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1.3 Audiovisuelle Medien

1.3.1 Sachanalytische Aspekte

Definition

  • Audiovisuelle Texte sind „technisch erzeugte Verbindungen von (in der Regel) bewegten Bildern und Tönen“ (Frederking 2012, S. 145), qualitativ wie quantitativ stellen sie heute das Leitmedium dar: „Kinder bilden ihre Vorstellung davon, was Erzählen und Erzähltes ist, weniger am Buch bzw. Printmedium als am Film bzw. an AV-Medien aus.“ (ebd., S. 147).
  • Audiovisuelle Medienangebote: v.a. Spielfilm (Genres: Western, Monumentalfilm, Animationsfilm, Film noir etc.), Fernsehen (große Vielfalt an Sendern, Formaten, Sendungen). Zu beachten ist, dass Fernsehsendungen keine Einzeltexte sind, sondern nur im Kontext des Gesamtprogramms eines Senders und der Sendeumgebung zu verstehen sind.

Rezeption

  • Unterschiedliche Rezeptionssituationen bewirken verschiedene Wahrnehmungen von AV-Medien, z.B. kann Werbung als Unterbrechung zwischen Spielfilmen störend wirken, als Clip auf YouTube kann Werbung hingegen bewusst rezipiert werden.

Analyse

  • Bsp. Werbespot:
    • Definition: Bei Werbung handelt es sich um „geplante, öffentliche Übermittlung von Nachrichten, die das Urteilen und / oder Handeln von Personen beeinflussen und damit einer Güter, Dienstleistungen oder Ideen produzierenden oder absetzenden Gruppe oder Institutionen dienen soll.“ (ebd., S. 155)
    • Zu unterscheiden sind Werbemittel und Werbeträger: Plakate, Anzeigen, Prospekte etc. sind Werbemittel, Plakatwände, Litfaßsäulen, Zeitungen, Fernsehen sind Werbeträger.
    • Werbetexte sind i.d. Regel multimedial, fast nie rein schriftlich; vornehmliche Textfunktionen: Information (über das Produkt), Argumentation (zur Produktqualität), Appell (Kauf). Eigentlich müssten Werbetexte pragmatischen Texten zugeordnet werden, doch sind zahlreiche Werbungen den poetischen Texten zuzuordnen. Eine Tschibo-Werbung für Pyjamas z.B., die das Schneewittchen-Motiv aufgreift, enthält ein „fiktionales Imaginationsangebot“, es sollen „Leitbilder und Lebensstile“ als Sinnangebote vermittelt werden (ebd., 157).
    • Medienverbünde: Medienverbünde bestehen z.B. aus einer Fernsehserie, einem Kinofilm, aus Print-Comics, einer Internetseite und Merchandising-Produkten (z.B. „Simpsons“), wodurch die Grenzen zwischen Unterhaltungsmedium und Werbung verschwimmt.
    • Fließende Übergänge zwischen Information und Werbung finden sich z.B. in Internetblogs (vgl. c’t 12 / 2015), z.T. ist in Zeitschriften auf den ersten Blick nicht mehr genau zwischen Information und Werbung zu unterscheiden (z.B. „Computerbild“).
    • Merkmale moderner Werbung: (a) visuelle Dominanz, (b) Anspielungen auf kulturelles Wissen (Motive, Symbole, Erzählungen, Mythen), (c) Primat der Ästhetik (statt des Appells), (d) Ästhetik: Beschleunigung und Virtualisierung, (e) Imagination statt Information, (f) Angebot von Leitbildern und Lebensstilen als ‚Sinnangebote‘, (g) Werbung ist oft Teil eines Medienverbunds.
  • Bsp. Film: Filmanalyse
    • Analyse des Visuellen:

      Einstellungsgröße (Weit, Totale, Halbtotale etc.), Perspektive (Normal-, Froschperspektive etc.), Farbe, Format und Licht (Farbfilm oder Schwarzweißfilm, Cinemascope oder 16:9, Vorder-, Gegen-, Unterlicht, normale, helle, dunkle Ausleuchtung), Komposition (perspektivischer Fluchtpunkt, Bildmitte, Symmetrien, Formen, Linien, Flächen), Konnotation (das wörtliche Gesagte, z.B. Straßen, Häuser, Autos) und Denotation (die unterschwellige Bedeutung, z.B. geradlinige Bewegungsrichtung als Flucht nach vorne, Überqueren einer Brücke als Neubeginn), Kamerabewegungen (horizontale Schwenks und vertikale Neigungen, Kamerafahrt), Schnitt und Montage (einfacher Schnitt, Abblende, Aufblende, Überblendung etc.; jump cut, match cut, split screen etc.)

    • Analyse des Auditiven:

      Hintergrundmusik (Atmosphäre, Leitmotive; Titelmusik von Serien, eigenständiger Filmsong, z.B. „My Heart will go on“), Geräusche aus dargestellter Wirklichkeit (Stimmung: z.B. Verkehrslärm, Stimmengewirr, Donner, Uhrenticken etc.), gesprochene Sprache (Rede, Dialog, nonverbale Elemente: Pausen, Prosodie, Seufzen, Lachen, Körpersprache: Mimik, Gestik; Kommentare aus dem Off)

    • Analyse des Narrativen:

      Figuren (Haupt- und Nebenfiguren, Helden, Gegenspieler, Helfer etc.) und Figurenzeichnung: innere Handlung kann nur begrenzt dargestellt werden (z.B. durch Kommentar aus dem Off), umgekehrt kann das Äußere nicht ausgespart werden, weshalb Charakterisierungen durch Habitus, Art der Bewegung, des Sprechens, Kleidung etc. oder auch durch die Reaktionen anderer Figuren auf diese Figur (z.B. Erröten, Schwitzen) erfolgen; objektive und subjektive Kamera (Außenperspektive vs. Sicht aus einer „Reflektorfigur“), Einstellung, Szene und Sequenz (Einstellung: zwischen zwei Schnitten; Szene: mehrere Einstellungen, in denen Zeit, Ort oder Figur einheitlich sind; Sequenz: größerer Handlungsblock, der aus mehreren Szenen besteht), geschlossene und offene Form (kontinuierliche, chronologische, kausallogische Handlung; Episoden; Vor- und Rückblenden, Parallelität von Handlungssträngen, Rahmenhandlungen, mehrere Wirklichkeitsebenen, unterschiedliche Perspektiven), Genres (Western, Thriller etc.), dramaturgische Grund- / Plotmuster (Exposition, Konfrontation, Auflösung) (vgl. ebd., S. 182 ff.).

       

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