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M2.01 + M2.02

M 2.01

Bildquelle: Betendes Tier?

Aus: https://i.pinimg.com/originals/78/1b/96/781b960fa74b6e436d6db914ebe613bc.jpg (entnommen 14.10.2018)

 

M 2.02

Ob die Urmenschen bereits eine Religion hatten, wissen wir nicht. Vor 60 000 Jahren bestatteten aber Neandertaler ihre Toten (Bild 1). Wissenschaftler sind sich noch uneinig: Ist dies schon ein früher Beleg für Glauben an eine transzendentale Welt oder nur Ausdruck einer besonderen Hygiene?

Später begann der moderne Mensch, Homo sapiens, dem Neandertaler Konkurrenz zu machen: Er war vor rund 100 000 Jahren aus Afrika in den Nahen Osten gekommen, zog dort viele zehntausend Jahre lang mit seinen Familienverbänden durch die fruchtbaren Ebenen des Jordantals. Vor rund 40 000 Jahren kam er schließlich in weite Teile Europas.

Möglicherweise war es dieser Wettbewerb zwischen Neandertaler und Homo sapiens, der zu einer enormen Vielfalt von Kunstwerken und Werkzeugen inspirierte. Aus dieser Zeit, vor mehr als 30 000 Jahren, stammen Funde aus Mittel- und Südeuropa von sogenannte Chimären (Bild 2) – Mischwesen aus Mensch und Tier – und Höhlenzeichnungen mit prächtigen Tierbildern: Sind dies etwa Hinweise auf schamanistische Visionen? Als Schamanen werden Menschen bezeichnet, welche sich als Mittler zwischen Sinneswelt und der Welt der Geister sahen, die bei ekstatischen Ritualen angeblich ins Jenseits „reisten" und dabei merkwürdige Dinge sahen.

Für manche Wissenschaftler verbirgt sich hinter diesen Kunstwerken, die zu den frühesten der Menschheit zählen, der Anfang der Religion. Aber auch das bleibt Spekulation.

(Bild 3a) Die umherziehenden Jäger und Sammler begannen Orte durch riesige aufgerichtete Steine, sogenannte Stelen, zu kennzeichnen. Der älteste und bisher berühmteste Steinkreis, Göbekli Tepe, liegt in der Türkei und ist fast 11 000 Jahre alt. (Bild 3b) Forscher halten diesen besonderen Ort vielleicht für den ersten bekannten Tempel. Wir wissen nicht, woher die noch umherziehenden Stämme die Fähigkeit besaßen, die zum Teil 20 Tonnen schweren und bis zu 6m hohen Steine zu transportieren und aufzurichten. Wir können aber feststellen, dass in der Nähe dieser Orte Menschen anfingen, sich niederzulassen und solche Figuren (Bild 3c) herzustellen.

Vor rund 7000 Jahren wurden riesige Tempel sowohl überirdisch, wie auch unterirdisch gebaut. Noch immer findet man auf Malta Zeugnisse davon (Bild 4).

Mit dem Zusammenleben von mehreren Sippenverbänden wurde der Ruf nach einer Expertenschicht, die Rituale und Regeln festschrieb, und der Ruf nach einem gemeinsamen Anführer laut: Das Königtum und die ersten „Hochkulturen“ entwickelten sich vor etwas mehr als 4000 Jahren in Mesopotamien und Ägypten (Bild 5).

Nun veränderte sich das religiös-kulturelle Denken der Menschen, das sich auf die weitere Geschichte bis zu Jesus und Mohammed auswirken sollte. In der Zeit zwischen 900 und 200 vor Christus, die als „Achsenzeit“ bezeichnet wird, wurden die kriegerischen Götter droben im Himmel durch eine Suche nach eigener persönlicher Erleuchtung und Gottesbeziehung abgelöst. Dies beeinflusst bis heute unser Denken und ethisches Handeln: Es entwickelten sich die großen Glaubensrichtungen und philosophischen Systeme. Der Hinduismus reformiert sich, der Buddhismus entsteht, in Griechenland orientiert sich die Philosophie an der Vernunft.

Der Monotheismus, der Glaube an die Existenz nur eines einzigen, allesbeherrschenden Gottes, der unbedingte Gefolgschaft fordert, gewinnt im Nahen Osten eine beherrschende Gestalt (Bild 6). Zunehmend rückt die Tugend des Mitgefühls und die individuelle Erlösungsbedürftigkeit des Menschen ins Zentrum.

Heute existieren auf unserem Planeten Abertausende von Glaubenssystemen und religiösen Kulten. Offenbar kommt keine Gesellschaft ganz ohne Religion aus.

Quellen: Bischoff, Jürgen/ Engeln, Henning: Wie der Glaube in die Welt kam; in: GEO kompakt 16 (2008); S. 24 -40.

Vgl. auch Antes, Peter: Grundriss der Religionsgeschichte. Von der Prähistorie bis zur Gegenwart; in: Andresen, Carl/ Kaiser, Otto/ Jetter, Werner et. al. (Hg.): Theologische Wissenschaft. Sammelwerk für Studium und Beruf; Bd. 17; Stuttgart – Berlin – Köln

 

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