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Teil 2: Schreibprojekt

Als erstes Schreibprojekt, das ohne größeren organisatorischen Aufwand und ohne inhaltliche Vorarbeit, gleichzeitig aber eingebettet in einen realen Arbeitskontext zu realisieren ist, wird vorgeschlagen, in Teams von jeweils vier Schülern Reportagen über die Schulmensa (alternativ – falls keine Mensa vorhanden – das Schulleben in der großen Pause) schreiben zu lassen.

Bei diesem Projekt zieht der Lehrer sich auf eine Organisations- und Beratungs-funktion zurück, während die Schüler weitgehend selbstständig alle Phasen eines realen Schreibprozesses durchlaufen:

  • die Vorbereitungsphase
  • die Recherchephase
  • die Formulierungsphase und
  • die Überarbeitungsphase.

Damit den Schülern bewusst wird, dass Schreiben eine Service-Leistung für Dritte ist, sollte unbedingt auch eine Veröffentlichung eingeplant werden. Z. B. könnten alle Reportagen der Redaktion der Schülerzeitung eingereicht werden, mit der Bitte, die gelungenste Arbeit zu veröffentlichen. Später könnten die Schülerredakteure der Klasse erläutern, aufgrund von welchen Kriterien die Auswahl stattfand. Die restlichen Reportagen könnten für einige Zeit auf der schuleigenen Homepage veröffentlicht oder in einem Schaukasten ausgestellt werden. Oft ist auch eine Veröffentlichung in der lokalen Presse möglich, z. B. auf der Jugendseite.

Dieses Schreibprojekt bringt viele nachhaltig wirksame Aspekte mit sich:

  • Die Prozesshaftigkeit des Schreibens wird durch den äußeren Handlungszusammenhang bewusst.
  • Die Schüler schreiben für „echte“ Leser und nicht für den Lehrer. Die kommunikative Funktion des Schreibens wird deutlich.
  • Sie schreiben ein konkretes Produkt. Dadurch werden die Schreibmotivation und die Identifikation mit dem eigenen Produkt gestärkt.
  • Durch die Überarbeitungsphase wird die Reflexion über eigene wie fremde Texte gefördert.
  • Die Vorgehensweise bei diesem Projekt kann auf andere Projekte übertragen werden, insbesondere auch auf außerunterrichtliche und fächerübergreifende Unternehmungen. Das Projekt gewinnt so Modellcharakter.

Zur Vorbereitungsphase:

In dieser Phase werden die organisatorischen Fragen geklärt und inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Es können antizipatorische Überlegungen in Bezug auf die intendierten Leser vorgenommen werden.

Zur Organisation der Schreibteams:

Vierer-Gruppen haben sich bewährt, weil innerhalb der Gruppe eine entlastende Binnendifferenzierung stattfinden und durch eine gewisse Spezialisierung jeder mit seinen individuellen Stärken optimal zum Gelingen beitragen kann. So könnte ein Zweier-Team sich auf Interviews spezialisieren und ein anderes Zweier-Team beobachtend agieren.

Eine Möglichkeit, um einmal die Gruppen nicht nach der Sitzordnung bzw. nach der Sympathie zu bilden, bietet sich hier besonders an, indem man die Schüler sich selbst bestimmten, euphemistisch umschriebenen Typen gemäß ihren jeweiligen Stärken und Neigungen zuordnen lässt (z. B. der kontaktfreudige Gesprächsführer, der einfühlsame Beobachter, der exakte Protokollant, der kreative Texter), um dann die Gruppen gemeinsam so zu bilden, dass alle Typen in jeder Gruppe vertreten sind. Man könnte natürlich auch losen. Auf diese Weise würden Schüler miteinander arbeiten, die sonst nicht oft zusammenkommen, eine Möglichkeit, den Klassengeist zu stärken bzw. eine als gut eingeschätzte Klassengemeinschaft weiter zu fördern.

In diesem Fall spielt die inhaltliche Vorbereitung keine große Rolle, sodass sie genügend berücksichtigt wird, wenn die Schüler gründlich über den Adressaten nachdenken. Zur Leserantizipation bietet sich die Cluster-Methode an. Dazu wird auf einem großen Blatt die Adressatengruppe als Schreibimpuls in der Mitte eingekreist. Alle Teammitglieder schreiben ihre Ideen und Assoziationen auf und verbinden ihre Begriffe auch visuell mit dem Kernwort. Daraufhin können auch Begriffe der anderen Impulse zum Weiterentwickeln der Gedanken sein. Es entsteht buchstäblich ein Bild der Adressatengruppe. Im zweiten Schritt soll dieses Bild gegliedert und strukturiert werden, sodass ein Zielgruppenprofil des Adressaten entsteht. Der Leserbezug ist besonders dann gewährleistet, wenn die Schüler vorwegnehmen, was der Leser für einen Bezug zum Thema haben könnte, z. B.

  • Wie nah oder fern steht mein Leser dem Thema?
  • Wie vertraut ist ihm der Kontext?
  • Was könnte meinen Leser an meinem Thema interessieren?
  • Wie könnte ich ihn zum Lesen motivieren?
  • Auf welche Fragen könnte er in meinem Text Antworten suchen? 

Die Cluster-Methode eignet sich auch sehr gut für eine inhaltliche Vorbereitung.

Zur Recherchephase:

Für die Recherche sollte man den Schülern etwa eine Woche Zeit geben, da sie in den Mittagspausen und in einer Freistunde oder zu einer anderen Zeit (Hintergrundinterviews mit Lehrern oder Mensapersonal) erfolgt. In dieser Woche sollten sie wegen ihrer Mehrbelastung keine HA bekommen.

Zur Formulierungsphase:

Das Schreiben erfolgt nach der Gliederungsarbeit am besten im Computerraum. So kann man bequem Geschriebenes löschen, ergänzen sowie korrigieren und umstellen. Ebenso wichtig ist die Rechtschreibungskontrollmöglichkeit. Der Lehrer kann auf Nachfrage kleinere Tipps oder Rückmeldungen geben.

Um den Text auf das Wesentliche zu reduzieren und einen roten Faden zu finden, kann die sog. „Fingertechnik“ helfen. Bei diesem Verfahren zählt der Schreiber die Hauptaussagen seines Textes an den Fingern einer Hand ab, bevor er anfängt zu schreiben. Dies kann natürlich nur eine Ergänzung der Gliederungsarbeit sein.


Zur Überarbeitungsphase:

Die Überarbeitung erfolgt in zwei Phasen durch die Mitschüler bzw. durch den Lehrer. Danach haben die Autoren jeweils die Möglichkeit der Korrektur.

Für diese Phase eignet sich besonders die Methode der Textlupe . Die Schüler arbeiten schriftlich in ihren Vierer-Gruppen mithilfe eines strukturierten Kommentarbogens auf der Rückseite der fotokopierten und mit Zeilenzählung versehenen Reportage. Der Kommentarbogen besteht aus drei Spalten:

  1. Positive Anmerkungen
  2. Fragen und Kritikpunkte
  3. Verbesserungsideen

Jeder Schüler der Gruppe erhält eine andere Reportage und trägt in die Spalten seine Beobachtungen ein. Der Text wird mit der Tabelle so lange weitergereicht, bis alle Schüler der Gruppe dazu Stellung genommen haben.

Dabei sind die Regeln des Feedbacks zu beachten. In der ersten Spalte wird die Arbeit zunächst gewürdigt. Die Schüler lernen, das Positive auszusprechen. In der zweiten Spalte zeigt der Leser sein Interesse. Seine Fragen dokumentieren seine Nähe zum Text. Er notiert, was ihm auffällt, was ihn stört. Spätestens in der dritten Spalte muss er konstruktiv tätig werden, Vorschläge auch schriftlich formulieren und damit punktuell in die Rolle des Schreibers wechseln. Grundlage des Gegenlesens ist der im ersten Teil entstandene Merkmalskatalog. Die Autoren entscheiden, ob die Überarbeitungsvorschläge ganz, teilweise oder gar nicht umgesetzt werden.

Diese Überarbeitungsphase fördert (ähnlich wie schon im ersten Teil) das Lernen von Selbstständigkeit, Eigenverantwortung sowie Kritik- und Urteilsfähigkeit. Außerdem stellt sie einen authentischen Anlass für den Lernbereich der Sprachreflexion dar, da die Schüler über sprachliche und inhaltliche Merkmale von Texten nachdenken. Der Austausch über Textmerkmale fördert zugleich die Entwicklung der Sprachbewusstheit. Zudem bildet sich so sukzessive ein meta-linguistisches Fachvokabular aus.

Der Lehrer sollte seine Lektüre nicht mit einer Benotung verknüpfen, da die Schüler sonst nicht wissen, für welchen Adressaten sie eigentlich schreiben. Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, dass ein letztes Gegenlesen durch den Lehrer stattfindet, auch damit er sich ein Bild vom aktuellen Stand der Schreibkompetenz seiner Schüler machen und daraus Schlussfolgerungen für die weitere Unterrichtsarbeit ableiten kann. Er kann für seine Rückmeldungen auch die Form der Textlupe benutzen, wobei die Schüler die Freiheit haben sollten, damit genauso umgehen zu dürfen wie mit den Rückmeldungen der Schüler. Allerdings sollten die Autoren dazu verpflichtet werden, alle vom Lehrer angestrichenen Mängel im Bereich der Sprachrichtigkeit zu verbessern.

Fortführungsmöglichkeiten

  • Stilübungen zum Thema „verständlich formulieren“
  • Besuch einer Zeitungsredaktion
  • Schwierigere Schreibaufgabe: Recherche eines naturwissenschaftlichen Themas mithilfe des Internets oder eine außerunterrichtliche Unternehmung, z. B. Museumsbesuch oder Betriebserkundung, auch als fächerübergreifendes Projekt
  • Textanalyse von professionellen Reportagen
  • Neue Textsorte: Glosse (z. B. Das Streiflicht) → Satire

Als LZK schon nach dem ersten Schreibprojekt könnte man die Schüler mithilfe eines vorgelegten Interviews eine Reportage verfassen lassen. Ein Beispiel dazu findet sich in „Wissen und Können 9/10“ (Cornelsen Verlag) auf S. 28.


M 1 [5]

Text Bundeswehr


M 2 [6]

Text Florent


M 3 [7]

Text Alltäglicher Wahnsinn


M 4

Jesus als Superstar auf der Haller Treppe

„So klein; und du willst König sein?“ Während kalte Regentropfen auf den geschundenen Körper  des philippinischen Jesus-Darstellers Romeo Y. Salazar niederprasseln und die Musik anzuschwellen beginnt, bekommen einige der mehr als tausend tropfnassen Zuschauer eine Gänsehaut. Hoch oben auf dem Podest stehend schaut Pilatus verächtlich auf den kleinen König der Juden herab.

Was uns als Zuschauer mit fasziniert, ist die neuartige Darstellung Jesus’ bei den diesjährigen Freilichtspielen in Schwäbisch Hall. Nicht als unantastbarer Heiliger, sondern eher als trauernder, zweifelnder und verzweifelnder Mensch. Man nimmt ihm in diesem Stück seinen Heiligenschein und gibt ihm stattdessen eine gewisse Menschlichkeit.

Eine gewisse Ähnlichkeit zur Jesusdarstellung lässt sich zu den Aufgaben des Regisseurs bei einem Musical ziehen. Im Theater hat der Regisseur die absolute Führung inne. Er bestimmt über die Gestaltung des ganzen Stückes. Bei einem Musical ist die Aufgabe eines Regisseurs eine andere. Denn hier ist eine starke Aufgabenteilung gegeben.  Bei einem Musical greifen die Komposition, die musikalische Leitung, die darstellerische Inszenierung und die Choreographie stark ineinander. Dadurch stellt sich natürlich die Frage, welchen künstlerischen Spielraum ein Regisseur bei einer Musicalinszenierung denn überhaupt noch hat?

Helmut Schorlemmer ist ein solcher Regisseur und leitet schon seit nunmehr 12 Jahren Auftritte auf der Freilichttreppe in Schwäbisch Hall. Für ihn ist die Botschaft des Stückes „Jesus Christ Superstar“ eine Frage: „Es ist interessant sich die Frage zu stellen, warum einer für alle sterben musste.“ Unter anderem vergleicht er die Reaktion des Judas mit Menschen in Extremsituationen, wie zum Beispiel Politiker zur Zeit des Nationalsozialismus. Menschen, die unter Druck gestellt werden, neigen dazu opportunistisch zu reagieren. Das sind eben Themen, die niemals veralten, und deshalb sieht der Regisseur kein Problem, dieses Stück in der heutigen Zeit zu spielen.

Angesprochen auf Beispiele des künstlerischen Freiraums beim Musical Jesus Christ Superstar beschreibt er die Szene, in der Jesus vor Pilatus steht: Der selbstsichere Pilatus steht auf der höchsten Stufe der Treppe, was symbolisch für seine Machtstellung steht. Durch die Reden Jesus’ verunsichert sinkt seine Macht und Helmut Schorlemmer stellt ihn unterhalb des Jesus auf. Angefeuert von der Menge , die die Kreuzigung Jesus fordert, steigt Pilatus unvermittelt wieder die Treppe hinauf, um, wieder auf der Höhe seiner Macht, seine Hände in Unschuld zu waschen.

Weitere Beispiele sind bei der Aufführung des Musicals zuhauf zu erkennen. In der Kreuzigungsszene steht erwartungsgemäß der Gekreuzigte im Mittelpunkt. Doch durch die Dunkelheit der Szenerie wird eine düstere Stimmung erzeugt, die ein Lichtstrahl wie ein Hoffnungsschimmer durchschneidet. Wirkungsvoll wird der Körper von hinten mit Scheinwerfern beleuchtet, die Lichtstrahlen scheinen quasi durch ihn durch und weisen ihm den Weg in den Himmel.


M 5 [8]

Merkmale der Reportage

„Eine Reportage ist, wenn ein Reporter dabei war und man das spürt.“ So hat eine Schülerin einmal die Frage, was eine Reportage sei, beantwortet. Damit ist eigentlich alles gesagt. Die Reportage ist ein tatsachenbetonter, aber persönlich gefärbter Erlebnisbericht. Sie vermittelt, was der Reporter erlebt und beobachtet hat, so konkret und anschaulich wie möglich, so dass auch die Leser den Eindruck haben, „dabei“ gewesen zu sein.

Die Reportage …

  • beginnt ohne Vorrede mit einer kleinen Szene, einem Bild, einem Zitat, einem Rätsel, einer provokativen oder paradoxen Aussage.
  • folgt nicht chronologisch dem Ablauf der Ereignisse (Recherche), sondern
  • wechselt zwischen Sachinformationen und (kurzen) Beschreibungen (z.B. Aussehen, Kleidung, Auftreten des Gesprächspartners), Stimmungsbildern oder Szenen.
  • bringt (mehrere) wörtliche Zitate
  • endet nicht mit einer Zusammenfassung oder „Moral von der Geschicht“, sondern mit einer treffenden Aussage, Szene oder Beobachtung.
  • enthält weder Ich-Aussagen noch Kommentare (explizite Wertungen) des Autors.

M 6

Text: Wo FeilenFlügel bekommen

  


M 7 [9]

Text Badewanne


M 8 a [10]


M 8 b [11]

Text Lachs kommentiert


M 9 [12]

Text: Treffpunkt Dunsum


ext: Treffpunkt  2


ext: Treffpunkt Dunsum 3


[5] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[6] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[7] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[8] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[9] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[10] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[11] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.

[12] Der Text wurde aus den Fortbildungsmaterialien des IZOP-Instituts in Aachen entnommen.