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3. Medien im Deutschunterricht

3.3 Anregungen zur Erstellung einer (Lern-)Aufgabe

Anmerkung:
Lernaufgaben unterscheiden sich grundlegend von Diagnose-, Übungs-, Anwendungs- und Leistungsaufgaben und dienen dem offenen und anregenden Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern, der Suche nach Antworten auf Fragestellungen und nach Lösungen von Problemen. Fehler und Irrwege sind möglich (und vielleicht zuweilen auch notwendig).
Einige grundlegende Gedanken zu Lernaufgaben finden sich in Kapitel 4.3.

1. Unterrichtskonzeption und Ausgangspunkt

Legen Sie das Konzept fest, nach dem Sie Medien als Lernmittel und Lerngegenstand in den Deutschunterricht integrieren wollen, und bestimmen Sie, ob der Ausgangspunkt ihrer Planung eine inhalts- oder prozessbezogene Kompetenz, ein bestimmtes Medium, ein Thema oder eine Leitperspektive sein soll (vgl. Kapitel 3.2).


2. Wissensart und Lebensweltbezug

a) Wissensart: Legen Sie fest, welche Art von Wissen die SuS erwerben sollen:

  • Faktenwissen, z.B. Regeln, Fachbegriffe
  • prozedurales Wissen, z.B. einen literarischen Text interpretieren, einen Interpretationsaufsatz schreiben
  • metakognitives Wissen, z.B. Kenntnisse über Informationsverarbeitungs- und Problemlösestrategien; Fähigkeit, den eigenen Lernprozess zu steuern

b) Lebensweltbezug: Oft ist es sinnvoll, das angestrebte Fachwissen mit der Erfahrungswelt der SuS zu verknüpfen. Es gibt zwei Arten:

  • Konstruiert: z.B. fingierte Fehlertexte anderer SuS verbessern; wirkt meist aufgesetzt, wenig glaubwürdig
  • Real: z.B. vorbereitete Internetrecherche für die Klassenfahrt
    Typische Operatoren: notiert, fasst zusammen, erklärt, schreibt auf, ordnet, diskutiert

3. Aktivierung des Vorwissens
Ob das Vorwissen in der Aufgabenstellung ausdrücklich aktiviert werden soll, hängt v.a. von der angestrebten Wissensart (vgl. 2.a) und den angestrebten kognitiven Prozessen (vgl. 4.) ab.

4. Kognitive Prozesse
SuS sollen durch ihre Auseinandersetzung mit einer Lernaufgabe zu einem möglichst tiefen Verständnis des Lerngegenstands kommen. Deshalb muss bei der Erstellung einer Lernaufgabe der kognitive Prozess, der in der Lernaufgabe in Gang gesetzt werden soll, festgelegt werden:

  • Reproduktion: Wissen ist vorhanden; Erinnerungsleistung; kann auf alle Wissensarten bezogen sein
  • Transfer: Wissen ist vorhanden; naher Transfer (geringer Unterschied zu bekannter Aufgabensituation, z.B. Anwenden der ‚Fünf-Schritt-Lesemethode‘) oder weiter Transfer (Anwendung von Wissen in neuer, unbekannter Situation, z.B. selbstständiges Erfassen des Inhalts eines Textes, mit oder ohne Vorgabe der Methode)
  • Problemlösen: Wissen ist nicht vorhanden, neues Wissen muss geschaffen werden; ein Problem soll gefunden / definiert werden, Lösung(en) entworfen, umgesetzt oder bewertet werden, z.B. mediale Umsetzung eines literarischen Texts als Fotostory, Film o.Ä.

5. Offenheit der Aufgabenstellung
Ein hoher Grad an Offenheit bietet großes Potential für kognitive Aktivierung, aber auch großen Spielraum für Verbleiben im sicher Gekonnten und für Beliebigkeit.

  • definiert und konvergent: eindeutige(r) Arbeitsauftrag / Fragestellung, eine gesuchte und richtige Lösung
  • definiert und divergent: eindeutige(r) Arbeitsauftrag / Fragestellung, mehrere Lösungen/Lösungswege denkbar
  • nicht definiert und divergent: Ein Problem oder eine Situation wird vorgestellt, ein Arbeitsauftrag wird nicht gestellt, z.B. Vorgabe von Dossiertexten ohne Arbeitsauftrag

6. Kooperative Arbeitsformen
Da kooperative Aufgaben potenziell ein höheres kognitives Aktivierungspotenzial haben, sollten sie immer dann eingesetzt werden, wenn es inhaltlich sinnvoll und logistisch möglich ist.


7. Aufgabenstellung formulieren

a) Vorangestellte Lernziel- / Fragestellung: Zielformulierungen geben Auskunft darüber, was gelernt / geübt werden soll und können dabei helfen, den Beginn des Lernprozesses aktiv auf das Ziel auszurichten.
b) Sprachlogische Komplexität:

  • einfach: kaum Text, Satzreihenfolge entspricht der Bearbeitungsreihenfolge, einfache Haupt- und Nebensätze
  • mittel: Satzreihenfolge entspricht nicht immer der Bearbeitungsreihenfolge, z.T. irrelevante Informationen und komplexe Satzgefüge
  • hoch: Satzreihenfolge entspricht nicht der Bearbeitungsreihenfolge, die Sprache verdeckt die logischen Bezüge der Aufgabe, komplexe Satzgefüge und irritierende Formulierungen (z.B. doppelte Verneinungen, wenn-dann-Verknüpfungen)

Die letzten beiden Typen sind z.B. bei PISA-Aufgaben zu finden.

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