die Filmanalyse der Szene „Im Garten des Waisenhauses“ (vgl. AB 8) verdeutlicht den SuS die Fokussierung auf das Geruchsmotiv durch die Fokussierung auf die Nase sowie auf die Gegenstände, die Grenouille riecht. Es wird – v.a. durch Schwenks der Kamera und Nahaufnahmen – erkennbar, dass Grenouille selbst kleinste und entfernteste Gegenstände erfassen kann. Gleichzeitig wird die zusätzliche Dimension von Geräuschen und Musik erkennbar, die Atmosphäre erzeugt und die olfaktorische Komponente ersetzen soll. Die Erzählerstimme aus dem Off hält uns über die verschiedenen Handlungen und deren Bewertung auf dem Laufenden, ist also auktorialer Kommentator und Erzähler der Handlung zugleich, während Grenouille als schweigende Figur inszeniert wird (laut Roman kann er sowieso kaum reden).

Die Textanalyse derselben Stelle zeigt, dass Grenouilles Entwicklung außergewöhnlich abläuft, da er intellektuell und sprachlich wenig Fortschritte macht, dafür aber seine Umgebung zunehmend umfassend mit seiner Nase erfassen und aufschlüsseln kann. Die Formulierungen, namentlich die Vergleiche und Attribute auf S.32-34 sowie die wertende Beschreibung der Handlungen Grenouilles durch den auktorialen, aber figurennahen Erzähler zeigen, dass Grenouille andersartig, weil er detailliert alles über die Nase wahrnimmt (der personale Erzähler kommt hier nur zeitweilig zum Vorschein, z.B. S.32f.).

Die Auswertung der Textarbeit soll nachweisen, dass Grenouille nach üblichen Maßstäben ein zurückgebliebenes Kind ist, das kaum sprechen kann, gleichzeitig außergewöhnliche Fertigkeiten entwickelt, z.B. das versteckte Geld von Madame Gaillard zu riechen, die wunderbar bzw. prophetisch auf die anderen Figuren wirken. Diese werden auch sprachlich durch außergewöhnliche Formulierungen (siehe Textarbeit) hervorgehoben und durch den auktorialen Erzähler bewertet.

Die Analyse der weiteren Filmsequenzen (siehe Leitfragen für die Auswertung und Diskussion) verdeutlicht, dass das Leitmotiv des Geruchs bzw. Riechens den Film durchzieht und mit bereits erkannten Mitteln, v.a. aber durch musikalische Leitmotive vertieft wird. Grenouilles kurze Redebeiträge zeigen zwar eine Entwicklung, sind jedoch wenig handlungsleitend – der Stimme des Erzählers aus dem Off kommt als Lenker der Handlung eine größere Rolle zu, zumal er die Entwicklung Grenouilles als Geruchsgenie verdeutlicht.

Die Hinführung und die Aufgabenstellung der Hausaufgabe soll die SuS darauf lenken, dass Grenouille nicht nur ein Duftgenie ohne Eigengeruch ist, also eine Abweichung von der Normalität, sondern auch unwahrscheinlich viele Widrigkeiten und Krankheiten überlebt, bis hin zur gezielten Krankheit und Heilung im Hause Baldinis, um diesem die letzten Geheimnisse abzutrotzen, und dem jahrelangen Überleben in einer Höhle. Durch die Definition der „Phantastik“ soll den SuS deutlich werden, dass Grenouilles Darstellung nicht mehr realistisch ist, sondern deutlich ins Wunderbare übergeht. Auch die Folge der Tode, die Grenouilles jeweiliger Weggang auslöst, erfüllt als „pan-deterministische“ Ereigniskette die Voraussetzungen für Phantastik/Wunderbares. Seine realistisch dargestellte Umwelt akzeptiert das Wunderbare, ohne es zu hinterfragen, wird damit vom Wunderbaren „infiziert“ (vgl. dazu die Zusatzinformation 6 samt Hinweis zu „Das Parfum“ als „magischer Realismus“ und AB 9d).

Die „Helferfiguren“ sind zudem zumeist motiviert durch egoistische Prinzipien der Ausbeutung (vgl. AB 7b; Geld verdienen, Arbeitskraft und Können ausbeuten), aber Grenouille wird zunehmend manipulativ, indem er von Baldini und dem Marquis sowie Madame Arnulfi und ihrem Gesellen Wissen und andere Fertigkeiten erwirbt. Richis ist hier teilweise eine Ausnahme, weil er analytische Eigenschaften sowie Handlungsweisen eines Gegenspielers entwickelt, dennoch lässt auch er sich von Grenouille manipulieren (vorzugsweise durch den Einfluss des perfekten Parfüms).

Die freiwillige Zusatzausgabe soll interessierten SuS ermöglichen, den Vergleich mit anderen Figuren, wie z.B. Frankenstein, zu ziehen, um zu zeigen, dass Grenouille hier als eine Art „Magier“ inszeniert wird und ähnliche Fertigkeiten erwirbt, auch wenn er nicht der intellektuelle Wissenschaftler ist.

Grenouilles Morde:

Durch die Auswertung der Hausaufgabe sind den SuS Grenouilles „wunderbare“ Eigenschaften vertraut, die ihn als verkanntes Genie und Außenseiter gleichermaßen inszenieren, der zudem eine Spur von Leichen hinter sich lässt, auch ohne Hand anzulegen. Daher ist die Leitfrage nach der Inszenierung eines Monsters sinnvoll weiterzuführen.

Die Filmsequenz „Mord am Mirabellenmädchen“ (vgl. AB 8) zeigt Grenouille als jemanden, der von seiner Nase geleitet wird wie ein Hund. Der Film führt hier die bekannten Techniken der Kameraführung (Fokus auf die Nase als Leitmotiv) und Musikmotivik weiter. Der Tod des Mirabellenmädchens wird inszeniert als geruchliche Überwältigung Grenouilles, die zum „Unfall“ führt, da das Mädchen erstickt, als er sie am Schreien und der Gegenwehr hindern will.

Die Textanalyse (vgl. AB 9a-e) zeigt hingegen, dass Grenouille nicht nur aktiv der Geruchsspur folgt, sondern auch aktiv das Mädchen erwürgt, um besser ihre Gerüche sammeln zu können (vgl. S.56). Er wird hier dargestellt in figurennaher Darstellung, die weitgehend die personale Perspektive einnimmt, sobald Grenouille der Geruchsspur folgt – erst nach dem Mord kommt zeitweilig der auktoriale Erzähler zum Vorschein, während Grenouilles Aufarbeitung des Mordes in seinem Schlaf-Verschlag wieder vorwiegend personal dargestellt wird.

Die anschließenden Fragen und der Zusatztext zu „Mantrailing“ sollen verdeutlichen, dass Grenouille eher tierisch-instinktiv agiert, weder gut sieht noch sehr viel hört, vor allem nicht denkt, was durch das vorwiegend personale Erzählen nachvollziehbar gemacht werden soll.

Der auktoriale Erzähler tritt v.a. als Zusammenfassung der Handlung und dessen, was Grenouille nicht wahrnehmen kann, in Aktion sowie in den angedeuteten Bewertungen am Schluss des Kapitels.

Die Diskussion zwischen den SuS soll weiter verdeutlichen, dass Grenouille nun eine Art „Programm“ entwickelt, das dazu führt, dass er aufbricht und sich aktiv einen „Mentor“ in Baldini sucht. Der perfekte Duft und das Duftsystem ist eine Art „Erkenntnisfortschritt“ und erinnert an das „Ideale“ an dem sich die klassischen Helden orientieren, allerdings ist Grenouilles Weg völlig eigensüchtig.

Die gemeinsame Auswertung soll verdeutlichen, dass gerade Grenouilles Kaltblütigkeit und Egoismus im Roman ihn zum Monster macht, während der Film genau diese Elemente vermeidet. Dennoch macht die personale Perspektive und Innensicht im Roman das Monster Grenouille nachvollziehbar, ohne dass man sich mit dieser Figur identifiziert, während der Film eher Ansätze zur Psychologisierung und ggf. zur Empathie zeigt. Das Duftmotiv ist im Film wie im Roman zentral, wobei der Film mit der Musik zusätzliche Techniken aufweist. Die Stimme aus dem Off entspricht im Wesentlichen dem auktorialen Erzähler. Dieser ist jedoch parteiisch, da er v.a. Grenouille als Parasit und Monster entlarvt, sich aber bei den anderen Figuren, die kaum besser sind, zurückhält, die ja Teil der asozialen, lieblosen Sozialisation Grenouilles sind – dieser lernt nie Liebe und Moral kennen, will sie dann auch nicht kennenlernen. Er bleibt unverstandenes Genie und unverständlicher Außenseiter.

Der Bezug zur Hausaufgabe der vorangegangenen Stunde soll nochmals vertiefen, dass Grenouille dem literarischen Motiv des Alchimisten und Magier entspricht, allerdings in der Variante des genialen Monsters, das wunderbare Elemente umfasst.

Die neue Hausaufgabe untersucht Grenouilles fachkundiges, emotionsloses Vorgehen beim Mord an Laure, die er als Belohnung auffasst, weil er damit die entscheidende Kopfnote seines perfekten Parfums gewinnt und seine Vergangenheit überwindet (vgl. S.276-280). Das personale Erzählen ermöglicht die Nachvollziehbarkeit von Grenouilles Vorgehensweise, aber auch seine unmoralische Haltung als Antiheld.

Exkurs: Realistisches und Wunderbares – „Der Schimmelreiter“ in exemplarischen Auszügen:

Der Exkurs zu „Der Schimmelreiter“ soll den SuS transparent machen, dass das Wunderbare auch Teil eines realistischen Romans sein kann, dort aber auch realistisch, z.B. als Aberglaube der anderen Figuren, also als deren subjektive Sichtweise, aufgelöst wird. Im Falle von „Der Schimmelreiter“ spielt der seriös und aufgeklärt wirkende Erzähler in der Rahmenhandlung eine wichtige Rolle, die Geschehnisse realistisch zu deuten. Grenouille wirkt im Vergleich zu Hauke Haien weniger realistisch, weil er viel mehr wunderbare Elemente in sich vereinigt, aber da er als Genie einer anderen Epoche dennoch nachvollziehbar bleibt (hierzu AB 9d verwendbar).

Plomb du Cantal:

Grenouilles Dasein in der Höhle auf dem Plomb Cantal wird als eine Art „Selbstfindung“ inszeniert, was bei der Heldenreise dem Weg des Helden zum Kampf mit dem Gegner bzw. dem „Vordringen in die tiefste Höhle“ und der „entscheidende Prüfung“ entspricht. Grenouilles Ringen und „Verpuppung“ wird mit Nahaufnahmen und kommentierendem Erzähler dargestellt, da nicht wie im Roman die Innensicht dargestellt werden kann.

Die Textanalyse (siehe Leitfragen und Impulse zur Auswertung sowie die Einbindung der Hausaufgabe; vgl. dazu AB 10)) ermöglicht die – bereits bekannte Analyse – intertextueller Bezüge, etwa zur Bibel und zu Goethes „Prometheus“. Gleichzeitig sollen die SuS erkennen, dass Platons Höhlengleichnis parodiert wird, denn Grenouille macht keinen Weg zur moralischen oder intellektuellen Erkenntnis durch und bleibt geistig in der Höhle, stilisiert sich jedoch selbst in einer extremen, parodistisch wirkenden pathetischen Hybris als Übermensch im Sinne Nietzsches bzw. als religiös stilisierten Messias. Die Station der „Prüfung“ wird ebenfalls ironisch und parodistisch stilisiert, weil er sich selbst als Geruchsloser erkennt (S.306f.). Grenouilles Wunsch nach dem perfekten Parfum, das Verehrung erzeugt, wird hier zusätzlich motiviert, es entspricht daher dem „größten Schatz“ der Heldenreise, die hier parodiert wird. Sein Mangel an innerer Wandlung und Entwicklung wird jedoch anschließend durch den Zivilisationsprozess des Marquis und das Erlernen von Manipulationstechniken kompensiert (vgl. Kap. 30-32). Wie der Mord an Laure zeigt, bleibt Grenouille emotionslos und kaltblütig.

Die Hausaufgabe soll die SuS darauf lenken, dass der Antiheld Grenouille nicht nach einer Erlösung im eigentlichen Sinne strebt oder ein sozialer, humaner Mensch werden will – er strebt vielmehr nach mehr Macht und Manipulation und erfüllt nicht die Voraussetzungen einer Erlösungsgeschichte (siehe auch die Rolle der „Helferfiguren“ und deren Schicksal, AB 7b)

Hinrichtungsszene und Tod in Paris

Der Einstieg mit Hilfe des Materials aus dem didaktischen Filmheft (Kinofenster) stellt die Frage, was Macht ist und ab wann sie akzeptiert wird bzw. böse und manipulativ wird. Dadurch wird diskutierbar, welche Rolle Drohungen und Sanktionen, aber auch charismatische Persönlichkeit (z.B. als Messias oder Führer) spielen.

Die Hinweise für die Lehrkraft verweisen auf die strukturelle und funktionale Einordnung der Textstelle in den Handlungsverlauf und richten mit Hilfe der Leitfrage den Blick darauf, inwiefern Grenouille in dieser Situation der scheinbaren Erfüllung scheitert.

Die anschließende Textarbeit zur Hinrichtungsszene (vgl. dazu auch AB 9a und 11) zeigt, dass das Publikum bereits sensationsgierig zur Hinrichtung erscheint. Die vom auktorialen Erzähler beschriebenen Figuren zeigen die Bandbreite der sozialen Schichten von Menschen, vom Hochstehenden bis zu den einfachen Menschen – dadurch wird die Atmosphäre von einer Art Volksfest erzeugt.

Erzähltechnisch wird aus der Situation heraus erzählt, also eher detailliert und zeitdehnend, die Perspektive des Publikums und deren Emotionen vermittelnd (vgl. S.296-303) – auf S.300-302 eindeutig in der Perspektive des Publikums bzw. einzelner Figuren mit Blick auf ihre Gedanken und Gefühle. Die Wechselwirkung zwischen Grenouille und seinem Publikum wird dadurch anschaulich und lebendig dargestellt, um dann auf S.303 in einen – ironisch kommentierenden und wertenden – auktorialen Kommentar zu münden. Ab S.304—308 folgen Grenouilles Gedanken und Gefühle aus personaler und figurennaher Perspektive beschrieben und in Kapitel 50 und 51 weitergeführt. Generell liegt im Kapitel 49 die zeitdehnende und detaillierte Darstellung vor, um die Situation anschaulich zu machen.

Im Film (vgl. AB 8 und 11) wird Grenouille stumm agierend dargestellt, er agiert nur durch Gesten und das Publikum antwortet mit Gesten, untermalt von Filmmusik. Die Kamera fokussiert Grenouille zunehmend mit Hilfe des Zooms und teilweise in Nahaufnahme. Als Symbolik werden neben dem Bacchanal (vgl. Dionysos-Kult) auch Assoziationen an Massenveranstaltungen des NS abgerufen.

Auswertend kann man sagen, dass Grenouille durch Gesten und durch den Duft – im Film untermalt durch die Musik – und nicht durch Redegewalt Macht ausübt, also scheinbar das Bild des Charismatikers erfüllt (vgl. S.299-303). Damit kann er das Publikum auch zu zügellosen und unmoralischen Verhaltensweisen animieren, er agiert also auf intuitivem Wege und spricht damit die Triebe und nicht den Verstand an.

Symbolik – siehe Fragen im UE-Entwurf: Im Roman (S.304) steht Grenouille nur da und wirkt über seinen Duft, während er im Film auch noch Gesten macht. Er sieht im Roman wohl gerade deswegen als göttliches, geniales Wesen an (S.305). Grenouilles Manipulation der Massen wirkt wie das Posing von Stars, auch hier zählt die Illusion der Perfektion sowie die Hysterie der Massen. Grenouille jedoch benutzt weder das Wort noch die äußerliche Erscheinung zur Inszenierung, das macht ihn besonders. Damit wirkt das Verhalten des Publikums wie Magie – allein der Duft manipuliert alle. Auch wenn sich Grenouille auf S.305 als eine Art Messias sieht (der „Große Grenouille“), bricht sich diese Selbststilisierung in seinem Hass (S.306f.) –

er will also gar kein Führer sein, sondern bleibt Egoist.

Hinweise zur Gruppenarbeit

Perspektive 1: Grenouille als Parodie der Führer- und Erlöserfigur

Gruppe 1: Geschichte und Religion: Grenouille wird im Roman als Parodie des Messias (vgl. auch Plomp du Cantal) und im Film als Parodie des Führers dargestellt. Sein Ende ist eine Parodie des Abendmahls und des (kannibalischen) Dionysos-Mythos´ als Ritual. Seine Morde sind wie im Märchen an die Zahl 7 und den Mythos der besonderen Macht von Jungfrauen verbunden.

Gruppe 2: Psychologie: Grenouille manipuliert bewusst, aber nicht rational und intellektuell bestimmt, sondern intuitiv. Er wirkt wie ein Charismatiker, ist aber keiner, weil er nichts aus seiner Manipulation macht und die Macht nicht nutzt, keine positive Beziehung zu den Massen aufbaut.

Gruppe 3: Philosophie: Grenouilles Genie als Duftkünstler ruft den Mythos der Parfumeure als besonders Begabte ab, die mehr können, also die normalen Menschen. Das perfekte Parfum zitiert das Ideale und Schöne, indem es Perfektion vermittelt, gleichzeitig aber auch Instrument von Illusion und Manipulation, also der Subversion von idealer Wahrheit ist.

Perspektive 2: Das Publikum als Masse Mensch

Gruppe 4: Das Bild von Hogarth zeigt eine Hinrichtung als Volksfest und Familienfest mit Verkauf von Essen, aber auch Diebstahl – also eine Repräsentanz des Alltags im 18.Jahrhhundert. Die Quelle stützt dieses Bild.

Textarbeit: Das Publikum will Sensation und bekommt sie, allerdings anders als gewohnt, weil sie Teil einer Orgie als letzte Konsequenz ihrer Hysterie werden. Sie wollen ihren Trieb nach Sensation, aber auch nach Blutdurst stillen, durch die Orgie wird die Fassade des Anstands aber völlig beseitigt, sie werden Teil eines Schuldkomplexes (vgl. S.312f.). Der Rausch während der Orgie ist die Sehnsucht nach Triebbefriedigung, aber auch nach Selbstauflösung und allumfassender Liebe, die aber ebenso pervertiert ist wie die der „Mörder“ Grenouilles in Paris. Die wissenschaftlichen Texte sollen zeigen, dass Menschen in einer Masse eher manipulierbar sind und emotional/irrational reagieren, so dass auch Grenzen des Anstands überschritten werden (Gruppendynamik, siehe auch Sportveranstaltungen oder große Konzerte mit Stars).

Präsentation der Ergebnisse: Eigentlich will Grenouille Macht, die er dann aber wieder ablehnt, daher ist sein größter Erfolg für ihn sein größtes Scheitern, er empfindet keine Liebe, sondern Hass. Das Publikum ist reif für die Manipulation, weil hysterisch und sensationsgeil, daher ist die körperliche Geilheit nur eine konkrete Umsetzung ihrer Haltung, die zeigt, wie wenig zivilisiert sie eigentlich sind (Zivilisation und Moral nur als Fassade). Damit ist die Orgie in Grasse eine Art Parabel, dass Menschen triebhaft sind und manipulierbar, wenn es jemanden gibt, der das abrufen kann.

Hausaufgabe: Die Geschichte des genialen Serienkillers wirkt als originelle, nie dagewesenen Sensation, die vom Verlag und Feuilleton zusätzlich inszeniert wird.

 

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