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Kalter Krieg: Plakat zum Korea-Krieg

Alfred Beier-Red, Plakat, Schluß mit dem amerikanischen Krieg in Korea! , 59 x 85 cm, DDR 1950.

  http://neue-saechsische-galerie.de/typo3temp/pics/91fe4aacbf.jpg

Feststellung formaler Merkmale:

  • Quelle : http://www.dhm.de/magazine/plakate/schluss_damit/aggregatzustaende3.htm
  • Titel : „Schluß mit dem amerikanischen Krieg in Korea!“
  • Zeichner : Alfred Beier-Red (s. Signatur oben rechts) – [Zusatzinformationen zum Zeichner: Beier-Red war Mitbegründer der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands und während des Zweiten Weltkrieges Pressezeichner für die "Prawda" und in der DDR dann langjähriger Leiter der Sektion Karikatur im Verband Bildender Künstler der DDR (Quelle: dhm)]
  • Entstehungsdatum : 1950 / nach Beginn des Korea-Krieges (25. Juni 1950)
  • Maße : 59 x 85 cm (eher ungewöhnliches Querformat)
  • Inschrift unten links ist nicht zu entziffern

Beschreibung des Dargestellten und der Gestaltungsweise:

  • Ausschnitt der Weltkugel, einzig Korea ist in seinen Umrissen (und durch die Beschriftung) zu erkennen;
  • insgesamt heller Hintergrund, der „Himmel“ über Korea ist aber schwarz dargestellt, die Ränder dieser schwarzen Fläche sind ausgefranst;
  • während der Rest der Weltkugel grün, gelb, blau gezeichnet ist, ist Korea braun eingefärbt;
  • ein Schatten fällt quer über den Erdball auf Korea: es ist der Schatten eines Armes, der in weißen Hemds- und schwarzen Jackettärmeln steckt: der gelbe (goldene?) Manschettenknopf trägt das Dollarzeichen;
  • an jeder Fingerspitze der (gift-)gelben Hand befindet sich jeweils eine rote Bombe – diese schwerbewaffnete Hand ist wie zu einer Kralle gereckt und droht sich im nächsten Augenblick auf Korea zu stürzen;
  • fünf weitere Hände, fleischfarben, aus verschiedenen Richtungen ins Bild ragend, versuchen die gelbe Hand von ihrem Vorhaben abzuhalten: zwei sind zur Faust geballt, zwei umfassen mit festem Griff das Handgelenk, die fünfte ist abwehrend mit ausgestreckten Fingern erhoben und versucht durch diese Geste Einhalt zu gebieten;
  • die Jackenärmel dieser fünf Hände sind grau gezeichnet und wirken eher schlicht, nur aus einem ragt ein weißer Hemdsärmel hervor;
  • neben der Signatur des Künstlers und der Länderbezeichnung „Korea“ gibt es nur ein weiteres Textelement, den leicht von links nach rechts aufwärts steigend, in drei Zeilen unterschiedlicher Länge angeordneten Schriftzug „Schluß mit dem amerikanischen Krieg in Korea!“, wobei die Wörter „amerikanisch“ und „Krieg“ rot geschrieben sind, während der Rest in schwarzen Buchstaben gesetzt ist.

Erklärung im historischen Kontext:

  • [nähere Ausführungen zum Kontext: Korea-Krieg ]
  • Das Plakat kann maximal ein halbes Jahr nach Beginn des Korea-Krieges entstanden sein.
  • Die Sicht des Künstlers – als Künstler-Funktionär pro-sowjetischer und sozialistischer Provenienz – kann als übereinstimmend mit der offiziellen Sicht der DDR auf den Korea-Konflikt angenommen werden:
  • Die USA sind im Zeichen von Kapitalismus und starker Militärgewalt eindeutig die Aggressoren in diesem Konflikt – Korea wäre diesem Aggressor hilflos ausgeliefert, gäbe es nicht eine Allianz von – allerdings nicht als militärisch bewaffnet dargestellten – Verbündeten, die gemeinsam und entschlossen die USA von ihrem Vorhaben abhalten.
  • Diese Sichtweise wird gestützt und verstärkt durch die Unterschrift und deren farbige Hervorhebungen.
  • Die entschlossenen Gegner der USA lassen sich deuten als eine Allianz kommunistischer bzw. sozialistischer Staaten – insbesondere der Sowjetunion und Chinas, aber wohl auch der zumindest propagandistisch aktiven DDR. – So lassen sich die Hände als Politikerhände und Arbeiterfäuste deuten – im Gegensatz dazu steht die mechanisch und unmenschlich wirkende gelbe Hand der USA …
  • Beide Seiten üben zwar Gewalt aus, allerdings erscheint die Gewalt der USA als arglistig, brutal, bewaffnet, animalisch oder monströs, während die Gewalt der fünf anderen Hände eine defensive, eine der Aggression Einhalt gebietende – und damit gerechtfertigte - Gewalt ist.
  • Gesamtaussage : Das Plakat zeigt den Korea-Krieg als ein von den USA an einem wehr- und arglosen Land begangenes Verbrechen. Hierbei scheint die eigentliche Motivation für dieses Verbrechen im System des Kapitalismus grundgelegt zu sein. Die kommunistischen Staaten schützen gemeinsam Korea und halten die USA – in letzter Minute – in aller Entschlossenheit und Einmütigkeit von ihrer Tat ab.

Beurteilung / Bewertung:

  • Intention : Der Zeichner – hier stellvertretend für die DDR-Propaganda – nimmt den Kriegsherd in Südostasien zum Anlass, die USA als Aggressor anzuklagen und gleichzeitig zur Solidarität mit den betroffenen Ländern auf, in diesem Fall mit Korea im Speziellen und mit den eingreifenden Mächten im Allgemeinen.
  • Wirkung : Die Wirkung auf den zeitgenössischen Betrachter dürfte aufgrund der spannungsreichen, dynamischen Darstellung, dem geschickten Einsatz der Farbgebung, der detailreichen Malweise (Adern auf den Händen, Lichtschimmer auf den Bomben) und dem knappen, aber ebenfalls farblich bewusst gestalteten Text, der die bildliche Aussage noch einmal verstärkt, groß gewesen sein. Das klare Freund – Feind – Verhältnis, die eindeutige moralische Wertung laden den Betrachter gerade zu Beginn des Korea-Krieges, fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, erfolgreich zur Identifikation ein.
  • Quellenwert des Plakates : Das Plakat ist ein typisches Propaganda-Produkt des Kalten Krieges, dem als solches ein hoher Quellenwert zukommt, da sich hier wesentliche Elemente der Selbststilisierung und der Feind-Stereotype aufzeigen lassen. – Eine objektiv auch nur halbwegs haltbare Aussage zum Korea-Krieg bietet es nicht, da wesentliche Aspekte keinerlei Erwähnung finden, sei es die bereits vorher stattgefundene Teilung des Landes am 38. Breitengrad (der überhaupt nicht gekennzeichnet ist), sei es die Tatsache, dass der Norden den Süden überfallen hat, sei es, dass Nord-Korea, die Sowjetunion und besonders China ebenfalls enormes militärisches Potenzial eingesetzt haben oder dass die USA im Rahmen mehrerer UN-Mandate und gemeinsam mit zahlreichen anderen Mächten aktiv waren oder schließlich, dass das kommunistische Lager – insbesondere die Sowjetunion und China – keineswegs so einmütig agiert haben, wie es die Darstellung nahelegt.
  • Bewertung : Abschließend lässt sich sagen, dass es sich bei diesem Plakat um ein aussagekräftiges, vermutlich wirkungsmächtiges Propagandaplakat handelt, das es auf geschickte Weise – in der Kombination von Bild, Text und Farbgebung – versteht, seiner Intention gerecht zu werden. So stellt es in einem Bild konzentriert die Sichtweise des Ostblocks auf den Konflikt mit den USA und ihren Verbündeten am Beispiel des Korea-Krieges dar. – Den historischen Gegebenheiten wird es in seiner starken Parteilichkeit und dem – sich daraus ergebenden - Verschweigen wesentlicher Sachverhalte nicht gerecht.

 

Interpretation eines Plakates zum Korea-Krieg: Herunterladen [docx][21KB]