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Aufbauendes Lernen durch vertikale Vernetzung

4.2.4. Anbindung an den Bildungsplan 2016

Die Rahmenbedingungen finden sich in den Leitgedanken des Bildungsplans Evangelische Religionslehre 2016. Hier werden im Zusammenhang mit unserem konkreten Beispiel aufbauenden Lernens „Wirklichkeitsdeutung durch Glaube und Naturwissenschaft“ neben den oben bereits genannten noch folgende Aufgaben und Ziele ausgewiesen:

Der Evangelische Religionsunterricht

  • thematisiert die Wahrheitsfrage und enthält sich angesichts der Begrenztheit menschlicher Erkenntnis letzter Urteile über Menschen
  • fördert die Bereitschaft und die Fähigkeit, andere Auffassungen zu verstehen, Einstellungen zu erfragen und miteinander ins Gespräch zu bringen
  • fördert die Sprach-, Toleranz- und Dialogfähigkeit der Kinder und Jugendlichen und leistet dadurch einen Beitrag zur Verständigung in der pluralen Gesellschaft
  • nimmt Kinder und Jugendliche als Mitgestalter/innen ihrer Lebenswelt ernst und stärkt die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft
  • ist offen für die fachübergreifende und fächerverbindende Vernetzung von Fragestellungen und Methoden sowie Kooperationen mit dem katholischen Religionsunterricht und anderen Fächern.

Auch in den Leitperspektiven finden sich Anknüpfungspunkte:

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
    Nach biblisch-christlicher Tradition ist der Mensch zur Übernahme von Verantwortung in der Einen Welt berufen. Dazu gehört (…) der verantwortliche Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.

  • Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)
    Toleranz und Anerkennung stehen nicht im Widerspruch zur Wahrheitsfrage. Angesichts der Vorläufigkeit menschlicher Erkenntnis enthält sich der Religionsunterricht letzter Urteile. Die Bereitschaft, andere Menschen wahrzunehmen, mit ihnen in Dialog zu treten und ihnen offen und respektvoll zu begegnen, ist damit unverzichtbares Merkmal Evangelischen Religionsunterrichts.

Aufbauendes Lernen wird quasi „vom Ende her“ geplant. Im Bildungsplan Evangelische Religionslehre 2016 gilt es somit, zunächst die langfristig zu erwerbenden prozessbezogenen Kompetenzen in den Blick zu nehmen. Im Zusammenhang mit unserem Beispiel ergeben sich hier folgende Anknüpfungspunkte, die auch die ethischen Implikationen berücksichtigen, die sich aus der Verhältnisbestimmung von Glaube und Naturwissenschaft ergeben:

Die Kompetenzen religiöser Bildung beinhalten die Fähigkeit, die Vielgestaltigkeit von Wirklichkeit wahrzunehmen und theologisch zu reflektieren, christliche Deutungen mit anderen zu vergleichen, die Wahrheitsfrage zu stellen und eine eigene Position zu vertreten (…).

Die SuS können

  • Situationen erfassen, in denen letzte Fragen nach Grund, Sinn, Ziel und Verantwortung des Lebens aufbrechen; (…) grundlegende religiöse Ausdrucksformen (Symbole, Riten, Mythen, Räume, Zeiten) wahrnehmen, sie in verschiedenen Kontexten erkennen, wiedergeben und einordnen; in ethischen Herausforderungen mögliche religiös bedeutsame Entscheidungssituationen identifizieren. (Wahrnehmungs- und Darstellungsfähigkeit)
  • religiöse Ausdrucksformen analysieren und sie als Ausdruck existenzieller Erfahrungen verstehen; (…) Texte, insbesondere biblische, sachgemäß und methodisch reflektiert auslegen; den Geltungsanspruch biblischer und theologischer Texte erläutern und sie in Beziehung zum eigenen Leben und zur gesellschaftlichen Wirklichkeit setzen. (Deutungsfähigkeit)
  • deskriptive und normative Aussagen unterscheiden und sich mit ihrem Anspruch auseinandersetzen; Zweifel und Kritik an Religion erörtern; (…) im Zusammenhang einer pluralen Gesellschaft einen eigenen Standpunkt zu religiösen und ethischen Fragen einnehmen und ihn argumentativ vertreten; Modelle ethischer Urteilsbildung bewerten und sie beispielhaft anwenden. (Urteilsfähigkeit)
  • sich auf die Perspektive eines anderen einlassen und sie in Bezug zum eigenen Standpunkt setzen; Gemeinsamkeiten und Unterschiede religiöser und nichtreligiöser Überzeugungen benennen sie im Hinblick auf mögliche Dialogpartner kommunizieren; sich aus der Perspektive des christlichen Glaubens mit anderen religiösen und nichtreligiösen Überzeugungen auseinandersetzen. (Dialogfähigkeit)
  • typische Sprachformen der Bibel und des christlichen Glaubens transformieren. (Gestaltungsfähigkeit)

Konkret und inhaltsbezogen sollen die SuS dann am Ende von Klasse 12

3.4.2 (1) sich mit unterschiedlichen Zugängen zur Wirklichkeit auseinandersetzen und eine christliche Perspektive erläutern können (zwei- und vierstündig)

3.5.1 (3) Konsequenzen verschiedener Zugänge zur Wirklichkeit (zum Beispiel Theologie, Philosophie, Psychologie, Naturwissenschaft, Ästhetik, Ökonomie) für die Deutung menschlicher Erfahrung aufzeigen können (vierstündig)

3.4.3 (3) zu einer religionskritischen Konzeption aus Philosophie, Psychologie oder Naturwissenschaft (…) theologisch begründet Stellung nehmen können (zwei- und vierstündig)

Damit die SuS am Ende ihres gymnasialen Bildungsgangs diese Kompetenzen erlangen, könnten die Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen vertikal von unten und nach oben wie folgt vernetzt werden:


Klassen
Inhaltsbezogene Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler können …
Didaktische Impulse
Kl. 5/6
3.1.3 (2) Entstehung und innere Zusammenhänge der Bibel erläutern
3.1.4 (1) sich mit Fragen zu Gott auseinandersetzen (z. B. Wo ist er? Gibt es ihn überhaupt? Wie wirkt er?)
3.1.4 (2) Gottesvorstellungen in biblischen Texten
(z. B. Erzählungen, Bildworte, Gleichnisse) zu menschlichen Fragen und Erfahrungen in Beziehung setzen
3.1.2 (1) metaphorische Bedeutungen religiöser Sprache und Ausdrucksformen (z. B. Bildworte, Symbole) aufzeigen
3.1.5 (3) anhand von Gleichnissen Jesu Sichtweise auf Gott und Menschen beschreiben
3.1.4 (4) den Glauben an Gott als Schöpfer mit gängigen naturwissenschaftlichen Erklärungen von der Entstehung der Welt vergleichen
3.1.2 (3) an Beispielen einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung entfalten (z. B. Umgang mit Tieren, Lebensmitteln, Ressourcen)
- S. o. 4.2.3.

- Siehe zudem die Unterrichts­sequenzen „Exilgeschichten – Aus der Not eine Bibel machen“ sowie „Über die Welt als Gottes Schöpfung nach­denken“
Kl. 7/8
3.2.3 (3) Unterschiede des Gebrauchs von Heiligen Schriften in den monotheistischen Religionen (Christentum, Judentum und Islam) entfalten
3.2.4 (2) Vorstellungen von Gott in Judentum, Christentum und Islam vergleichen
3.2.5 (1) Hoffnungsaspekte neutestamentlicher Wunder-erzählungen und Gleichnisse herausarbeiten
- z. B. metaphorisches vs. wört­liches Verständnis



- am Beispiel Schöpfergott

- Wiederholung und Vertiefung biblischer Metaphorik; Wunder und Wissenschaft
Kl. 9/10
3.3.1 (3) zu Antwortversuchen auf die Sinnfrage Stellung nehmen
3.3.2 (4) unterschiedliche Deutungen der Wirklichkeit
(z. B. religiös, naturwissenschaftlich) anhand von Beispielen (z. B. Tod und Sterben; Krankheit) darstellen
3.3.2 (3) anhand von Fallbeispielen utilitaristische Ethik und Pflichtethik vergleichen
3.3.2 (1) Konsequenzen ethischer Ansätze anhand der Frage der Selbstbestimmung des Menschen aufzeigen
(z. B. aus dem Bereich Sterbehilfe, Transplantationsmedizin)
3.3.3 (1) sich mit Aspekten (z. B. Historizität und Aktualität, Wahrheit, Widersprüche) des Verständnisses biblischer Texte auseinandersetzen
3.3.3 (2) die Entstehung biblischer Texte aus historisch-kritischer Perspektive exemplarisch erläutern
3.3.3 (4) sich mit der Bedeutung der heiligen Schriften in den monotheistischen Religionen (Wahrheitsanspruch und z. B. Übersetzung, Interpretation, Alltagsgebrauch) auseinandersetzen
3.3.4 (2) sich mit Argumenten für und gegen die Existenz Gottes auseinandersetzen
3.3.5 (3) ein christliches Verständnis von Tod und Auferstehung mit anderen religiösen und philosophischen Vorstellungen vergleichen.
- die religiöse Dimension des Lebens erschließen





- bioethische Themen bearbeiten

- wissenschaftliche Bibel­auslegung anwenden





- sich mit Versuchen, Atheismus wissenschaftlich zu begründen, auseinandersetzen.


Erzählen

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