Maja Dammann
Als Schulleiter neu im Amt. Ihr Begleiter durch das erste Jahr
Stuttgart 2004
Die Autorin legt mit ihrem Buch
einen Leitfaden für das erste Jahr als neuer Schulleiter/neue Schulleiterin vor.
Auf der Basis ihrer langjährigen Erfahrung als Schulleiterin, als Fortbildnerin
und Referatsleiterin für die Berufseingangsphase des Landesinstituts für
Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg hat sie ein praxisorientiertes
Arbeitsbuch geschrieben, das die verschiedenen Handlungsfelder von Schulleitung
in der Anfangssituation ausleuchtet. Man darf also kein theorielastiges Werk zum
Thema Führungskonzepte oder Führungsstile erwarten. Gleichwohl bildet der Aspekt
der Auseinandersetzung mit der neuen Rolle in der Führungsposition ein wichtiges
Anliegen der Autorin und sie bietet zahlreiche Instrumente und
Reflexionsanregungen zur Selbstklärung an.
Die ca. 200-seitige Broschur im DinA4-Format ist sehr übersichtlich gegliedert
und lässt dadurch eine rasche Orientierung zu. So enthält jedes Kapitel zu
Beginn eine eigene kurze Beschreibung und die Auflistung der Feingliederung.
Thematisch folgt das Buch einer Chronologie des Anfangs und beschränkt sich als
Einführungsbegleiter ins neue Amt auf die wirklich wichtigen Arbeitsfelder. So
beginnt Kapitel A1: „Die ersten Tage in neuer Funktion“ mit einer persönlichen
Bestandsaufnahme, die einer Klärung der Ausgangslage und des eigenen
Entwicklungsbedarfs dient, um zu einer realistischen Einschätzung der eigenen
Wirkungsmöglichkeiten zu kommen. Danach folgen hilfreiche Hinweise, die neue
Schule systematisch durch Erkundung und vor allem durch Gespräche mit
verschiedenen Personengruppen kennen zu lernen. Hier fließen erste Überlegungen
zu konstruktiver Gesprächsführung in der Leiterfunktion ein. Die Autorin
beschreibt die besondere Symbolik des Anfangs, da die ersten „Auftritte“ des
„Neuen“ immer mit einer gehobenen Erwartungshaltung der am Schulleben
Beteiligten verbunden sind und darüber hinaus die Chance bieten, erste Akzente
zu setzen. Eine Warnung vor den häufigsten Anfängerfehlern und zahlreiche
Checklisten runden das erste Kapitel ab. Es ermöglicht eine erste Orientierung
und ein Ankommen in der neuen Funktion.
Mit der Organisation des Büroalltags beschäftigt sich Kapitel A2. Es hält
handfeste Tipps zur Gestaltung des Schulleiterzimmers als künftigen Arbeits- und
Lebensraum und - noch entscheidender für einen guten Beginn - zur Zusammenarbeit
mit dem Sekretariat bereit.
Die Autorin spricht sich hier für eine deutliche Kompetenzklärung von Anfang an
und für regelmäßige Bürobesprechungen z. B. in Form einer Montagsrunde aus. Sie
bilden eine Basis für die gute Zusammenarbeit von Schulleitungsteam und
Sekretariat.
Hinweise zur Bewältigung der Papier- und Informationsflut sowie Checklisten zu
den Themen Bürogestaltung und Klärung der Zusammenarbeit mit dem Sekretariat
ergänzen das Kapitel.
A3 vertieft und weitet den in A1 angestoßenen Prozess aus, die neue Schule in
ihren verschiedenen Facetten und durch divergierende Perspektiven von
Mitarbeitern und Außenstehenden näher kennen zu lernen. Da dieses Vorhaben über
Kontakte und Gespräche geleistet wird, verbindet die Autorin dieses Kapitel mit
Ausführungen über den Gedanken, Präsenz und Erreichbarkeit als Schulleiter
bewusst zu planen und für das Kollegium transparent zu machen.
Im B-Teil formuliert Maja Dammann aus langjähriger Berufserfahrung heraus eine
idealtypische Konstruktion des Anfangs, macht Vorschläge für die Planung und
Gestaltung der Schulleitertätigkeit, gibt wertvolle Tipps und beschreibt
erprobte Lösungsvorschläge für knifflige Situationen.
So beschäftigt sich B1 mit der Klärung der Leitungsrolle und des
Leitungshandelns auf der Ebene der Schulleitungsgruppe: Wie sieht die
Aufgabenverteilung aus? Versteht sich die Leitungsgruppe als Team? Mit welcher
Teamstruktur arbeitet sie? Passende Fallbeispiele regen den Leser an, seinen
eigenen Weg und Stil zu finden oder zu überdenken.
B2 fokussiert die Zusammenarbeit mit dem Kollegium, getragen von der
Grundhaltung: „Kontakte suchen, Wertschätzung spüren lassen“. Hier geht die
Autorin auf grundlegende Fragen der Personalführung und Personalentwicklung ein.
Auch bereits erfahrene Schulleiter erhalten hier kluge Verfahrensvorschläge zur
Personalauswahl und -einarbeitung sowie Anregungen z.B. zum Aufbau kollegialer
Teamarbeit.
B3 thematisiert den Kontakt mit der Schülerschaft und beschreibt die
verschiedenen Möglichkeiten der Beteiligung.
„Die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern ist vielerorts ein Minenfeld“. Mit
diesem drastischen Satz leitet Maja Dammann das abschließende Kapitel des
B-Teils ein und schlägt ein vielfältig abgestimmtes Instrumentarium einer
professionellen Elternarbeit vor. Es reicht von der Klärung eingefahrener
psychologischer Mechanismen über die Einführung solider Kommunikationsregeln bis
hin zur Elternfortbildung und der Einrichtung einer Talentekartei, wie sie Enja
Riegel für die Helene-Lange-Schule als erste veröffentlicht hat.
Teil C erhellt in drei Unterkapiteln das Alltagsgeschäft der Schulorganisation,
in dem für neue wie altgediente Schulleiter die meisten „Zeitfresser“ stecken.
Wenn es gelingt, von Anfang an im Bereich der Steuerung von
Informationsabläufen, der Konferenzgestaltung , der Jahresplanung wie der
Personalplanung effiziente Strukturen und sinnvolle Routinen aufzubauen, können
hier erhebliche Entlastungsmomente liegen, die Zeit für Schulgestaltungsaufgaben
freisetzen. Die Autorin geht hier auch auf Dinge ein, die beim Berufseinstieg
leicht vernachlässigt werden und thematisiert die Verwaltung des Schulhaushalts,
die Raumplanung, die Reinigung der Gebäude, Energiesparen und den Umgang mit
Schadensfällen und Haftungsfragen.
Schulentwicklungsvorhaben als Innovationsanspruch und -programm eines neuen
Schulleiters mit Konzentration auf die Unterrichtsentwicklung empfiehlt die
Autorin in einem weiteren knappen Kapitel und begründet plausibel, warum dieser
Arbeitsschwerpunkt erst als zweiter Schritt nach einer gründlichen
Einarbeitungsphase erfolgen sollte.
Abschließend erhalten die Leser eine Anleitung für eine sorgfältige Bilanzierung
ihrer Arbeit als Schulleiter nach dem ersten Dienstjahr. Sie fußt auf der
praktischen Seminararbeit der Autorin und kann, wenn möglich, mit einem
Supervisor oder im Kreis von neuen Schulleiter-Kollegen, aber auch alleine
durchgeführt werden.
Die kommentierte Literaturliste ist auf 2 ½ Seiten reduziert und hat damit den
Charakter einer Empfehlung von Basisliteratur.
Sicherlich lassen sich Kleinigkeiten auch kritisch sehen. So wird sich
vielleicht die „gender-mainstreaming-geneigte Leserin“ an der durchgängig
männlichen Anredeform stören, obwohl sie die Autorin mit der besseren Lesbarkeit
im Vorwort begründet. Das Kapitel zur Schulorganisation könnte durch
Ausführungen zu den Themen Aktenplan und Organisation der Wiedervorlage ergänzt
werden. Da das Buch in der Reihe „Raabe – nachschlagen – finden“ erschienen ist,
wäre ein Stichwortverzeichnis von Vorteil. Durch die erwähnte übersichtliche
Gliederung, die durchgängige Kopfzeile und Schlagworte wie Symbole in der
Randspalte lassen sich Einzelthemen aber auch so rasch auffinden.
Insgesamt ist Maja Dammann ein ausgezeichneter Einarbeitungsbegleiter gelungen,
den man jeder/m neu gebackenen Schulleiter/in an die Hand wünscht. Er lebt
davon, dass er von einer Praktikerin mit einem reichhaltigen Erfahrungsschatz
auf den verschiedenen Ebenen der Schulleitertätigkeit und –ausbildung für die
Praxis von Novizen in der Schulleitung geschrieben wurde.