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Die Erkenntnisse der Neurobiologie

Die Bedeutung der Gefühle für den Lernprozess

„Locations have Emotions“
Neue Informationen werden zuerst im Ultrakurzzeitgedächtnis gespeichert. Wie der Name sagt, ist die Speicherungszeit äußerst begrenzt. Wenn viele Assoziationsmöglichkeiten beim Lerner angesprochen werden, entstehen Verknüpfungen, die die Informationen mit Bedeutung verbinden und für den Kurzzeit- und Langzeitspeicher aufbereiten. Für einen erfolgreichen Vermittlungsprozess ist es notwendig, möglichst viele Verknüpfungen zu ermöglichen. Auch das situative Lernumfeld während des Aneignungsprozesses und die jeweilige Befindlichkeit des Lerners (Stimmung, Einsichten, Interesse) werden mit den Informationen verbunden. Eine offene, sichere und vertraute Lernumgebung fördert die Speicherungsbereitschaft und damit das Lernen (vgl. Pallasch/ Hameyer (2008), 44).

„Denken braucht nicht nur den Kopf!“ - Somatische Marker
Im Gehirn ist unter anderem die Fähigkeit der Körperwahrnehmung lokalisiert. Diese läuft im Hintergrund aller geistigen Operationen und verknüpft Wahrnehmung mit Körperwahrnehmung. Sie begleitet neue und erinnerte Vorstellungsbilder und markiert sie als angenehm oder unangenehm. Diese somatischen Marker sind nach Damasio Grundlage menschlicher Entscheidungen, ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Sie treffen Vorentscheidungen, lenken unsere Aufmerksamkeit auf Wichtiges und warnen vor Dingen, mit denen wir bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben. (vgl. P. Decker Neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaften bezüglich des Lernens und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Kiel: Christian-Arlbrechts-Universität zu Kiel, Philosophische Fakultät 2006 (unveröffentlichte Diplomarbeit), S. 63, zitiert bei Pallasch/Hameyer (2008), 47)

Vergangene Ereignisse werden also in ihrer emotionalen Bedeutung im Gehirn vernetzt und an unterschiedlichen Körperregionen somatisiert (z. B. wichtige, nicht bestandene Prüfung = Magenkrampf). In Lerngruppen gibt es eine Vielzahl von individuellen Vernetzungsmustern. Daher sollte eine Lehrperson viele Möglichkeiten haben, um die Beziehung so zu gestalten, dass den Lernenden die Vernetzung erleichtert wird. Gefühle von SicherIndividuelle Förderung an beruflichen Schulen 5 heit, Angstfreiheit, Geborgenheit und Vertrautheit sind wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Vermittlungsprozess. (vgl. Pallasch/ Hameyer (2008), 47)

Lust und Belohnung beim Lernen
Der Nucleus accumbens - auch Lust - und Belohungszentrum genannt - entscheidet im Vermittlungsprozess, welche neuen Informationen aufgenommen oder abgelehnt werden, indem Synapsen über den Neurotransmitter Dopamin verstärkt werden oder nicht. „Ist der Vermittler selbst von den Inhalten begeistert, also selbst interessiert und engagiert, dann stimuliert er seinen Nucleus accumbens. Sein Engagement und seine Motiviertheit (erkennbar an seinen Verhaltensweisen im Vermittlungsprozess) überträgt er (bzw. sich) auf den Lerner. Dieser wiederum stimuliert (unbewusst) seinen Nucleus accumbens. Roth (vgl.2004) stellt daher zu Recht die Motiviertheit, die Glaubwürdigkeit und die Authentizität des Vermittlers als den zentralen Faktor im Vermittlungsprozess heraus." (Pallasch/ Hameyer (2008), 55 f., darin zitiert: G.Roth, Warum sind Lehren und Lernen so schwierig? In: Zeitschrift für Pädagogik 2004, Heft 4)

Authentizität der Lehrperson
Im künstlichen sozialen Zwangsaggregat Unterricht wird vom Vermittler Authentizität erwartet. Neueste Ergebnisse der Burnout-Forschung (Pallasch/ Hameyer (2008), 74, Verweis auf: I.Rösing, Ist die Burnoutforschung ausgebrannt? Analyse und Kritik der internationalen Burnout-Forschung (2003) Heidelberg: Asanger) zeigen, dass zwischen gezeigten Emotionen und tatsächlichen Gefühlen häufig eine große Dissonanz besteht. Lehrerinnen und Lehrer können ihre Gefühlswahrnehmung schärfen und lernen, ihre Gefühle angemessen zu äußern (zum Beispiel in der Supervision, in kollegialen Beratungsgruppen oder durch kollegiales Feedback). Dadurch erlangen sie Authentizität und werden ein gutes Rollenmodell für Schülerinnen und Schüler.

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