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Studienreisen in der Kursstufe


Sollten die Studienreisen in der Kursstufe beschränkt werden?
Unbedingt!

Fahrten, die zu Fern- und Luxusreisen ausarten, sind unangemessen. Reisen zum „Teutonengrill“ nach Rimini oder Mallorca lassen sich wohl kaum noch mit dem geforderten Bildungswert einer Studienreise vereinbaren. Aufgeblähte Auslandsziele, die mit dem Vokabular aus der Werbebranche zu Projekten der Völkerverständigung aufgemotzt werden, bestehen größtenteils nur aus oberflächlichen Sightseeing-Touren, die als Alibi-Veranstaltung für nächtliche Fun-Aktionen herhalten müssen. Ebenso sind aufwendige Skireisen aus ökonomischen und ökologischen Gründen abzulehnen. Solche Angebote sind ein Spiegelbild der passiven Konsumhaltung der deutschen Wohlstandsgesellschaft und haben in der Schule überhaupt nichts verloren. Jugendliche sollen lernen, dass man sich einen bestimmten Lebensstil verdienen muss, anstatt selbstverständlich zu konsumieren. Eine mühelose Erfüllung von Wünschen führt nur zu einer Anspruchshaltung, die sich im späteren Leben negativ auswirkt. Die Eltern sollten den Mut aufbringen, sich gegen den Wunsch und Willen des eigenen Kindes auszusprechen oder sich gegen wortgewaltige Miteltern durchzusetzen. Geheime Abstimmungen am Elternabend können da hilfreich sein. Teure Fahrten bergen die Gefahr sozialer Auslese, wenn Schülerinnen oder Schüler aus Kostengründen zu Hause bleiben müssen. Kinder aus finanziell schlechter gestellten Familien werden auf diese Weise ausgegrenzt. Dies fördert nicht das Solidaritätsgefühl unter den Schülern. Eine Zweiklassengesellschaft deutet sich an. Schulreisen sind nicht Nachwuchsförderung für Pauschaltourismus, sondern Bildungsveranstaltungen mit einem pädagogischen Auftrag, der sich viel besser in der näheren Umgebung in erschwinglichen Unterkünften erfüllen lässt, zum Beispiel in einer der über 600 deutschen Jugendherbergen oder den rund 500 Naturfreundehäusern. Beim Wandern durch den Schwarzwald oder auf dem Elbe-Radweg abseits der bekannten Tourismus-Hochburgen lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur ihnen bisher verborgen gebliebene „Schätze der Heimat“ kennen, sondern sie gewinnen auch genügend Zeit und Ruhe, um sich als Gruppe zu finden und zusammen mit ihren Lehrern ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.


Sollten die Studienreisen in der Kursstufe beschränkt werden?
Auf keinen Fall!

Im Schulleben sind Studienfahrten ein Meilenstein für die Entwicklung der Jugendlichen. An ihre letzte Schulreise erinnern sich die Schülerinnen und Schüler ihr Leben lang. Diese Fahrten sind nicht nur eine wertvolle Ergänzung des Unterrichts als eine ganz andere Form der Wissensvermittlung, sondern sie fördern auch den Gemeinsinn und das gegenseitige Verstehen zwischen Lehrern und Schülern. Wenn man in Barcelona die einzigartige Jugendstilarchitektur von Gaudí kennenlernt oder zum ersten Mal in Wien ein Konzert besucht oder in Rom über das Forum Romanum schlendert, sind dies Bildungserlebnisse, die man nie vergisst. Die Schule wird zu einem fliegenden Klassenzimmer. Gerade für Schülerinnen und Schüler aus den sogenannten bildungsfernen Schichten stellen solche Angebote eine einmalige Chance dar. Wer soll ihnen sonst den Weg in die Welt der Museen, Theater und Monumente weisen, wenn nicht die Schule? In einer modernen schülerorientierten Bildungslandschaft sollte es auch selbstverständlich sein, die Schülerinnen und Schüler bei der Auswahl der Reiseziele mitentscheiden zu lassen. Die Jugendlichen wünschen als Ziel für ihre Abschlussfahrten das Ausland. Dort wollen sie sich auch noch einmal intensiv als Gemeinschaft erfahren und bevorzugen deshalb Reisen mit Disco und anderen Spaßangeboten. Die Lehrer, die mit ihren Schülern wandern oder sie ins Museum führen, aber auch einmal eine Disco besuchen, haben auf Grund der verbindenden Erlebnisse weniger Disziplinschwierigkeiten, was sich positiv auf den Lernwillen der Schüler auswirkt. Schließlich haben die Schüler gesehen, dass ihre Lehrer auch nur ganz normale Menschen sind, die genauso fröhlich feiern können. Das oft beklagte Problem, dass manche Eltern in finanzielle Engpässe geraten, lässt sich leicht lösen, wenn man bewusst mehrere, auch unterschiedlich teurere Reisen anbietet, so dass für jeden etwas zu finden ist. Und wenn es wirklich einmal ganz eng wird, stehen ja mittlerweile in allen Schulen Fördervereine bereit, um mit ihren Zuschüssen mögliche Benachteiligungen auszugleichen.