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Indessen verdienen zwei Stellen noch besonders hervorgehoben zu werden: 6,50-52 und 8,14-21. Einmal zeigen sie uns so ausgezeichnet, was Markus den Jüngern zuzutrauen vermag. Und viel wichtiger, als die Stellen zu streichen, ist es in der Tat, aus ihnen den Autor besser kennen zu lernen. Sodann ist es immer besonders zu schätzen, wenn wir einmal geradezu erklären können: hier sehen wir, wie der Autor aus seinen Vorstellungen Geschichte macht. Und das ist hier möglich.

Volkmar sagt widerholt, der Evangelist schildere den »Blödsinn« der Jünger. Das ist derb, aber sachlich zutreffend. In der Tat legt er ihnen 6,52 ausdrücklich den Unverstand bei, sie hätten nach der vorangegangenen Speisung noch nicht gemerkt, dass Jesus Wunderkraft besitze. Denn anders kann die Stelle nicht gefasst werden. Die Schlussbemerkung sagt auch ganz bestimmt: ihr Herz war verstockt. Ebenso stark ist es, wenn sie beim Sauerteig der Pharisäer und des Herodes meinen, Jesus hätte ihren Mangel an Brot im Auge. Man denke sich das Bild der wirklichen Jünger und lege ihnen die Vorstellung bei, Jesus wolle sie warnen, von »den« Pharisäern oder von Herodes Sauerteig zu holen! Dabei kehrt die andere Vorstellung wieder. Jesus setzt voraus, dass sie hm nicht zutrauen Brot zu schaffen (8,17). Sie haben eben in ihrer Verhärtung sogar beide wunderbare Speisungen ganz vergessen, und doch müssen sie sich unter den Fragen Jesu daran erinnern. Wie kommt es, dass eigentlich Niemandem recht bewusst ist, dass solche Dinge in unserem ältesten Evangelium zu lesen sind?

Arbeitsauftrag: Arbeitet heraus, wie Wrede die Jünger im Mk-Ev versteht.

 

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In der weisheitlichen Tradition Israels meinte man noch: »Böse Leute verstehen nichts vom Recht; die aber nach dem Herrn fragen, verstehen alles« (Prov. 28,5). Nur hatte diese fromme Gewissheit nicht lange Bestand. Hiob antwortete darauf: »Wer will aber den Donner seiner Macht verstehen?« (Hiob 26,14). Gott verstehen? Wäre ein verstandener Gott noch ein Gott? Das Nichtverstehen Gottes konnte kein Zufall sein. Deswegen meinte Jesaja, es sei von Gott gewollt: »Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihren Herzen…« (Jes 6,10). In dieser Tradition konnte man (vermeintlich) verstehen, warum Christus nicht verstanden wurde, zumindest von seinen Jüngern ebensowenig wie von seinen übrigen Zeitgenossen. So legte ihm der verspätete Evangelist Matthäus in den Mund: »Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht« (Matt 13,13). Christus auf diesem Wege doch noch zu verstehen, scheint selbstwidersprüchlich. Seine »Rätselrede« in Gleichnissen wird im Rückblick für alle Spätgeborenen vermeintlich transparent, als wäre ihnen alles klar. Um den Preis allerdings, dass die >drinnen< auf einmal>alles verstehen<, die>draußen< aber nie und nichts. Es rettet einen heiligen Rest der Verstehenden, der Erleuchteten; die Anderen aber bleiben draußen im Dunkel. – Wenn es denn so einfach wäre. Als wären die Erleuchteten transparente Geister, in denen nichts mehr Dunkel ist und denen nichts mehr dunkel bleibt.

Arbeitsauftrag: Arbeitet heraus, wie Stoellger erklärt, warum Jesus nicht verstanden wurde.

 

Unterrichtssequenz: „Die Bibel öffnet Räume“: Herunterladen [docx][2 MB]

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